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Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen

Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen

Titel: Sarah Dearly Bd. 5 - Verliebt, verlobt, verbissen
Autoren: Michelle Rowen
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konnte den Blick nicht von der köstlichen Stelle direkt über dem speckigen Kragen von Glatzes Lederjacke abwenden. »Wieso gebe ich euch nicht noch eine Chance? Wenn ihr jetzt geht und versprecht, nie mehr einen Vampir zu töten, haben wir kein Problem.«
    Der Glatzkopf lachte laut. »Wofür zum Teufel hältst du dich, Zicke ?«
    »Ich bin die Schlächterin der Schlächter, Glatzkopf . Hast du noch nie von mir gehört?«

    Als er meinen berühmten Spitznamen hörte, hielt er einen Moment inne. Seine Augen weiteten sich etwas, und er trat einen Schritt zurück, so dass er mich im Ganzen betrachten konnte: von meinen kniehohen schwarzen Stiefeln mit den flachen Absätzen – sie waren modisch, und man konnte zugleich gut in ihnen laufen; eine unverzichtbare Kombination für jeden weiblichen Vampir -, vorbei an meiner lässigen, aber schicken Kleidung in Form eines schwarzen Rocks und eines silbernen Tanktops bis zu meinen schulterlangen braunen Haaren, die ich jetzt hinter die Ohren geschoben hatte. Da mir die Kälte nicht wirklich etwas ausmachte, hatte ich meinen Mantel im Club gelassen.
    Langsam breitete sich ein selbstbewusstes Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Ich habe gehört, dass dein Ruf nur ein Gerücht ist. Damit machst du mir also keine Angst. Die Frage ist nur: Bist du jung genug, dass eine Leiche zurückbleibt, wenn ich dich abschlachte? Ich brauche nämlich einen Beweis für meine Tat. Oder bist du älter, als du aussiehst?«
    Vampire sterben auf zwei unterschiedliche Arten. Die, die über einhundert Jahre alt sind, werden zu Glibber. Die, die unter einhundert Jahre alt sind, lassen eine Leiche zurück. Meinen neuesten Recherchen zufolge hatte das wohl etwas mit den menschlichen Lebenszeiten zu tun. Wenn Vampire ein Alter überschritten, das sie auf natürlichem Weg erreicht hätten, lösten sich ihre Leichen bei ihrem Tod auf. Sie hinterlassen bedauerlicherweise Flecken, die man nie mehr aus Teppichen oder Kleidung herausbekommt. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe es versucht.
    »Oh, das war ein Gerücht«, pflichtete ich ihm bei.
»Aber in letzter Zeit hat sich in meinem Leben einiges verändert. Ich bin nicht so hilflos, wie ich möglicherweise aussehe.«
    »Alles, was ich sehe, ist ein widerliches schwarzäugiges Monster, das sterben muss.«
    »Hohle Phrasen, Billardkugel .«
    »Ich bringe dich um.« Er hob den Pflock.
    »Lass ihn fallen«, sagte ich sehr entschlossen und ohne seinem Blick auszuweichen.
    Er ließ die Waffe sinken und starrte sie verwirrt an. »Was zum Teufel?«
    Es gehörte zu meinen Fähigkeiten als Nachtwandlerin, dass ich bei Menschen mit einem schwachen Willen das Bewusstsein kontrollieren konnte. Amy bezeichnete diese armen Würstchen als meine »Leibeigenen«. Und dieser Kerl hier vor mir besaß eventuell eine Menge Muskeln, aber zwischen seinen Schläfen befanden sich hauptsächlich Wattebällchen. Die Sache mit der Leibeigenschaft funktionierte zwar nicht bei jedem, aber wenn doch, war es ein netter Trick.
    »Wieso hast du sie gereizt?«, wimmerte Zottel. »Wir müssen hier weg, Mann. Sofort!«
    Anstatt auf den klugen Rat seines Freundes zu hören, stürzte sich Glatze auf mich. Ich packte seinen Hals, und als ich meine Fingernägel auf beiden Seiten seines Adamsapfels in die Haut grub, keuchte er.
    Mein Blickfeld verengte sich, und noch mehr düstere Nachtwandlerenergie strömte in meinen Kopf.
    Töte ihn doch , schlug mir jemand in meinem Kopf hilfsbereit vor.

    »Nenn mir einen Grund, wieso ich dich nicht umbringen sollte«, sagte ich gleichgültig.
    Der Jäger antwortete mit einem Gurgeln. Sein Gesicht lief dunkelrot an.
    Es wäre so leicht, diese armselige Kreatur wie ein lästiges Insekt zu zerquetschen.
    Dieser überraschend finstere, mörderische Gedanke verunsicherte mich etwas, und ich lockerte den Griff. Ich war kein Killer. Ich wollte diese beiden Kerle lediglich zu Tode erschrecken – natürlich nicht im wörtlichen Sinne -, bevor ich sie davonjagte.
    »Lass ihn los!«, flehte Zottel, der offenbar überzeugt war, ich würde seinem Freund mit einem Zucken meines Handgelenks den Hals aufreißen. »Bitte bring ihn nicht um. Bitte!«
    »Warum nicht?« Ich kämpfte mit meiner Selbstbeherrschung und wusste, dass daran der Nachtwandler in mir schuld war. Er wollte diesen Kerl wirklich umbringen. Schließlich scherten sich Jäger auch nicht darum, wen sie töteten. Wäre der Tod von Glatze denn wirklich ein so großer Verlust?
    Nun weinte Zottel hemmungslos.
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