Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samurai 3: Der Weg des Drachen

Samurai 3: Der Weg des Drachen

Titel: Samurai 3: Der Weg des Drachen
Autoren: Chris Bradford
Vom Netzwerk:
und wir kommen hier nicht weiter. Drachenauge finden wir sowieso nicht, lasst uns also gehen.«
    Er drehte sich um. Im selben Augenblick hörten sie hinter dem Buddha ein schlurfendes Geräusch.
    »Der Schwertschmied hat nicht Selbstmord begangen!«, krächzte eine im Dunkeln verborgene Gestalt.
    Die drei fuhren herum, um sich zu verteidigen. Eine bucklige alte Frau in einem zerschlissenen Gewand humpelte auf sie zu.
    »Verzeihung!«, rief Akiko erschrocken. »Wir wollten Sie nicht beim Beten stören.«
    »Beten!«, krächzte sie. »Ich glaube schon lange nicht mehr an Buddha. Ich habe geschlafen und ihr habt mich geweckt.«
    »Wir wollten gerade gehen«, erklärte Yamato und wich vor der verwahrlosten Alten zurück. Ihr Gesicht war von einer verlausten Kapuze verhüllt.
    Doch Jack blieb stehen. »Was haben Sie gerade über Kunitome-san gesagt?«
    »Du bist nicht von hier, Junge, nicht wahr?«, schnarrte die Alte. Sie schnüffelte und würgte. »Du bist ein Gaijin.«
    Jack ging nicht auf die Beleidigung ein. »Sie sagten, der Schwertschmied habe nicht Selbstmord begangen?«
    »Hat er nicht.«
    »Was ist also passiert?«
    Die Alte streckte eine knochige Hand aus, die aussah wie die Hand einer Leiche. Sie schwieg, aber die Aufforderung war unmissverständlich. Akiko griff in die Falten ihres Kimonos, holte eine Schnur mit Münzen heraus, machte eine davon ab und ließ sie in die wartende Hand fallen. Die Alte schloss hastig die Finger darum.
    »Er hat nicht Selbstmord begangen, aber er wurde durch sein eigenes Schwert getötet.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Jack.
    »Kunitome-san erhielt den Auftrag, ein ganz besonderes Schwert für einen ganz besonderen Kunden anzufertigen«, erklärte die Alte und strich mit den Fingern über die gesplitterte Klinge des Holzschwerts einer Götterfigur. »Das Schwert bekam den Namen Kuro Kumo, ›Schwarze Wolke‹, denn es wurde in der Nacht eines schweren Unwetters fertiggestellt. Es war das beste Schwert, das er je gefertigt hatte, schärfer und tödlicher als jedes andere. Aber es sollte auch das letzte Schwert sein, das er schmiedete.«
    Die Alte trat dicht vor Jack.
    »Als der Kunde kam, wollte er das Schwert einer Prüfung unterziehen. Kunitome-san ließ vier Verbrecher auf einen Sandhügel binden. Schwarze Wolke glitt so mühelos durch die vier Körper wie durch reife Pflaumen. Ihr hättet die Verbrecher schreien hören sollen.«
    Die Alte streckte einen klauenähnlich gebogenen Finger aus und fuhr Jack damit über den Hals. Er erschauerte unter der Berührung.
    »Der Kunde war so beeindruckt, dass er Kunitome-san auf der Stelle mit dem Schwert köpfte.«
    »Aber warum?«, fragte Jack und unterdrückte mühsam seine Abscheu.
    »Kunitome-san sollte nie ein Schwert schmieden, das noch besser war als Schwarze Wolke. Doch nach Kunitome-sans Tod drang ein Teil seiner besessenen Seele in das Schwert ein. Das Unwetter tobte die ganze Nacht wie wahnsinnig. Es verwüstete das Dorf und alle Felder und zerstörte den Tempel. Am nächsten Morgen stand kaum noch ein Stein auf dem anderen.«
    »Wer war der Kunde?«, fragte Akiko.
    Die Alte hob den Kopf. Jack konnte ihr Gesicht unter der Kapuze zwar nicht erkennen, aber er hätte schwören mögen, dass sie grinste.
    »Dokugan Ryu natürlich. Der, den du suchst.« Sie beugte sich vor und flüsterte Jack ins Ohr: »Willst du wissen, wo er ist?«
    »Ja«, antwortete Jack leise.
    Die Alte streckte wieder ihre skelettartige Hand aus. Akiko ließ eine zweite Münze hineinfallen.
    »Wo ist er?«, fragte Jack ungeduldig.
    Die Alte winkte ihn noch näher zu sich: »Hinter dir!«
    Die drei wirbelten herum. Ein großes, grünes Auge war auf sie gerichtet.
    Die Alte lachte gackernd, während Jack und seine Freunde sich von ihrem Schrecken erholten.
    Das Auge gehörte einem großen, holzgeschnitzten Drachen, der über dem Eingang hing. Er hatte den Kopf zur Seite gedreht und seine gespaltene Zunge fuhr aus dem rot angemalten Rachen.
    »Sehr witzig«, schimpfte Yamato und senkte seinen Stock. »Da ist ja gar niemand.«
    »Aber doch«, verbesserte ihn die Alte. »Dokugan Ryu wird immer hinter euch sein und sich an euch heranschleichen wie ein giftiger Schatten.«
    »Lasst uns aufbrechen«, sagte Yamato entschlossen. »Die alte Hexe spinnt.«
    Jack gab ihm Recht und wandte sich zum Gehen.
    »Aber es würde euch doch helfen, wenn ihr wüsstet, wer Dokugan Ryu in Wirklichkeit ist, nicht wahr?«, flüsterte die Alte.
    Jack blieb stehen.
    »Wollt ihr es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher