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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman
Autoren: Anne Hertz
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versucht, mich an diverse alleinstehende Männer zu verschachern wie auf einem türkischen Basar, aber dank der Tatsache, dass Jakob mich ständig mit neuem Sekt versorgt hat, war mir das irgendwann total egal; außerdem haben wir so viel miteinander gelacht wie lange nicht mehr. Todmüde falle ich ins Bett, ziehe mir die Decke über den Kopf und genieße es, einfach nur so dazuliegen. Eigentlich doch herrlich: Sich ganz allein auf 1,40 mal 2,00 Metern auszustrecken – was sollte ich da jetzt mit einem Mann, der schnarchend neben mir einschläft? Ich seufze. Sicher, irgendwann wird schon mal wieder einer kommen, der mich aus den Schuhen haut – aber bis es so weit ist, kann ich mich hier im wahrsten Sinne des Wortes noch gemütlich ausbreiten.

3. Kapitel
    G utgelaunt tänzelt Susanne am Montagmorgen in mein Büro und sieht dabei einfach umwerfend aus: die langen blonden Haare noch einen Tick goldener als sonst, der Teint zart gebräunt, etwas heller an den Schläfen von den Bügeln ihrer Sonnenbrille, und ein strahlendes Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reicht.
    »Guten Morgen, meine Liebe!«, begrüßt sie mich schwungvoll. »Ich hoffe, ihr habt die Woche ohne mich gut überstanden?«
    »Es war natürlich schwierig«, erwidere ich scherzhaft, »aber wir haben es gerade so eben geschafft. Wenn ich dich so ansehe, muss ich gar nicht fragen, wie es in Kitzbühel war. Ich tippe mal auf großartig.«
    Susanne nickt begeistert. »Richtig!« Ihr Grinsen wird noch breiter. »Und das in jeder Hinsicht. Rate, wen ich dort getroffen habe!«
    Ach ja, genau, das hatte sie ja bereits angedeutet. Und Susannes Gesichtsausdruck nach muss es irgendjemand von der Bedeutung zwischen Osama und Obama gewesen sein. Natürlich erwartet meine Chefin gar nicht ernsthaft, dass ich einen Tipp abgebe.
    »Du kommst eh nicht drauf«, platzt sie heraus. »Ludger Weidner!«
    Ludger wer? Nie gehört! Wo ist da die Sensation? Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hätte ich jetzt schon so etwas wie Brad Pitt oder Tom Cruise erwartet. Aber Ludger Weidner? Der Name sagt mir spontan nichts. Wobei – Weidner, Weidner … doch, da war was, das habe ich irgendwo schon einmal gehört. Mist, mein Namensgedächtnis ist wirklich miserabel.
    »Hilf mir auf die Sprünge – ich weiß gerade nicht, wer das ist.«
    Susanne verdreht empört die Augen. »Na, Ludger Weidner, der Verleger! Weidner-Verlag – du weißt schon: die Nummer eins in Sachen Liebesromane. Und seit neuestem mischen sie auch bei den Ratgebern mit.«
    »Ach, stimmt.« Vor meinem inneren Auge erscheint ein mit Kitschromanen vollgepfropfter Drehständer, wie er in vielen Bahnhofsbuchhandlungen zu finden ist: Feuer der Leidenschaft, Brennende Begierde, Nacht des Schicksals und so ein Schrott. Auf dem Titelbild ist meist ein knapp bekleideter Muskelprotz zu sehen, der eine ohnmächtige Schöne in seinen starken Armen hält. »Na ja«, gebe ich zu, »von denen habe ich kaum etwas im Regal. Wahrscheinlich gar nichts. Und den hast du getroffen? Das ist ja … äh … schön! Kann er gut Ski fahren?«
    »Mensch, Nina!«, ruft meine Chefin empört aus. »Darum geht es doch gar nicht! Ich hatte schon vor meinem Urlaub Kontakt mit Weidner. Der überlegt nämlich, seine Pressearbeit an eine Agentur outzusourcen. Will irgendwie den ganzen Laden umstrukturieren. Ich wusste vorher, dass er immer nach Kitzbühel fährt, also habe ich in einem unserer Gespräche wie zufällig erzählt, dass ich dort über Silvester Urlaub mache.«
    »Und da hat er sofort angebissen?«, frage ich verblüfft.
    »Nicht sofort.« Susanne grinst mich zufrieden an. »Wir sind uns dort ganz zufällig über den Weg gelaufen – was in Kitzbühel allerdings leichter zu organisieren ist, als ich dachte –, und dabei hat er mich dann zum Neujahrsempfang in sein Haus eingeladen. Deswegen musste ich auch ein bisschen länger bleiben, der Empfang war nämlich erst am 3. Januar.« Das ist eben der Unterschied zwischen Susanne und mir: Sie ist in Kitzbühel eingeladen, ich in Hamburg-Wellingsbüttel. Ich würde alles dafür geben, nicht auf der Gästeliste zu stehen – und sie setzt ihr ganzes Kalkül ein, um eingeladen zu werden. Aber wahrscheinlich ist das genau der Grund, warum sie eine Agentur hat und ich nur einen Angestelltenvertrag.
    »Und da habt ihr euch dann noch einmal über die Pressearbeit unterhalten? Auf dem Empfang?«, frage ich, denn das scheint mir nun wirklich nicht der richtige Rahmen für ein
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