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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie
Autoren: Cecily von Ziegesar
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hatte. Irgendwann
waren die Raves auf der Party aufgetaucht und der Gitarrist Damian Polk war
zufälligerweise auf den Stapel mit Dans schwarzen Lyrik- Notizbüchern gestoßen.
Die Jungs von der Band waren von den Gedichten begeistert gewesen und hatten
sie zu den perfekten Songtexten erklärt. Und da ihr Sänger gerade unter
mysteriösen Umständen aus der Band ausgestiegen war - hallo, noch jemand ohne
Reha-Platz? -, boten sie Dan an, ihr Frontmann zu werden. Dan war zum fraglichen
Zeitpunkt schon hackedicht und hatte sich über die Idee erst mal totgelacht.
Dann nahm er die Herausforderung mit trunkener Inbrunst an, elektrisierte die
besoffene Partyposse mit einer gnadenlos enthemmten Performance und stellte
alle anderen in den Schatten.
    Eigentlich hatte er es als
einmaliges Gastspiel betrachtet, eine prima Ablenkung davon, dass er gerade im
Begriff war, mit dem einzigen Mädchen Schluss zu machen, das ihn je geliebt
hatte. Aber am nächsten Tag stellte er fest, dass er jetzt tatsächlich
offizielles und festes Bandmitglied der Raves war.
    Bei den Bandproben wurde
allerdings bald deutlich, dass der nüchterne Dan körperlich nicht in der Lage
war, sich in die energiegeladene Raserei zu steigern, die ihn auf der Party
ergriffen hatte. Außerdem kam er sich, verglichen mit seinen Bandkollegen, die
alle um die zwanzig waren und sich ihre Garderobe von irgendwelchen hippen
Avantgarde-Designern wie Pistolcock oder Better than Naked auf den Leib
schneidern ließen, wie ein krähendes Kleinkind vor. Er hatte Damian Polk sogar
gefragt, wie die Raves denn bitte auf die Idee gekommen seien, ausgerechnet
ihn als Sänger haben zu wollen, worauf Damian schlicht geantwortet hatte: »Es
geht um die Texte, Mann.«
    Dass er sie schreiben konnte,
hieß leider nicht automatisch, dass er sie auch singen konnte. Aber er hoffte,
die Zuhörer womöglich davon überzeugen zu können, dass er zu Recht auf der
Bühne stand, wenn er wenigstens so aussah, als könnte er sie singen.
    Er wühlte in den überquellenden
Schubladen seines Schreibtischs nach dem batteriebetriebenen Bartschneider, den
er letztes Jahr gekauft hatte, als er eine Woche lang mit Koteletten
experimentiert hatte. Als er ihn nicht fand, verlegte er die Suche ins Zimmer
seiner Schwester Jenny, wo er ihn unter dem Bett entdeckte - merkwürdigerweise
in ein altes rosa Handtuch eingewickelt.
    Wichtigste Lektion für Brüder
jüngerer Schwestern: Wenn ihr eure Sachen behalten wollt, schafft euch ein
Vorhängeschloss an.
    Er stellte sich vor den Spiegel
an der Tür von Jennys Kleiderschrank und zupfte unzufrieden an der herausgewachsenen
Hipper-Künstler-Frisur herum, die er sich zugelegt hatte, nachdem eines seiner
Gedichte im New Yorker veröffentlicht worden war. Jetzt da er den Sprung vom Bohemien-Dichter
zum kaputten Rockstar gemacht hatte, war dringend ein Imagewechsel angesagt.
    Iiiiiiek! Gehört es nicht zum
Allgemeinwissen, dass man am Tag vor einem großen Event NIE, NIE, NIE mit seinem
Äußeren experimentieren darf?
    Dan schaltete den Bartschneider
ein, setzte das summende Gerät am Nacken an und sah zu, wie sich die abgetrennten
Strähnen auf dem Boden zu mäuseartigen Häufchen sammelten. Plötzlich ließ er
die Hand erschrocken sinken. Taugte ein Bartschneider überhaupt zur Kopfrasur?
Womöglich schabte er sich damit lauter komische rote Scharten in die Haut, oder
es würde so aussehen, als hätte ihm jemand die Haare vom Kopf geknabbert.
    Sein Ziel war, hardcoremäßig
abgerissen auszusehen, nicht angebissen.
    Hm, sollte er weitermachen oder
nicht? Im Moment wurde die rasierte Stelle noch vollständig vom Resthaar
verdeckt; nur wenn er sich vorbeugte, kam der ausrasierte Nacken zum Vorschein.
Irgendwie fand er das ziem lieh cool, andererseits konnte man einen
unsichtbaren Haarschnitt nicht gerade als neuen Look bezeichnen.
    Er legte den Bartschneider weg,
steckte sich eine Camel zwischen die Lippen und griff nach Jennys Telefon. Wenn
es jemanden gab, der sich mit Kopfrasuren auskannte, dann Vanessa. Sie lief
seit der neunten Klasse glatzköpfig herum und boykottierte die von ihren
Mitschülerinnen frequentierten teuren Haarstylisten wie Frederic Fekkai oder
Elizabeth Ardens Red Door Salon, indem sie sich den Kopf in Heimarbeit kahl
rasierte. Insgeheim hatte sich Dan immer gefragt, ob sie mit etwas mehr Haar
nicht hübscher aussehen könnte, aber da sie die Glatze offensichtlich toll
fand, hatte er nie etwas gesagt.
    »Falls es um das Zimmer geht,
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