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Sabine geht: Abschied und Neustart einer Kommissarin (German Edition)

Sabine geht: Abschied und Neustart einer Kommissarin (German Edition)

Titel: Sabine geht: Abschied und Neustart einer Kommissarin (German Edition)
Autoren: Daniel Holbe
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entschlossen: »Und ich finde nicht, dass man mit Anfang dreißig nicht noch einmal durchstarten darf, oder?«
    »Ach, herrje.« Hedi fuhr sich mit ihren knöchernen Fingern nervös durch das lange, etwas fettige Haar und stieß dann einen tiefen, schwermütigen Seufzer aus. »Da fragst du weiß Gott nicht die Richtige, findest du nicht auch?«
    »Ach Mama, so war das doch überhaupt nicht gemeint.«
    Sabine erhob sich, es knirschte unterhalb ihrer rechten Kniescheibe, tat aber nicht weh, und sie zwängte sich neben Hedi auf die Couch. Dabei schnellte eines der ineinandergequetschten Kissen nach oben und fiel neben der Armlehne zu Boden. Papierrascheln war zu hören, und für den Bruchteil einer Sekunde wartete Sabine gebannt, ob als Nächstes ein Klirren folgte. Doch dann entspannte sie sich sofort wieder, denn wertvolle Ming-Vasen besaß sie nicht, und die Kartons mit der Aufschrift KÜCHE, in denen sich das Geschirr befand, lagerten im Nebenzimmer.
    »Deinen Vater schien es zumindest nicht im Geringsten gestört zu haben, mit dreiundvierzig eine Kneipe in Spanien zu eröffnen und alle Brücken hinter sich abzubrechen«, sprach Hedi leise weiter und atmete schwer.
    Sabine zuckte wie gleichgültig mit den Schultern und antwortete: »Bad Vilbel ist ja nicht Spanien, auch wenn es im Vergleich zu Frankfurt sicher eine Umstellung ist.« Insgeheim war ihr nur allzu bewusst, dass weder die Infrastruktur noch die technische oder personelle Ausstattung der Polizeidirektion Wetterau auch nur annähernd mit der von Frankfurt zu vergleichen waren.
    »Außerdem«, fuhr Sabine fort, »breche ich nicht sämtliche Brücken hinter mir ab, im Gegenteil.«
    »Also machst du es doch wegen mir?«, hakte ihre Mutter sofort ein.
    »Auch – wenn du mich unbedingt darauf festnageln möchtest. Aber nicht nur. Ich trage mich schon länger mit dem Gedanken, um ehrlich zu sein. Das K11 war vom ersten Tage an eine Herausforderung, auch wenn die Arbeit mir mehr Freude bereitet hat als bei der Sitte. Doch es brennt einen aus, das lass dir gesagt sein, und ich möchte in zehn Jahren …«
    Ganz unmittelbar verstummte Sabine und presste ihre Lippen aufeinander. Das, was sie beinahe gesagt hätte, wäre gegenüber ihrer Mutter nicht fair, zumindest könnte diese es so deuten. Doch Hedi schien an diesem kühlen Sonntag in etwas besserer mentaler Verfassung als sonst, sie kniff argwöhnisch ihre Augenlider zusammen und neigte fragend den Kopf.
    »
Was
möchtest du in zehn Jahren? Kein solches Wrack sein wie ich?«
    Sofort legte Sabine ihren Arm um Hedis schmächtige Schultern.
    »Ach Mama«, erwiderte sie vorwurfsvoll, aber auch mit schlechtem Gewissen. »So war das doch überhaupt nicht gemeint. Ich will nicht ausgebrannt sein, das bringt dieser Job nun mal mit sich, es greifen permanent irgendwelche Kollegen zu Stimmungsaufhellern, Alkohol oder gehen in Frühpension. Für mich steht das aber nicht zur Debatte, deshalb wechsele ich, und dass ich dadurch mehr Zeit für mich und für dich habe, kommt noch hinzu.«
    »Und für Michael?«
    »Ja, auch für Michael«, entgegnete Sabine leise und blickte ins Leere. Prima, dachte sie sarkastisch. Das Gespräch entwickelte sich zu einer mittelprächtigen Katastrophe.
    »Was ist mit Michael?«, fragte Hedi prompt. »Kommt er auch heute?«
    »Seminar in Berlin«, erwiderte Sabine knapp.
    »Hm.«
    »Was denn?«, fragte sie leicht gereizt.
    »Ach, nichts.«
    »Komm schon, ich kenne dein ›Hm‹. Jetzt sag halt, was du sagen willst!«
    »Geht es euch beiden gut?«
    »Schon«, antwortete Sabine kurz angebunden.
    »Na dann.«
    »Herrje, das ist ja kaum auszuhalten«, stöhnte die Kommissarin und raufte sich die Haare im Nacken, die leicht verschwitzt waren vom Zusammenpacken. Sie erhob sich und begann, in einem in der Nähe stehenden Karton zu wühlen, der eigentlich längst fertig war und nur noch verschlossen werden musste. Hedi blieb regungslos und stumm auf dem Sofa sitzen und wartete geduldig, bis ihre Tochter mürrisch weitersprach.
    »Michael findet es, gelinde gesagt, ziemlich scheiße, dass ich gehe. Aber ich glaube, am meisten stört ihn, dass ich es zuerst mit dem Boss und dem Team besprochen habe. Aber hey«, sie blickte auf und hob verteidigend ihre Arme, »ohne vorzufühlen, wäre ich doch überhaupt nicht auf die Stelle aufmerksam geworden und auf die Möglichkeit, dorthin zu wechseln. Die besetzen eine Stelle intern, und eine wird ausgeschrieben, da war nun mal schnelles Handeln gefragt. Danach bin
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