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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert
Autoren: Low Robert
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um mir eine Warnung ins Ohr zu zischen. Aber die war längst fort, begraben in Attilas Grab.
    » Händler, bist du verletzt? Trink einen Schluck Wasser!«
    Die Gestalt schien zu schrumpfen, sie schwankte etwas und erschien wieder vor mir. Ein Wasserschlauch wurde mir hingehalten, und dann sah ich, es war Kvasir, der ihn mir grinsend hinhielt. Er hatte seine Augenklappe verloren, und das Weiß seines toten Auges glänzte wie eine Perle in seinem verschmierten Gesicht. Auf seiner Stirn hing ein loser Hautlappen, und in der Luft hing der Geruch von Blut.
    » Du bist umgekippt wie ein gefällter Baum, Händler, wahrscheinlich von der Hitze«, sagte Kvasir. » Aber sie kämpfen nicht mehr und wir haben endlich Wasser. Hier, trink etwas.«
    Es war warm und schal, aber in diesem Augenblick war es Met. Ich setzte mich mühsam auf. Überall waren Leichen, auf denen bereits Schwärme von Fliegen wimmelten, und Hlenni Brimill durchsuchte die Toten nach ihren Geldbeuteln.
    » Von uns sind achtzehn tot«, sagte Kvasir und trank aus dem Wasserschlauch. » Aber von diesen gesetzlosen Bastarden hier sind auch die meisten tot, und die Übrigen sind geflohen. Nach dort.«
    Er zeigte über die kahle Ebene, an den kaputten Gebäuden vorbei und in die flimmernde Hitze, in der Herodes’ Palast zu zittern schien. In der Ferne sah ich Gestalten.
    Natürlich. Die letzte Zuflucht. Drei Gebäude, die terrassenförmig am Bug von Masada klebten, diesem verwünschten, muspelheißen, von allen Göttern verfluchten Berg mitten in einer glühenden Wüste.
    Ich stand auf und stützte mich auf Kvasir. Selbst unter dem Baumwollkittel, wie wir ihn alle trugen, war sein Kettenhemd so heiß, dass es mir fast die Hand verbrannte, und ich wusste, das meine war genauso heiß. Mir zitterten die Beine.
    » Der Ziegenjunge?«
    Er schüttelte den Kopf. » Keine Spur von ihm, Händler. Die müssen alle in dem Hof dort sein.«
    Ich schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können, aber mich durchschoss lediglich ein noch schärferer Schmerz, und ich taumelte, aber Kvasir fing mich auf und drückte mir den Wasserschlauch in die Hände.
    » Trink noch etwas. Aber nicht zu viel.«
    Ich trank und fühlte mich besser. » Hoffentlich ist kein Blut drin«, grinste ich, denn ich musste an Radoslaws Geschichte denken.
    Er antwortete mit einem schiefen Grinsen. » Das ist nur für Christenleute ein Problem.«
    Blut im Wasser. Odins schlauer Plan, um uns hierherzulocken.
    Der Weg zur Wahrheit war rot gefärbt vom Blut derjenigen, die wir eigentlich hatten retten wollen, und von denen Finn in seiner Raserei die meisten umgebracht hatte. Doch jetzt wussten alle, was ich vorher schon gewusst hatte: Unsere Brüder, die mit uns den Schwur abgelegt hatten, waren die Anführer dieser Briganten, dieser kastrierten Leichenfresser.
    Ich fand Geirmund Solmundarson, der mir damals geholfen hatte, als ich mir bei der Verfolgung von Vigfus über die Dächer von Holmgard den Fußknöchel verletzt hatte. Jetzt blutete er aus einem halben Dutzend Wunden und konnte nicht mehr sprechen.
    Und auch Thrain fanden wir, der den Spitznamen Hunderttöter gehabt hatte. Er hatte einst einen Wettkampf im Läusetöten gewonnen, indem er mit einer Flamme an den Nähten seiner Kleider entlanggefahren war und sie einfach verbrannt hatte. Jetzt hatte er roten Schaum vor dem Mund.
    Und Sigurd Heppni, dessen Name sich jetzt als schlechter Witz für ihn erwies, denn er war alles andere als Sigurd der Glückliche. Ihm nahm ich ein wohlbekanntes Stück Holz ab: Martins heilige Lanze.
    Sie und all die anderen – tot. Alles Gefährten, die wir hatten retten wollen.
    Der letzte Überlebende stand in der Ruine des Herodes- Palasts auf der obersten Terrasse, die Brüstung im Rücken. In der einen Hand hatte er meine Runenschlange, mit der anderen hielt er den Jungen fest, der sich heftig wehrte. Auf seiner einen Seite stand blutend und vor Wut bebend Finn, den tropfenden Godi in der Hand, auf der anderen Seite funkelte Botolf ihn an, der den gewaltigen Brünnebeißer in der Faust hielt.
    Nicht schon wieder! Schon einmal hatte der Ziegenjunge sich in dieser Lage befunden, herzklopfend, die Klinge am Hals, einer zu allem entschlossenen Svala ausgeliefert.
    Genau wie sie war auch Valgard Skafhogg nicht bereit, aufzugeben. Skafhogg, unser ehemaliger Schiffszimmermann. Pelekanos. So hatten sie ihn auf Griechisch genannt.
    » Lass den Jungen los!«, schrie Finn bebend vor Wut, er konnte sich nur noch mit Mühe
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