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Ruf der Dunkelheit

Ruf der Dunkelheit

Titel: Ruf der Dunkelheit
Autoren: Tanja Rauch
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wohl sparen können.
    Er zuckte die Schultern und warf seine Jacke über die Stuhllehne. „Du kannst es dir ja denken … Es hat einfach seinen Reiz verloren, Tiere zu jagen“, erklärte er bitter und ließ sich neben mir auf die Couch fallen. 
    „Max hat vorhin angerufen“, begann ich und seine Miene erhellte sich.
    „Wirklich? Was wollte er?“
    „Er hat sich nach dir erkundigt … wie du … wie wir voran kommen“, erwiderte ich zögernd. Julian nagte an seiner Unterlippe. „Und? Was hast du zu ihm gesagt?“
    „Die Wahrheit“, erklärte ich und legte ihm beschwichtigend die Hand auf das Knie, weil ich bemerkte, wie sein Körper sich anspannte. „Und ich habe ihm von unserem Vorhaben erzählt. Er stimmt mir zu und hat uns angeboten, vorübergehend in sein Sommerhaus am Lake Valens zu ziehen.“ Abwartend musterte ich seine wechselnde Miene. „Dass ist sehr großzügig von ihm“, erklärte er nur und sein Blick schweifte aus dem Fenster, vor dem sich das Häusermeer Manhattans erstreckte.
    „Wahrscheinlich ist es besser so. Die Abgeschiedenheit hat sicher seine Vorteile, zumindest gibt es dort so gut wie keine Ablenkung.“ Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, während er sich zu mir beugte und mir einen Kuss gab.
    „Das Einzige, was mir dann noch gefährlich werden könnte, ist die Tatsache, mit dir allein in der Wildnis zu leben. Da könnte es mir Anfangs schwer fallen, mich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren.“
    Ich boxte ihm in die Seite. „Nimm das gefälligst ernst! Oder ich setze dich gleich mit auf Entzug!“ Obwohl ich versuchte, ernst zu klingen, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen.

Kapitel 2: Tamara - Blutgier
    „Wow, was für eine Hütte!“ Julian stieß einen Pfiff durch die Zähne aus, nachdem er die Tür zu Max´ Sommerhaus aufgesperrt hatte. Ich folgte ihm über die Schwelle und sah mich um. Obwohl wir uns mitten im Wald befanden, fehlte es wirklich an nichts. Im Wohnzimmer stand ein großer Flachbildfernseher und die voll ausgestattete Küche, verfügte über einen riesigen Kühlschrank. Genug Platz also, für unsere Vorräte.
    Auf der oberen Etage befanden sich zwei Schlafzimmer, von denen wir das größere, mit Blick über den See bezogen. Während Julian unsere Koffer aus dem Auto holte und nach oben trug, öffnete ich die Doppeltür zur Terrasse. Ich trat hinaus und die Holzbohlen knarrten unter meinen Schuhen. Die rötliche Abendsonne spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und ließ die kleinen Wellen funkeln, wie flüssiges Gold. Ich atmete tief ein und sog genüsslich die reine, frische Luft in meine Lungen. Der Wind fuhr rauschend durch die Baumwipfel und ließ die Blätter rascheln. 
    „Gefällt es dir hier?“ Julian war neben mich getreten und schlang die Arme um mich, während er mir einen Kuss auf die Wange hauchte. Ich schloss kurz die Augen und seufzte. „Es ist unbeschreiblich schön“, flüsterte ich, während ich seinen Kuss erwiderte. Ich wandte mich zu ihm herum. „Ich muss noch mal los. Ich treffe mich in einer Stunde mit Chandler, er bringt unsere Vorräte“, erklärte ich ihm und beobachtete, wie Julian sich auf die Lippen biss. Es fiel ihm sichtlich schwer, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er ab sofort nur noch menschliches Blut zu sich nehmen sollte. „Du kannst mich doch begleiten“ Ich musterte fragend seine angespannte Miene. Doch er schüttelte den Kopf und ließ seinen Blick über meine Schulter hinweg, über den See schweifen. „Wenn es dir nichts ausmacht, warte ich hier auf dich und … mache mich mal mit der Umgebung vertraut.“ Sein Blick fiel auf mich und ich wusste, er wollte die Begegnung mit Chandler vermeiden. Dieser war nämlich von Max in Kenntnis gesetzt und beauftragt worden, für regelmäßigen Nachschub der Blutkonserven zu sorgen. Es behagte ihm nicht, dass außer uns nun auch noch ein Außenstehender Bescheid wusste, was er zurzeit durchmachte.
    Ich strich ihm über die gefurchte Stirn und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. „Mach dir nicht zu viele Gedanken, du schaffst das … wir schaffen das – okay?“ Ich sah ihm fragend in die Augen, bis er zögernd nickte. „Hoffentlich“, murmelte er und drückte mir den Autoschlüssel in die Hand.
    „Ich bin schnellstmöglich zurück!“, rief ich ihm im Gehen zu und er hob kurz die Hand, als ich hinter das Steuer kletterte und den Motor des Geländewagens startete. Julian blieb regungslos auf der Terrasse stehen und sah mir zu, wie
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