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Ruf der Dämmerung (German Edition)

Ruf der Dämmerung (German Edition)

Titel: Ruf der Dämmerung (German Edition)
Autoren: Sarah Lark
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einzuschlagen. Und der Elan der Stute schien endlich nachzulassen. Viola konnte sich denken, warum. Es gab wieder drei Zeugen. Sie würde Ainné nicht in aller Öffentlichkeit verschleppen. Zudem mischte sich jetzt auch Patrick ein. »Spring ab, Ainné!«
    »Ich … ich kann nicht …« Es klang verblüfft. Viola meinte, sich zu erinnern, dass Kelpies ihre Reiter bannten. Abspringen im letzten Moment war wohl unmöglich.
    »Zieh sie runter, Patrick!«, brüllte Viola.
    Lahia kam sekundenlang zum Stehen, nachdem sie sich Ahi und Viola gemeinsam gegenübersah. Sie checkte wohl ihre Chancen, die nur noch darin bestanden, ein weiteres Mal mit ihrer Beute zu fliehen. Sie musste dann allerdings den Weg zurückgaloppieren, im weiteren Verlauf dieser Strecke wich der Strand einer längeren Steilküste.
    Patrick wollte zufassen, aber Lahia warf sich auf der Hinterhand herum. So schnell gab sie nicht auf, sie raste an Patrick und Shawna vorbei und jagte zurück zu den Koppeln. Ahi folgte ihr.
    Shawna schaute Viola verständnislos an. »Was hast du gesagt? Was ist sie?«
    Viola schob sie in Richtung Gracie. »Reite hinterher! Behalt sie im Auge! Komm, Patrick!«
    Sie wollte sich wieder in Trab setzen, aber Patrick schüttelte den Kopf. »Du willst doch nicht noch mal zwei Meilen rennen? Das schaffst du nicht, Vio. Und wir kämen niemals rechtzeitig …«
    Viola sah sich hektisch um und wies dann auf die Brücke. »Da rauf, Patrick, von da aus können wir den Strand überblicken!«
    Der Junge half ihr auf die Mauer und sie zog ihn anschließend hoch. Tatsächlich konnte man von hier aus die Bucht einsehen. Wenn das Wetter so schön war wie heute, war sogar die Pferdekoppel zu erkennen. Die Nebel hatten sich inzwischen völlig gehoben, die Berge spiegelten sich im See und die Luft war klar wie Glas.
    Ahi hatte Lahia fast erreicht, als die das Wäldchen verließ. Gracie brach erst weit dahinter zwischen den Bäumen hervor. Aber auch Ahi würde die schieferfarbene Stute kaum noch davon abhalten können, auf direktem Weg in den See zu galoppieren. Er versuchte, sie wegzutreiben, aber Lahia wich seinen Bissen nicht aus und Ainné schien sogar auf ihn einzuschlagen.
    Und dann kam aus dem Schatten eines Felsens Alan McNamara.
    »Das kann er nicht machen!« Violas Hand krallte sich in Patricks Ärmel, aber es war tatsächlich so: Alan stellte sich dem wilden Pferd in den Weg. Lahia musste vor seinem plötzlichen Auftauchen erschrocken sein, sie bremste. Und Alan stürzte todesmutig an ihre Seite und zog Ainné aus dem Sattel. Er fiel mit ihr zu Boden. Viola und Patrick sahen nicht, ob die beiden einen Hufschlag abbekommen hatten oder nicht, aber Lahia rannte jetzt weiter. Sie verschwand – auf dem Uferweg und bei der nächsten Gelegenheit sicher im See.
    Viola schluchzte vor Erschöpfung und Erleichterung, als sie sah, wie Alan sich hochrappelte. Ahi war am Corral stehen geblieben.
    Shawna verhielt eben Gracie bei den anderen Ponys. Sie sprang ab, sprach wohl auf den grauen Hengst ein und öffnete ihm das Tor zum Corral. Vielleicht ging es ihr auch um die die anderen Pferde – womöglich hatte sie begriffen und wollte die Kelpies entkommen lassen. Aber die drei blieben darin – und der Graue trottete hinein wie ein altes Reitpferd.
    Patrick half Viola die Mauer herunter. Sie schluchzte und zitterte immer noch. Die anderen würden jetzt Fragen stellen. Und sie würde sie beantworten. Egal, was Shawna und Patrick dazu sagten, und welche Konsequenzen das vielleicht für die Kelpies hatte.
    Die Jagd war vorbei.

23
    »Es war nur dieser verdammte Hengst!«, schimpfte Ainné.
    Viola und Patrick hatten die Pferdekoppeln endlich wieder erreicht, wo Alan und seine Frau ihre jeweiligen Blessuren begutachteten. Violas Vater konnte den verstauchten Fuß jetzt kaum noch aufsetzen und Ainné hatte sich beim Sturz vom Pferd die Schulter geprellt. Beide mussten dringend in eine Ambulanz.
    Ainnés Elan war allerdings ungebrochen. »Weiß der Henker, was in den Gaul gefahren ist!«, erregte sie sich. »Aber daran lag’s natürlich, dass die Stute durchgedreht ist. Er war ja hinter ihr her, wie vom Teufel gejagt! Und Shawna war auch keine Hilfe. Meine Güte, Mädchen, du hattest doch eine Gerte! Warum hast du ihn nicht weggetrieben?«
    Die nächste Schimpftirade traf Alan. »Und was hast du dir dabei gedacht, mich einfach so aus dem Sattel zu ziehen …« Ainné war weit entfernt davon, dankbar zu sein.
    Shawna stand daneben, schubste den Kinderwagen
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