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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars
Autoren: Ben Bova
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begann, atembaren Sauerstoff aus der Marsatmosphäre zu gewinnen und mit dem Stickstoff zu mischen, der die Kuppel in den vergangenen sechs Jahren prall gefüllt hatte.
    Die übrigen Forscher gingen hinaus und bauten die Videokameras und Virtual-Reality-Geräte auf, mit denen sie ihre Ankunft auf dem Mars aufzeichnen und die Nachricht zur Erde übermitteln wollten. Mit dem Steinfetisch in der Oberschenkeltasche seines Raumanzugs erinnerte Jamie sich an den politischen Aufruhr, den er verursacht hatte, als die erste Expedition den Boden des Mars betreten und er ein paar Worte auf Navajo gesagt hatte, statt die von der Presseabteilung der NASA für ihn ausgearbeitete steife, formelle Ansprache zu halten.
    Und er erinnerte sich an noch etwas: an die alte Felsenbehausung in einer Nische hoch oben in der steil aufragenden Felswand des Grand Canyon, die er gesehen hatte. Aber er wagte nicht, das den anderen gegenüber zu erwähnen.
    Noch nicht.

HOUSTON:
    DAS ERSTE TREFFEN
     
    Jamies erste Begegnung mit dem Wissenschaftlerteam der Expedition hatte in einem engen, kleinen, fensterlosen Konferenzraum im Johnson Space Center der NASA in der Nähe von Houston stattgefunden. Die beiden Frauen und drei Männer waren aus Tausenden von Kandidaten ausgesucht worden; ihre Namen hatte man vor ein paar Wochen bekannt gegeben. Jamie selbst war erst vor zwei Tagen zu ihrem Leiter ernannt worden.
    »Ich weiß, was Sie durchmachen«, sagte Jamie zu den fünfen.
    Nun lernte er die vier Wissenschaftler und die Ärztin der Expedition zum ersten Mal persönlich kennen. Während der Monate ihres Trainings, in denen Jamie um seinen Platz im Team der zweiten Marsexpedition gekämpft hatte, hatte er mit jedem von ihnen per E-mail korrespondiert und per Bildtelefon gesprochen, aber er war noch nie im gleichen Raum mit ihnen gewesen.
    Jetzt stand er ein wenig nervös am Kopfende des schmalen Konferenztisches und kam sich wie ein Ausbilder vor, der ein hoch begabtes Studentenquintett vor sich hatte: jünger, selbstbewusster, sogar qualifizierter als er. Die vier Wissenschaftler saßen an dem wackligen, rechteckigen Tisch und sahen ihn an. Die Ärztin und Psychologin, eine exotisch aussehende Hindu-Frau mit bitterschokoladebrauner Haut und straff nach hinten gekämmtem, mitternachtsschwarzem Haar saß am Fußende des Tisches.
    Sie trugen alle den korallenrosa Missionsoverall mit dem über der Brusttasche befestigten Namensschild. Die Ärztin, V.J. Shektar, hatte ein buntes Halstuch umgelegt. Sie betrachtete Jamie mit großen, kohlschwarzen Mandelaugen.
    Keiner der anderen hatte die Standarduniform mit irgendwelchen Zusätzen versehen, außer C. Dexter Trumball, auf dessen Schultern Tuchabzeichen genäht waren: eines zeigte das Mikroskop- und-Teleskop-Logo des Internationalen Universitätskonsortiums, das andere das fliegende T von Trumball Industries.
    »Wir werden mehr als drei Jahre lang zusammenleben«, fuhr Jamie fort, »wenn man Ihre restliche Trainingszeit und die Mission selbst mit einrechnet. Ich fand, es war höchste Zeit, dass wir einander kennen lernen.«
    Jamie hatte hart darum gekämpft, bei der zweiten Expedition dabei sein zu dürfen. Er wäre froh gewesen, wenn man ihn als Wissenschaftler ins Missionsteam aufgenommen hätte. Stattdessen konnte er nur mit einsteigen, indem er die Aufgaben des Missionsleiters übernahm.
    »Sie sagten unser Training«, unterbrach ihn der Geophysiker, Dexter Trumball. »Trainieren Sie nicht auch für die Mission?«
    Mit seinen dunklen Locken und den lebhaften, strahlenden Augen – blaugrün wie das Meer – sah Trumball auf verwegene Weise gut aus, fast wie ein Filmstar. Er lehnte bequem in seinem gepolsterten Stuhl und trug ein schiefes kleines Grinsen irgendwo im Grenzbereich zwischen Selbstvertrauen und Großspurigkeit zur Schau. Er war nicht größer als Jamie, aber viel schlanker: ein gelenkiger, anmutiger Tänzerkörper gegenüber Jamies kräftigerer, stämmigerer Statur. Überdies war er zehn Jahre jünger als Jamie und der Sohn des Mannes, der die Finanzierungskampagne für die Expedition in die Wege geleitet hatte.
    »Natürlich trainiere ich auch«, antwortete Jamie rasch. »Aber vieles von dem, was Sie gerade durchmachen – das Trainingsprogramm in der Antarktis zum Beispiel –, habe ich schon bei der ersten Expedition hinter mich gebracht.«
    »Oh«, sagte Trumball. »Schon alles erlebt und gesehen, hm?«
    Jamie nickte knapp. »So ungefähr.«
    »Aber das ist über sechs Jahre her«, sagte
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