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Rueckkehr nach Connemara

Rueckkehr nach Connemara

Titel: Rueckkehr nach Connemara
Autoren: Sara Wood
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aufwachsen konnte. Sie mussten hier bleiben, alles andere war unmöglich.
    Kathleen atmete tief ein. Ich werde mit allen Mitteln kämpfen, nahm sie sich fest vor.
    Als Lorcan Dooley's Pub, dessen Türen und Fenster jetzt in kräftigem Pink und Türkis gestrichen waren, erblickte, entspannte er sich auf wundersame Weise, nachdem seine Augen sich an die grellen Farben gewöhnt hatten.
    Ein heißes Bad und ein herzhaftes irisches Gericht mit einem Glas Bier würden ihn bestimmt aufmuntern. In seinen Augen leuchtete es auf. Er hatte so viele Pläne, was er mit dem Gut und dem Herrenhaus machen wollte. Seine Mutter würde sich wundern.
    Er konnte sich ihre Überraschung vorstellen. Vor fünf Jahren hatte sie aufgehört, seine Briefe zu beantworten. Eine kurze Mitteilung von Harry besagte, sie sei überzeugt, dass er, Lorcan, verantwortlich sei für den Tod ihres Mannes.
    Damals hatte er sich schuldig gefühlt und Angst davor gehabt, sie würde ihn genauso zurückweisen wie alle anderen.
    Und mit Zurückweisung konnte er nicht umgehen. Deshalb hatte er sich in die Arbeit gestürzt, und dabei waren die Jahre wie im Flug vergangen.
    Jetzt lebte Harry nicht mehr, und Lorcan war sich ziemlich sicher, dass er seine Mutter von seiner Unschuld überzeugen könnte. Er lachte in sich hinein. Nicht umsonst hatte er Jura studiert.
    Durch das offene Fenster atmete er die reine salzige Luft ein.
    Der Geruch nach verbranntem Torf erinnerte ihn daran, dass man ihn hier in der Gegend als Brennmaterial benutzte. Er war froh, dass es noch strohgedeckte Dächer gab, die teilweise mit Stricken gesichert waren, damit sie vor den starken
    Atlantikstürmen geschützt waren.
    An diesem Tag war alles ruhig. Das Meer glitzerte und funkelte wie Glas. Die wunderbare Stille, die über dem hügeligen Land lag, tat Lorcan gut.
    Ich bin nach Hause gekommen, dachte er.
    Erleichtert und zufrieden stöhnte er auf. Dieses zauberhafte Country an Irlands Atlantikküste hatte ihn bis in seine Träume verfolgt. Immer wieder war er nachts voller Sehnsucht wach geworden. Und jetzt hatten sich seine Träume endlich erfüllt.
    Er lächelte vor sich hin. Er liebte dieses Land mit all der Leidenschaft seines Herzens. Mit zwanzig war er unfreiwillig und überstürzt weggegangen, und all die Jahre hatte er sich gezwungen, die Erinnerungen zu verdrängen. Dieses Mal würden ihn keine zehn Pferde dazu bringen, dieses Fleckchen Erde wieder zu verlassen. Hier gehörte er hin für den Rest seines Lebens und darüber hinaus.
    Vor dem Postbüro in Mrs. O'Gradys Haus standen einige Leute und unterhielten sich. Lorcan fuhr wegen des Tempolimits langsam an ihnen vorbei. Auf einmal merkte er, dass seine Hände zitterten. Das ist reine Erschöpfung, versuchte er sich einzureden.
    "Guten Tag, Mrs. O'Grady, meine Damen", rief er, als die Frauen ihn erkannten und verblüfft anstarrten.
    Mit seinem sehr hellen Haar war er schon immer aufgefallen.
    Und jetzt, mit der von der heißen Sonne Afrikas gebräunten Haut, wirkte er noch auffallender.
    "Verschwinde, Lorcan FitzGerald", rief Mrs. O'Grady ihm zu und drohte ihm mit der Faust. "Geh zur Hölle, wo du herkommst."
    Er versteifte sich. "Ihnen auch noch einen schönen Tag", stieß er hervor und schloss das Fenster, so dass er ihre Antwort nicht hörte.
    Was für ein Empfang! Dabei hatte er geglaubt ... Ach, es war dumm, zu hoffen, die Leute hätten irgendetwas vergessen. Das Gedächtnis der Menschen hier reichte weit zurück.
    Er atmete tief ein und trank einen Schluck Mineralwasser, um die Übelkeit zu überwinden, die in ihm aufstieg. Eigentlich kann ich froh sein, dass ich nicht schon im vorigen Jahrhundert gelebt habe, schoss es ihm durch den Kopf. Damals hätte man ihn an den nächsten Baum gehängt und ihn den Krähen zum Fraß überlassen.
    Die Feindseligkeit der Dorfbewohner könnte ein Problem werden. Er rieb sich das unrasierte Kinn. Vielleicht würde man ihm die Fensterscheiben einwerfen, Autoreifen zerstechen oder ihm auf andere Weise das Leben schwer machen.
    Verdammt, für solche Gedanken war er viel zu erschöpft.
    Ernüchtert lehnte er sich zurück. Seine Begeisterung verschwand, und er spürte nur noch seine Müdigkeit. Nach den vielen Wochen schwieriger Verhandlungen mit der Regierung von Incambo war er mit seiner Kraft am Ende und brauchte Erholung.
    Vor ihm überquerte langsam eine Kuh die Straße in Richtung des weißen Sandstrands, der an die Karibik erinnerte. Lorcan hielt an und wartete geduldig.
    Zufällig
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