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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.
Autoren: Annelies Laschitza
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eingeliefert. Unmittelbar danach wurde Rosa Luxemburg unter dem Vorwand, sie werde nach dem
     Moabiter Gefängnis überführt, aus dem Hotel geschleift, beschimpft, mißhandelt, von dem Jäger Runge mit dem Gewehrkolben niedergeschlagen,
     in ein Auto gestoßen, von dem aufspringenden Leutnant zur See Hermann W. Souchon erschossen und in den Landwehrkanal geworfen.
     Am nächsten Tag meldete die »BZ am Mittag« verlogen: »Liebknecht auf der Flucht erschossen – Rosa Luxemburg von der Menge
     getötet.«
    |621| Die Morde an den beiden Führern der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) waren skrupellos geplant und wurden
     bestialisch vollzogen. Sie sollten der Revolution die besten Köpfe rauben.
    »Unsere Worte sind zu schwach«, erklärte die Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) Mitte Januar
     in ihrem Aufruf an die Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands und an die revolutionären Soldaten, »um angesichts der frischen
     Leichen unserer großen Vorkämpfer der proletarischen Revolution die Gefühle auszudrücken, die euer und unser Herz erfüllen,
     die euer und unser Herz zerreißen. Weder Klage noch Fluch ist hier notwendig. Die Toten werden für immer im Herzen des deutschen,
     im Herzen des internationalen Proletariats leben als die, die im Augenblick, wo die deutsche Sozialdemokratie die deutschen
     Arbeiter an den Kriegsmoloch verkaufte, mutig die Fahne der proletarischen Erhebung hißten und unbekümmert um Gefängnis und
     Zuchthaus die revolutionären Arbeiter zum Kampfe um die Befreiung aus den Klauen des menschenvernichtenden Kapitalismus riefen.
     […] Jetzt heißt es nicht wehklagen, nicht blindlings den Mord unserer Vorkämpfer an den Mördern persönlich rächen wollen.
     Jetzt heißt es, den blutenden Leichen zu schwören, daß wir ihr Werk zu Ende führen werden. […] Es steht uns noch ein langer
     Kampf bevor.« 94
    Karl Liebknecht wurde am 25. Januar, zusammen mit 31 ermordeten Januarkämpfern, zu Grabe getragen. Ohne Einzelheiten zu kennen
     und die Tatsachen über das Zusammenspiel von Militärs und Regierungsvertretern dokumentarisch beweisen zu können, kam Leo
     Jogiches in seinem Artikel »Der Mord an Liebknecht und Luxemburg« in der »Roten Fahne« vom 12. Februar 1919 dem tatsächlichen
     Hergang des Verbrechens sehr nahe.
    Rosa Luxemburgs Leichnam wurde in der Nacht zum 1. Juni 1919 an der Freiarchenbrücke im Berliner Landwehrkanal angetrieben.
     Mathilde Jacob mußte die Tote an Hand der Kleiderreste, der Handschuhe und eines Medaillons identifizieren. Am 13. Juni 1919
     wurde Rosa Luxemburg auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfelde an der Seite von Karl Liebknecht beigesetzt. »Der gewaltige Trauerzug,
     der sich vom Friedrichshain |622| aus in Bewegung setzte, wurde zu einer machtvollen Kundgebung der revolutionären Arbeiter«, erinnerte sich Mathilde Jacob.
     »Voran gingen Matrosen und feldgraue Soldaten, dann folgten die engsten Freunde und Kampfgenossen, denen sich die Berliner
     Kreise und Betriebe anschlossen. Vor dem Friedhof in Friedrichsfelde löste der Trauerzug sich auf. Für die Beisetzung selbst
     war nur eine bestimmte Anzahl von Karten ausgegeben worden. Als erster sprach Paul Levi am offenen Grabe der toten Kämpferin
     und Freundin. Ihm folgte Clara Zetkin. Eine ehemalige Schülerin der Parteischule gedachte der geliebten und verehrten Lehrerin.
     Die Vertreterin der Jugend flocht in ihre Rede die Hymne Heinrich Heines: ›Ich bin das Schwert, ich bin die Flamme. Ich habe
     euch erleuchtet in der Dunkelheit, und als die Schlacht begann, focht ich voran, in der ersten Reihe. Rund um mich her liegen
     die Leichen meiner Freunde […].‹ Wir haben aber weder Zeit zur Freude noch zur Trauer. Aufs neue erklingen die Drommeten,
     es gilt neuen Kampf […]. Dann senkten sich unter den Klängen der ›Internationale‹ rote Fahnen auf die Gruft der toten Heldin.« 95
    Der abscheuliche Mord richtet die Mörder und alle, die dazu aufhetzten. Rosa Luxemburgs letzte gedruckte Worte galten der
     Revolution: »Ich war, ich bin, ich werde sein!« 96

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