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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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Wolkenbrüchen. Ja, ja – die sind gar nicht so selten hier bei uns! Der Nordwind Cers ist frisch, manchmal sogar schneidend. Und dann gibt es natürlich die warmen Böen aus dem Westen, Fouis genannt, wie heute, die meist feinen Dauerregen mit sich führen. Wartet es nur ab, junge Frau“, meinte er mit skeptischem Blick auf seine Knie, „spätestens morgen wird das Wetter umschlagen, ich fühle es überdeutlich. Aber, was rede ich da, das alles mag Euch gar nicht interessieren. Verzeiht, ich bin eben ein schwatzhafter alter Mann. Ich hätte Euch lieber sagen sollen, wie sehr ich mich freue, dass die Verbindung, die Euer Vater und ich vor langer Zeit ins Auge gefasst haben, nun - dank Eurem Bruder - endlich zustande kommt, und wie sehr ich bedaure, dass Eure Eltern nicht mehr unter uns weilen.“
    Rixende neigte höflich den Kopf.
    In der weitläufigen Eingangshalle des Hauses war es angenehm kühl. Dunkle Balken trugen die Decke. Weder hier noch in der angrenzenden Wohnstube, in die er sie nun führte, lag ein Strohhälmchen herum, wie Rixende zu ihrem Erstaunen bemerkte – im Hause des Bayle wurde täglich frisches Stroh aufgeschüttet -, stattdessen bedeckten bunte Steinfliesen den Boden. Vier hohe, offenstehende, aber an eisernen Haken festgebundene Lanzettfenster erlaubten einen freien Blick auf die Stadt und ihre Türme.
    In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch, um den sich eine dreiteilige dunkle Bank mit geschnitzter Lehne zog. Dicke Polster mit bestem Tuch bezogen, luden zum Verweilen ein. Mächtige, jedoch mit feinen Einlegearbeiten verzierte dunkle Kästen bargen wohl die Besitztümer des Hausherrn. Die weißgekalkten Wände bedeckten edle Teppiche, kleinere Truhen in den Fensternischen waren mit goldenen Beschlägen versehen.
    Ein städtisches Haus, ein vornehmes Heim, dachte Rixende beeindruckt, alles war ganz anders als sie es gewohnt war.
    „Ich freue mich auch, hier zu sein“, stieß sie endlich hervor und lächelte den alten Mann an. Noch immer klopfte ihr Herz, ja sie meinte gar, dass es bald zerspringen müsste, denn jeden Augenblick konnte doch ihr Bräutigam vor ihr stehen. Weshalb hatte er sie nicht sofort begrüßt? Begutachtete er sie erst einmal aus dem Verborgenen heraus?
    Castel Fabri, dessen Bart ebenso mit Silberfäden durchzogen war wie sein schulterlanges Haar, beobachtete jede Regung der jungen Frau. Er erklärte voller Eifer:
    „Seht, meine Liebe, der große Kamin dort in der Ecke kann von zwei Seiten benutzt werden, einmal von hier aus, wo sich die Familie zum Mahl trifft, und dann von der Küche. Die warme Luft zieht durch senkrechte Schächte überdies in das obere Stockwerk, so dass im Winter das ganze Haus gut geheizt ist. Im Sommer wird natürlich nur der küchenseitige Kamin geschürt, während diese Seite kalt bleibt.“
    „Wie zweckmäßig“, meinte Rixende, aber sie fragte sich insgeheim, weshalb Castel Fabri redete und redete und nicht daran dachte, ihr seinen Sohn vorzustellen.
    Doch der Tuchhändler ließ sich von ihren fragenden Augen nicht aufhalten. Zielstrebig führte er seine zukünftige Schwiegertochter in die weiträumige Küche.
    Dort roch es nach Gebratenem. Eine junge Magd stand vor dem gemauerten Herd, auf dessen weit heruntergezogenem Kamindach an hölzernen Zapfen eiserne Töpfe, Kupfer- und Messingtiegel hingen. Sie bestrich gerade eine Gans mit Fett, damit sie schön knusprig wurde. Rechts und links des Herdes standen große Kessel, Krüge, Bottiche und Kannen. An Borden hingen Roste und Bratspieße, Pfannen, Schieber und Kellen. Rixende blickte bewundernd auf die feinen Siebe, die sie im Gebirge nicht gehabt hatten. Hier würde es gutes Brot geben, dachte sie bei sich.
    Die Dienstboten, drei an der Zahl, ließen, als sie Fabri mit Rixende hereinkommen sahen, alles liegen und stehen und verbeugten sich. Castel Fabri nannte ihre Namen und ihre Stellung im Haus. Der dicken Köchin, die gerade dabeigewesen war, Hirse einzuweichen, klopfte der Alte kräftig auf die Schulter. „Ja, unsere Benete ist der gute Geist des Hauses“, sagte er. „Alles geht nach ihrem Kopf. Doch nun wird sie sich unterordnen müssen. Sieh nur, meine Beste, vor dir steht deine zukünftige Herrin! Deine guten Tage hier werden bald vorüber sein!“
    Rixende wurde verlegen und hob abwehrend ihre Hände. Doch Castel zwinkerte ihr übermütig zu und fuhr fort, die Köchin zu necken: „Hier weht nun bald ein anderer Wind, Benete, lange genug hast du uns alle
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