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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe
Autoren: Maya Rodale
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Oder waren es doch nur zwei gewesen? Seine Eroberungen zu zählen schien ihm für einen Gentleman aber allzu ungebührlich, weshalb er seine Gedanken schnell in eine andere Richtung lenkte.
    Ja, er benahm sich immer wie ein formvollendeter Gentleman – selbst wenn er sich von einer seiner Geliebten trennte. Umso merkwürdiger erschien es ihm daher, dass er heute Früh von zwei oder drei anderen Frauen abgewiesen worden war. Roxbury runzelte die Stirn.
    Er liebte die Frauen. Ihr singendes Lachen, die zum Schmollmund verzogenen Lippen und ihre geheimnisvollen Augen. Die weichen Rundungen und Konturen eines weiblichen Körpers verfehlten ihre Wirkung nie bei ihm und bezauberten Roxbury jedes Mal aufs Neue. Ebenso erging es ihm mit der weichen Haut und dem seidigen Haar seiner Geliebten. Dass die Frauen absolut verrückt nach ihm waren, amüsierte ihn jedoch bestenfalls. Frauen waren wunderschöne, bezaubernde, verwirrende und herrliche Wesen, jede auf ihre ganz eigene Art. Wie sollte er seine Reize, seine Aufmerksamkeit und Zuneigung da also auf eine von ihnen konzentrieren können?
    Das ging einfach nicht, so gut kannte Roxbury sich. Und darum versuchte er es auch gar nicht erst.
    »Es macht mir nichts aus, für dein Haus und deinen Unterhalt zu bezahlen«, fuhr sein Vater in seiner Litanei fort. Er saß entspannt zurückgelehnt in dem Sessel hinter seinem Schreibtisch. Es war heute warm genug, dass man kein Feuer im Kamin anzünden musste, aber die Fenster blieben noch geschlossen, weshalb die Luft im Raum eher schal und stickig war.
    »Dafür bin ich dir dann wohl zu Dank verpflichtet«, erwiderte Roxbury höflich, obwohl er lediglich seinen Teil aus der Familienschatulle bezog, der ihm rechtmäßig zustand, und es sich weder um ein Geschenk noch um eine mildtätige Gabe handelte. Das Einkommen brachte der Titel mit sich – um den er nie gebeten hatte und auf den er lieber verzichten würde, wenn er bedachte, welch hohen Preis er dafür bezahlen müsste. Einer derer of Carlyle zu heißen bedeutete vor allem eines: Verantwortung.
    »Schließlich muss ein Gentleman einen guten Umgang und einen gewissen Lebensstandard pflegen«, fügte der Earl hinzu. Einer reich geschnitzten Holzkiste auf seinem Schreibtisch entnahm er eine Zigarre. Direkt daneben lag ein Brieföffner aus purem Gold, der reich mit Smaragden besetzt war.
    »Da stimme ich dir aus ganzem Herzen zu«, sagte Roxbury. Aufmerksam verfolgte er den Gedankengang seines Vaters. Worauf wollte er hinaus? Er mochte sein privilegiertes Leben, das stimmte. Aber wem erginge es in seiner Situation schon anders?
    Der Earl bot seinem Sohn eine Zigarre an; Roxbury nahm das Angebot gerne an. Irgendetwas Merkwürdiges war hier im Gange, so viel wusste er. Erst die Besuche bei Freunden, die sich verleugnen ließen – Lady Westleigh empfing ihn sonst immer . Und jetzt diese weit ausholende Rede seines Vaters über den Lebenswandel, den er führte. Das war verflixt ungewöhnlich.
    »Zu den Pflichten eines Vaters – eine Verantwortung, die ich im Übrigen sehr ernst nehme – gehört es, für die eigenen Kinder zu sorgen. Zum Glück ist mir das möglich, weil ich die Güter der Familie Carlyle mit Umsicht und Geschick bewirtschafte.«
    »Das ist richtig«, stimmte Roxbury zu. »Die umsichtige Bewirtschaftung der Güter ist das A und O. Ich bin stolz, dir mitteilen zu können, dass Roxbury Park zuletzt sogar einen kleinen Profit hat abwerfen können.« Das Stück Land gehörte ihm allein; er hatte es im Alter von achtzehn Jahren als zukünftige Residenz und unabhängige Einkommensquelle überschrieben bekommen. Damals war er noch der zweitgeborene Sohn gewesen und hatte nicht damit rechnen können, eines Tages die ausgedehnten Ländereien und die Reichtümer der Earls of Carlyle zu erben.
    Bis er auch den Titel seines Vaters erbte, trug er, wie es in seinen Kreisen üblich war, einen der niederen Titel seines Vaters und war als Viscount Roxbury bekannt. Einst hatte Edward diesen Namen geführt, dachte Roxbury, schob diese Erinnerungen aber lieber schnell beiseite. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
    »Ich gratuliere dir dazu«, sagte sein Vater, und Roxbury bemerkte, dass in den Worten eine gewisse Anerkennung mitschwang – ja, er meinte sogar Stolz darin zu hören. Doch dieses Glücksgefühl wurde durch eine nagende Vorahnung gedämpft, dass etwas Unheilvolles über ihm schwebte. Bei diesem Treffen ging es um mehr als harmlose Gespräche über die
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