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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe
Autoren: Maya Rodale
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war er überglücklich, dass dieser Kelch an ihm vorübergegangen war.
    Aber jetzt fühlte er sich leer und unvollständig. Und außerdem erfüllte ihn die ganze Bandbreite trauriger Gefühle.
    Sein Heim war jetzt auch ihres – vom Salon bis zum Gästeschlafzimmer –, und es war schlicht falsch, wenn sie nicht da war. Was ihm aber wirklich Bauchschmerzen bereitete, war die Erkenntnis, dass Julianna ursprünglich vorgehabt hatte, bei ihm zu bleiben. Warum sonst hätte sie das ganze Haus sonst von oben bis unten geschmackvoll neu und nach ihrem Willen neu einrichten sollen?
    Er hatte sie verführen wollen, und dabei hatte er sich in sie verliebt. Sie hatte den Entschluss gefasst, bei ihm zu bleiben. Vielleicht hatte sie sich dann ja auch in ihn verliebt?
    Er hatte alles in den Sand gesetzt.
    Wie es sich für einen Gentleman gehörte, suchte er in seinem Club Trost. Er versuchte es zumindest, denn was für einen Mann sonst immer ein friedlicher Hafen war, half Roxbury nach Juliannas Verlust auch nicht länger. Er stellte sich die ganze Zeit vor, wie sie als Mann verkleidet durch die Räume geschlichen war und dabei ein hinterhältiges, triumphierendes Lächeln ihren Mund umspielt hatte. Er erinnerte sich an den gemeinsamen Nachmittag im Club, als er ausgerechnet mit der Frau, bei der er es zuletzt erwartet hätte, überaus großen Spaß hatte.
    Er bestellte sich etwas zu trinken. Brandy schenkte ihm vielleicht seliges Vergessen.
    Aber dann dachte Roxbury wieder daran, wie sie mit Brandyflaschen darauf angestoßen hatten, dass ihrer beider Leben so völlig zugrunde gerichtet worden waren. Oder wie er Julianna dabei beobachtet hatte, als sie den ersten Schluck fast wieder ausspuckte.
    »Als sie sagte, sie wolle nach Hause«, sagte Roxbury gedankenverloren an Brandon gewandt, »dachte ich wirklich, sie würde in unser Haus zurückkehren und dort einen oder zwei Tage schmollen. Aber nein, sie hat alle Sachen gepackt und ist zum Bloomsbury Place zurückgekehrt.«
    Er nahm noch einen Schluck. Inzwischen war er bereits bei Brandy Nummer zwei angekommen.
    »Schockierend«, bemerkte Brandon ironisch. Er hatte die Zeitung gelesen – ausgerechnet die verfluchte Weekly – und hatte Roxbury einfach vor sich hin wüten lassen – etwas Besseres war ihm nicht eingefallen, wie er dem Freund Linderung verschaffen könne.
    »Du findest das gar nicht so schockierend. Ich seh’s dir an«, antwortete Roxbury trotzig.
    »Simon, du hast die arme Frau absichtlich bloßgestellt. Das ist das Erste. Viel schlimmer finde ich aber, dass du das alles geplant hast, ohne sie ins Vertrauen zu ziehen . Ich kann gar nicht genug betonen, dass das so ziemlich das Schlimmste ist, was du hättest tun können«, erklärte Brandon ihm.
    »Warum hat die Ehe dich eigentlich zu einem weisen Mann gemacht, während ich der alte Narr geblieben bin?«, knurrte Roxbury.
    »Ich bin mit drei Schwestern aufgewachsen. Ich hatte also von klein auf einen Vorteil«, antwortete Brandon lächelnd. Roxbury hatte nur einen wilden und verwegenen Bruder, der bei dem Versuch, der Ehe aus dem Weg zu gehen, sein Leben gelassen hatte.
    »Da du so klug bist und so viel über Frauen weißt, kannst du mir ja bestimmt auch sagen, was ich jetzt tun soll«, murmelte Simon.
    »Wieso versuchst du nicht, ihr vor dem Fenster ein Ständchen zu singen?«, schlug Brandon vor und grinste. Roxbury blickte ihn finster an.
    »Darf ich dich vielleicht daran erinnern, dass beim letzten Mal, als ich das versucht habe, auf mich geschossen wurde?«
    »Schmuck … Blumen …«, zählte Brandon hilfsbereit auf und schlug damit doch nur das Offensichtliche vor. Blumen reichten nicht bei einer Verfehlung dieses Ausmaßes.
    Aber Schmuck … Roxbury dachte an den Ring, den er in seiner Schreibtischschublade sicher weggeschlossen hatte. Er hatte Tage damit zugebracht, diesen Ring zu finden. Er könnte ihn ihr jetzt schenken. Ja, wenn er die Gelegenheit bekam, ungestört mit ihr zu reden …
    Sein erster Versuch, Julianna das Schmuckstück zu überreichen, war von ihrer unromantischen Stimmung vereitelt worden. »Wenn es etwas gibt, das ich wirklich und unter allen Umständen will, dann ist es, den Mann, der Bescheid weiß, zu entlarven«, hatte sie im Brustton der Überzeugung verkündet und den romantischen Moment unwissentlich verdorben.
    Dass Roxbury genau das versucht hatte – Julianna ihren Herzenswunsch zu erfüllen – und dass das so gründlich schiefgegangen war, dass ihre junge Ehe bereits in
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