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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte
Autoren: Ian Fleming
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mehr konnte sie auch nicht tun, da sie die Erpresser in Kuba vermutete. Also ging ich nach Kuba und spielte dort die reiche junge Erbin, die auf Abenteuer aus ist - Gangsterbekanntschaften sucht und so. Schließlich hörte ich von dem Kerl da unten« - sie wies auf das Haus -, »aber er war nicht mehr auf Kuba. Batista hatte ihn fallenlassen. Den Rest erfuhr ich von einem höheren Polizeibeamten, dem ich mich anvertraut hatte.« Sie vermied es, Bond anzusehen, und fuhr nach einer Pause fort: »Also fuhr ich nach Amerika.
    Irgendwo hatte ich von Pinkertons Detektivagentur gelesen. Von ihr ließ ich die Adresse des Mannes ermitteln. Das ist alles.«
    »Auf welchem Weg sind Sie hergekommen?«
    »Bis Bennington bin ich geflogen, und von dort aus zu Fuß weiter. Vier Tage lang durch die Green Mountains. Den Leuten bin ich ausgewichen. An die Berge bin ich gewöhnt, denn unser Haus liegt in den Bergen, und die sind noch unwegsamer als hier.«
    »Und was werden Sie tun?«
    »Nach Bennington zurückgehen, sobald ich diesen Hammerstein erschossen habe.« Sie sagte das so beiläufig, als rede sie vom Blumenpflücken.
    Vom Tal drang Stimmenlärm herauf. Bond erhob sich und blickte durch die Zweige. Drei Männer und zwei Mädchen unterhielten sich lachend im Patio, während sie die Stühle zurechtrückten und sich zu Tisch setzten. Der Platz am Kopfende des Tisches zwischen den beiden Mädchen blieb leer. Bond nahm das Zielfernrohr. Die drei Männer waren klein und dunkel. Der eine - er lächelte in einem fort und wirkte am gepflegtesten - war wohl Gonzalez. Die beiden anderen waren primitivere Typen. Die brünetten, dunkelhäutigen Mädchen sahen aus wie billige kubanische Huren und trugen grelle Badeanzüge. Hätten sie nicht spanisch gesprochen, ihr Geschnatter wäre bis herauf zu verstehen gewesen.
    Bond spürte die Nähe des Mädchens hinter sich und reichte ihr das Fernrohr. »Der kleine geschniegelte nennt sich Major Gonzalez«, sagte er. »Die beiden ändern sind Revolvermänner. Wer die Mädchen sind, weiß ich nicht. Hammerstein ist noch nicht zu sehen.« Sie blickte durch das Glas und gab es wortlos zurück. Wußte sie, daß das die Mörder ihrer Eltern waren? Jetzt blickten die Mädchen zur Haustür. Die eine rief etwas, das wie ein Gruß klang. Ein kleiner, vierschrötiger, beinahe nackter Kerl trat in die Sonne und ging schweigend an dem Tisch vorbei zum
    Terrassenrand, wo er fünf Minuten lang seine Turnübungen machte.
    Bond prägte sich alles an dem Mann ein. Er mochte etwa einssechzig groß sein, hatte die Schultern und Hüften eines Boxers, zeigte aber Fettansatz. Brust und Schulterblätter waren dicht behaart, ebenso Arme und Beine. Der völlig haarlose Schädel hingegen erglänzte in weißlichem Gelb und war hinten eingekerbt wie von einer Hiebwunde oder einer Trepanation. Dazu kamen engstehende Augen unter haarlosen Brauen und ein großer, abscheulich rotlippiger Mund. Nochmals reichte Bond dem Mädchen das Fernrohr. Irgendwie war er erleichtert darüber, daß Hammerstein so widerlich war, wie M's Dossier es verheißen hatte.
    Bond beobachtete das Gesicht des grimmig ins Tal starrenden Mädchens. Was sollte er mit ihr tun? Das gab doch nichts als Schwierigkeiten! Nein, er durfte sich keinerlei Risiko leisten: ein Schlag auf den Kopf, und binden und knebeln, bis alles vorbei war! Bond griff nach seiner Pistole.
    Das Mädchen trat ein wenig zurück, bückte sich, legte das Fernrohr ins Gras und griff nach dem Bogen. Sie legte einen Pfeil auf, blickte Bond an und sagte ruhig: »Nur keine Dummheiten! Bleiben Sie mir vom Leib! Ich bin nicht den weiten Weg hierhergekommen, um mich von einem plattfüßigen Bobby über den Schädel schlagen zu lassen. Mit dem da garantiere ich auf fünfzig Meter, aber ich habe auch schon auf hundert einen Vogel aus dem Flug heruntergeholt. Gern tu ich es nicht, aber wenn Sie sich hier einmischen, gibt's einen Pfeil durch das Bein.« Bond verfluchte sein Zaudern von vorhin. Erbost sagte er: »Sie blödes Luder, legen Sie das Dreckszeug weg! Das ist Männerarbeit! Was glauben Sie denn eigentlich? Mit Pfeil und Bogen gegen vier Männer?«
    Aber das Mädchen blieb eigensinnig. Sie nahm Schußstellung ein und sagte mit schmalen Lippen: »Scheren Sie sich zum Teufel, und mischen Sie sich nicht ein! Schließlich waren es meine Eltern, nicht Ihre! Ich bin jetzt vierundzwanzig Stunden hier und weiß, wie ich diesen Hammerstein erwische. Die anderen gehen mich nichts an, die sind nichts ohne
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