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Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)

Titel: Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burnout (German Edition)
Autoren: Christina Berndt
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Arbeit beschränkt, sondern in allen Berufen eine potenzielle Gefahr, wie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde schreibt. Besonders bedroht sieht sie alleinerziehende Mütter und Väter sowie Menschen, die zu Hause ihre Angehörigen pflegen.
    Fakt ist: Die Diagnose wird inzwischen so häufig gestellt, dass es beängstigend ist. Zwar gibt es keine verlässlichen Zahlen für Deutschland, aber in Finnland ergab eine bevölkerungsweite Befragung, dass jeder vierte Erwachsene an milden Burn-out-Beschwerden leidet und drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung sogar an ernsthaften. Ratgeber, Sachbücher und Zeitschriften zum Thema verkaufen sich wie warmes Brot. Die Menschen fühlen sich davon offenbar in hohem Maße angesprochen, weil sie einen Teil der beschriebenen Symptome auch bei sich erleben.
    Das liegt eben auch daran, dass der Beruf den Menschen heutzutage meist viel abverlangt – oft zu viel. »Die Arbeitswelt muss sich wieder den Menschen anpassen, statt vorrangig Renditeerwartungen zu erfüllen«, forderten deshalb die auf dem Deutschen Ärztetag 2012 versammelten Mediziner einhellig. Sie sehen tagtäglich an ihren Patienten, dass diese immer häufiger Krankheiten entwickeln, die entweder rein psychischer Natur sind, wie Depressionen und Angststörungen, oder aus der Seele kommen, sich dann aber als körperliche Symptome bemerkbar machen. Zu diesen psychosomatischen Krankheiten gehören nicht nur, wie häufig gelesen, Ohrgeräusche (Tinnitus) und Rückenschmerzen. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben oft eine seelische Ursache.
    Jeder zweite Arbeitnehmer klagt inzwischen über starke Belastung im Beruf. 52 Prozent empfinden einen starken Termin- und Leistungsdruck, heißt es im ›Stressreport 2012‹ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. 44 Prozentder 18 000 Erwerbstätigen, die für die Studie befragt wurden, erleben während ihrer Arbeit zudem häufig Störungen durch Anrufe und E-Mails. Jeder Dritte gab an, Pausen wegen eines zu großen Arbeitsaufkommens ausfallen zu lassen.
    Die rettende Flucht ermöglicht oft ein kleiner gelber Zettel. Wenn der Druck wieder einmal zu groß geworden ist, verschaffen sich die Deutschen meist über ihren Hausarzt Erleichterung. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sorgt wenigstens für ein paar Tage Ruhe; kraft Unterschrift und Stempel sind alle Pflichten in weite Ferne gerückt: Stunden gähnender Leere, plötzlicher Freiheit, Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung liegen vor einem. Auch wenn kein Fieber festgestellt wird, nichts gebrochen ist und das Herz im Takt schlägt – Ärzte füllen meist ohne Murren die Zettel für den Arbeitgeber aus, denn sie wissen: Ein paar Tage Freiraum können wie ein Ventil für Arbeitnehmer unter Überdruck wirken. Sie können einen Menschen wieder ins Gefüge bringen, können die Seele Kraft schöpfen lassen für die folgende Zeit im täglichen Wahnsinn. Psychische Prävention nennen viele Ärzte das – vorbeugen, statt zu warten, bis bei ihren nach Hilfe suchenden Patienten endgültig der Zusammenbruch droht.
    Allerdings helfen die ärztlich legitimierten Auszeiten nicht wirklich, wenn der Stress dauerhaft ist und sich an den Arbeitsbedingungen nichts ändert. Dann können sie das Abgleiten in den Burn-out allenfalls aufschieben.
    Manche Unternehmen haben immerhin erkannt, dass sie etwas ändern müssen. So beurteilt der britisch-niederländische Nahrungs- und Waschmittelriese Unilever seine Führungskräfte inzwischen auch danach, wie groß die Fehlzeiten ihrer Mitarbeiter sind. »Natürlich spricht ein hoher Krankenstand nicht unbedingt für eine schlechte Führung«, sagt der Werksarzt Olaf Tscharnezki. Schließlich komme es auf Alter, Geschlecht und Krankengeschichte der Mitarbeiter an. Allerdings habe man herausgefunden, dass nicht wenige Führungskräfte bei einer Versetzung den alten Krankenstand gewissermaßen mit ins neue Team nähmen. Wenn der dauerhaft zu hoch sei, bitte die Geschäftsführung den Teamchef zum Gespräch.
    Über Fehlzeiten führt auch das Bundesarbeitsministeriumpenibel Statistik. Dabei zeigt sich, dass die aus der Seele geborenen Krankheiten einen erheblichen Einfluss auf die Produktivität der Menschen haben. Denn die Betroffenen werden, wie die Münchner Architektin, oft monatelang krankgeschrieben, benötigen intensive Behandlungen oder Kuraufenthalte und können danach nur langsam wieder in den Arbeitsalltag eingegliedert
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