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Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Rescue me - Ganz nah am Abgrund

Titel: Rescue me - Ganz nah am Abgrund
Autoren: Sabine Koch
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Magen oder verteilten ein paar kräftige Ohrfeigen und dann war es vorbei. Aber heute? Anscheinend machte der Alkohol sie besonders mutig.
    Was also sollte er tun? Abhauen? Oder sich verprügeln lassen? Die Entscheidung war schnell getroffen. Er würde es mit Flucht versuchen, er war klein und schlank, was für ihn von Vorteil sein würde.
    Gedacht. Getan. Schon wirbelte er herum und lief nach rechts, Richtung Neubaugebiet. Vielleicht konnte er sich auf irgendeiner Baustelle verstecken. Er biss die Zähne zusammen und rannte, was die aufgeschürften Knie hergaben.
    Die beiden fluchten laut, dann liefen sie hinter ihm her. Ihre schweren Schritte waren auf dem Schotter gut zu hören. Schnell flankte er über den Lattenzaun, der das gesamte Schulgelände umgab, und raste weiter querfeldein. Hetzte über noch unbebautes, brachliegendes Gelände und sah sich verzweifelt um. Nirgends eine Möglichkeit, sich in Luft aufzulösen. Die Baustellen, die schon in Betrieb waren, wurden von hohen Holz- oder Gitterzäunen umschlossen. Warum wohl, fragte er sich, während er zügig weiterlief. Was gab es in einem Rohbau schon zu klauen? Egal was es war, auf keinem der Grundstücke würde er Unterschlupf finden.
    Im Laufen sah er über seine Schulter – die beiden hatten trotz ihrer Masse und all dem Klimperschmuck ein ziemlich hohes Tempo drauf. Also blieb ihm keine andere Wahl, er musste weiter.
    Die ersten Häuser kamen in Sicht. Doch das bedeutete nicht, auch in Sicherheit zu sein. In dieser Gegend hier kümmerte sich jeder um sich selber. Niemand würde ihm helfen. Im Gegenteil. Wenn er Pech hatte, dann traf er auf Gestalten, gegen die A&B-Hörnchen reine Waisenknaben waren. Er konnte nur sehen, dass er es unbeschadet bis nach Hause schaffte.
    Der Schweiß lief ihm in Strömen über Gesicht und Nacken, rann feucht in den Kragen. Mit dem Arm wischte er sich kurz durchs Gesicht. Hinter ihm herrschte plötzlich Stille. Hatte er die beiden tatsächlich abgehängt? Er riskierte einen weiteren Blick über seine Schulter – da war niemand mehr. Für eine Sekunde war er versucht, anzuhalten. Heftige Seitenstiche raubten ihm den Atem. Doch dann sah er zu seinem Schreck, Allan und Bobby von rechts aus einer Nebenstraße kommen. Anscheinend hatten sie einen Bogen geschlagen und waren wohl hinten herum, durch die Gärten, gelaufen. Jetzt kamen sie direkt auf ihn zu, waren nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Beide verständigten sich ohne große Worte, sie trennten sich, um ihn in die Zange zu nehmen.
    „He, Arschloch!“, johlte einer der beiden. „Gleich haben wir dich!“
    Niemals, dachte Ryan, schlug einen Haken nach links, auf den mit Hundehaufen versauten Gehweg zu, preschte durch einen ungepflegten Vorgarten, gab noch einmal ordentlich Gas und lief weiter um sein Leben.
    Erneut sah er nach den beiden. Mit seinem Haken hatte er etwas Vorsprung herausgeholt.
    In der nächsten Einfahrt stand ein grüner Van. Als er die dunkle Gestalt dahinter hervorkommen sah, keuchte er erschrocken auf. Abwehrend hob er die Hände – doch es war zu spät. Aus vollem Lauf prallte er gegen das Hindernis, stolperte und flog in hohem Bogen auf die gepflasterte Einfahrt zu. Mit dem Kinn voran kugelte er über den Boden, der harte Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen. Auf dem Rücken blieb er liegen. Sein Schädel dröhnte. Die Handflächen brannten, die Knie auch. Sein Kinn fühlte sich an, als hätte er damit einen Truck aufgehalten. Japsend und keuchend versuchte er, wieder zu Atem zu kommen. Ryan hob den Kopf etwas an, sah, wie Allan und Bobby auf ihn zu gestapft kamen. Sie waren nass geschwitzt, hatten hochrote Köpfe und waren stinksauer. Einer hatte sein Cap verloren, der andere zog gerade schnaufend seine Baggy Pants zurecht. Ryan wusste, dafür, dass sie hinter ihm herjagen mussten, würden sie ihn besonders leiden lassen. Resigniert ließ er den Kopf wieder auf den Boden plumpsen. Schob nur einen Arm vors Gesicht. Am besten, er hielt still und ließ es über sich ergehen.

 
Zwei
    „Sie sind weg.“ Ich rieb mir die schmerzende Schulter. Dort hatte der Typ mich gerammt, bevor er böse zu Boden gegangen war. Gerade war ich aus Carlos’ Haus gekommen, als ich das sich anbahnende Drama bemerkt hatte. Dr. Kimble auf der Flucht. Verfolgt von den zwei größten Spackos auf diesem Planeten. Nicht, dass ich mich eingemischt hätte. Früher vielleicht. Jetzt nicht mehr.
    „Du kannst aufstehen, die beiden Idioten sind weg.“ Anscheinend
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