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Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)

Titel: Rendezvous mit einem Vampir (German Edition)
Autoren: Lynsay Sands
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erstarrte, als er die Frau entdeckte, die über ihn gebeugt dastand und eine Pistole auf seinen Kopf gerichtet hielt.

17
    Harper starrte ungläubig in das wutverzerrte Gesicht der schlanken Sterblichen mit den kurzen, dunklen Haaren. Sie zitterte am ganzen Leib, da sie zweifellos gegen die Kontrolle anzukämpfen versuchte, die Drina über sie übernommen hatte.
    »Sue?«, sagte er schließlich, hatte aber noch immer keine Ahnung, was hier eigentlich los war. Vor ihm stand Susan Harper, die er seit Jennys Tod nicht mehr gesehen hatte. Sein Verstand hatte ein Problem damit, zu begreifen, dass Jennys Schwester hier aufgetaucht war – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie eine Schusswaffe auf ihn gerichtet hielt.
    »Warum kann ich nicht abdrücken?«, knurrte sie wütend. »Ich versuche es, aber mein Finger will sich einfach nicht bewegen.«
    Harper sah zu Drina.
    »Ich bin aufgewacht, als sie reinkam«, erklärte Drina ruhig. »Im Halbschlaf dachte ich, es sei Leonius, aber dann wurde mir klar, dass es sich um eine Frau handelt, noch dazu um eine Sterbliche, und dass sie es nicht auf Stephanie abgesehen hatte, sondern auf dich zuging. Ich habe erst mal abgewartet, was sie vorhat, aber dann zog sie auf einmal die Pistole …«
    Er nickte. Dass sie die Kontrolle über die Frau nur insofern übernommen hatte, dass sie niemandem etwas antun konnte, zugleich aber in der Lage war, klar zu denken und zu reden, musste sie nicht extra erwähnen. Er schaute zu Sue hin und fragte verständnislos: »Wieso?«
    »Weil du Jenny umgebracht hast«, fauchte sie ihn verbittert an.
    Harper sank in seinem Sessel in sich zusammen, die Schuld legte sich wie ein alter Bekannter über ihn … wie ein Geist, wie Jennys Geist. Hätte er Sue kontrolliert, wäre ihm in diesem Augenblick die Kontrolle über sie entglitten – und er hätte jetzt ein Loch in der Stirn. Zum Glück ließ sich Drina von diesen Worten nicht aus der Ruhe bringen. Nachdem er sich wieder gesammelt hatte, räusperte er sich und erwiderte ruhig: »Ich wollte nicht, dass das passiert, Susan. Das sollst du wissen. Ich wollte den Rest meines Lebens mit Jenny verbringen. Sie war meine Lebensgefährtin, und ich hätte eher mich selbst getötet als meine Lebensgefährtin.«
    »Sie war nicht deine Lebensgefährtin«, herrschte Susan ihn voller Abscheu an. »Jenny konnte dich nicht mal leiden. Sie hat das alles nur über sich ergehen lassen, damit du sie wandelst. Sie hat an deine Versprechen von ewiger Jugend, Schönheit und Gesundheit geglaubt, und du hast sie umgebracht.«
    Er zuckte zusammen, da jedes Wort ihn wie ein Peitschenhieb traf. Er wusste nicht, was mehr wehtat: die Behauptung, Jenny habe ihn nur benutzt, oder die Erinnerung daran, dass sie seinetwegen gestorben war. Susans Erklärung, Jenny habe ihn niemals wirklich geliebt, passte zu dem, was Teddy an dem Abend gesagt hatte, als er mit Drina im Helikopter aus Toronto zurückgekehrt war. Er musste zugeben, dass das durchaus möglich war. Sie hatten sich nur gerade eine Woche gekannt, da war sie bereits mit der Wandlung einverstanden gewesen. Auch wenn er ein Unsterblicher war und sie in dem Moment als seine Lebensgefährtin akzeptiert hatte, als er sie nicht hatte lesen können, war sie trotz allem eine Sterbliche. Sterblichen war nicht klar, welche Bedeutung eine Lebensgefährtin für einen Unsterblichen hatte, auch war ihnen nicht automatisch klar, welch kostbares Geschenk das darstellte. Sie hatte sich damit vielleicht nur arrangiert, um von ihm gewandelt zu werden. Doch mit der Zeit wäre ihr schließlich klar geworden, dass er der Einzige war, bei dem sie wahrhafte Ruhe und Leidenschaft finden konnte.
    Er stutzte, da ihm ins Gedächtnis kam, dass er mit Jenny diese Leidenschaft nicht erlebt hatte. Er hatte es immer der Tatsache zugeschrieben, dass sie auf Abstand zu ihm geblieben war, und das glaubte er auch jetzt noch. Hätte sie ihm nur gestattet sie zu küssen, dann wären sie beide von den Gefühlen überwältigt worden, davon war er überzeugt. Ganz genau so, wie es auch bei ihm und Drina der Fall war.
    »Sie war meine Lebensgefährtin, Susan«, beteuerte er. »Ich konnte sie nicht lesen.«
    Susan bedachte ihn mit einem spöttischen Grinsen. »Jenny dachte, dass das an ihrem Hirntumor lag.«
    Harper hatte das Gefühl, dass sein Herz stehen geblieben war. Und es war schließlich Drina, die an seiner Stelle fragte: »Hirntumor?«
    Den Blick auf Harper gerichtet setzte Susan ein boshaftes Lächeln auf,
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