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Regina schafft es doch

Regina schafft es doch

Titel: Regina schafft es doch
Autoren: Berte Bratt
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Ich glaube eigentlich, wir haben einander eine ganze Menge zu sagen. Hier ist nur jetzt nicht die Zeit und der Ort dazu. Wollen wir mal einen Tag ausmachen, an dem wir zusammenkommen und uns ein Weilchen in Ruhe unterhalten? Wenn wir beide Zeit haben?“
    Reginas Augen waren offen und ehrlich und voll unverhohlener Freude.
    „Ja, furchtbar gern!“
    „Ich mache gewöhnlich um zwölf Uhr Feierabend, bin ja schon so früh auf. Wenn ich nun einen Tag mal ein paar besonders gute Semmeln in die Radtasche steckte und Sie kurz nach zwölf abholte, würden Sie dann mit mir ‘rausfahren? Wir könnten an den Strand fahren oder in den Wald und auf einem Baumstamm sitzen und Semmeln essen und uns vernünftig unterhalten und – und uns kennenlernen?“
    In Reginas Wangen stieg eine feine Röte, und ihr schlug das Herz.
    „Ja“, sagte sie. Dann lächelte sie glücklich über das ganze Gesicht und sah ihm gerade in die Augen.
    „Du liebe Zeit, wie freue ich mich, daß ich gestern Ihren Vater im Geschäft kennengelernt habe!“
    „Ich auch“, sagte Gert Eimer. „Kommen Sie, ich fahre Sie jetzt nach Hause!“
    Sie ging mit ihm auf den Hof hinaus. Dort stand ein rotlackierter Motorroller.
    „Wie himmlisch!“ sagte Regina.
    „Halten Sie sich an meinen Schultern fest“, sagte Gert.
    Regina legte ihre Hände auf seine Schultern. Er drehte den Kopf und lächelte.
    „Fester!“ sagte er…
    Und am nächsten Morgen erwachte Regina also um halb fünf Uhr.
    Um sechs saß sie über den Zeichentisch gebeugt und zeichnete mit glühenden Wangen. Die Ideen sprudelten aus ihr heraus, der Stift fügte sich gehorsam ihren Wünschen. Klare, einfache Figuren entstanden auf dem Papier, weiche kleine Kindergestalten, anmutige Tierleiber – noch nie hatte die Arbeit sie so erfüllt wie jetzt.
    „Ich glaube, wir haben uns eine ganze Menge zu sagen – würden Sie sich mal mit mir unterhalten“, diese Worte sangen in ihr, sie waren es, die sie anfeuerten, so daß sie arbeitete wie nie zuvor.
    Ja, mit ihr war gestern etwas vor sich gegangen. Etwas Großes und Schönes – etwas so Wunderbares…
    Regina sah auf die Uhr. Schon nach zehn! Vier Stunden hatte sie gearbeitet.
    Sie stand auf und reckte sich. Sie mußte mit Katrin über diese Sache reden. Mußte sich ihre Hilfe zum Brennen und Färben sichern. Mußte ihr soviel wie möglich von der Technik mit der Keramik abgucken.
    Aber jetzt – nein, jetzt nicht! Wenn sie jetzt zu Katrin ging, dann konnte sie bis zwölf nicht wieder daheim sein. Und dann wollte sie zu Hause sein. Unter allen Umständen. Denn es könnte sein…
    Aber sie könnte hinuntergehen und Milch und Kaffee besorgen, dann war das getan, und dann konnte sie heute nachmittag zu Katrin gehen.
    Vom Kirchturm hallten zwölf Schläge zum offenen Dachfenster herein. Regina lauschte. Dann lächelte sie und schüttelte über sich selbst den Kopf. In diesem Augenblick zog er den weißen Kittel aus – dann mußte er den Roller holen –, und bis hier heraus brauchte er sicher eine Viertelstunde, sie wohnte ja so weit draußen am Stadtrand.
    Ihre Augen wanderten zum Wecker. Der tickte und tickte, der große Zeiger rückte langsam weiter von Strich zu Strich.
    „Unfug, Regina“, sagte sie streng zu sich selbst. „Er hat gar nichts davon ‘gesagt, daß er heute kommen würde. Einen Tag mal, sagte er, an irgendeinem Tag. Vielleicht morgen oder übermorgen oder in der nächsten Woche.“
    Das Herz hüpfte ihr bis in den Hals, als es an die Tür pochte. Und die Röte schoß ihr in die Wangen, als sie aufmachte und er draußen stand.
    „Mittagspause, Fräulein Frank! Kommen Sie mit in die Sonne?“
    „Ja, furchtbar gern…“
    „Ich bin hungrig wie ein Wolf. Seit heute morgen um vier habe ich gearbeitet!“
    „Und ich bin seit halb fünf Uhr wach!“
    „Halb fünf? Da habe ich gerade an Sie gedacht. Denn da nahm ich ein großes Blech mit unseren allerfeinsten Frühstückssemmeln aus dem Ofen und schaffte gleich erst mal zehn Stück auf die Seite. Die liegen in meiner Tasche!“
    „Oh, und ich freue mich! Jetzt komme ich!“
    Gert trat ins Zimmer und blieb am Zeichentisch stehen.
    „Sieh mal einer an! Das sind sicher die Entwürfe für unsere Reliefs?“
    „Ja, ganz recht. Werden Sie draus klug?“
    „Ach ja, einigermaßen wohl. Das Kälbchen hier ist entzückend. Und das Kind mit den Blumen. O ja, so etwa hatte mein Vater es sich bestimmt vorgestellt.“
    „Und Sie hoffentlich auch!“
    „Unbedingt. Aber…“, er schaute
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