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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition)
Autoren: Alisha Bionda
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Singles und Eigenbrötler. Sie leben nicht im Familienverbund.”
    „Was es alles gibt.” Dahsani war beeindruckt. Er blickte in den
Dämmerhimmel und fühlte plötzlich bleierne Müdigkeit. Das Zusammentreffen mit
Methusalem hatte die Erschöpfung, die der beschwerliche Marsch durch das
Niemandsland in ihnen wachgerufen hatte, nur für kurze Zeit verdrängt. „Was
haltet ihr davon, wenn wir uns ein Weilchen hinlegen und schlafen?” Er warf der
Bergwelt, die sich vor ihnen erhob, einen düsteren Blick zu. „Morgen wird es
bestimmt wieder mächtig anstrengend.”
    Barb stieß einen spitzen Laut aus. „Er jammert schon wieder
herum.” Sie lachte gutgelaunt.
    Saha nickte. „Aber dieses Mal hat er Recht. Auf uns wartet der
Endspurt unserer Reise.”
    Barb sah sie erstaunt an. „Woher weißt du das?”
    „Keine Ahnung. Ich weiß es einfach.”
     

     
    Saha wurde früher als ihre Freunde wieder wach. Und wie immer,
wenn der Schlaf sie in den Tag entließ, spürte sie sofort das Verlangen nach
Bewegung. Sie war nicht der Typ, der sich nach dem Wachwerden noch einmal
zusammenkuschelte und noch ein wenig vor sich hin döste, wie Barb. Saha stand
leise auf, um die Freunde nicht zu wecken und ging auf die Berge zu.
    Die Vegetation war wieder üppiger geworden. Ahornbäume,
Gelbkiefern und Yuccas bestimmten das Bild.
    Plötzlich wurde Saha von aufmüpfigem Geschrei angelockt.
Dazwischen ein helles Zirpen, das an eine Sinfonie erinnerte. Ihr Blick
schweifte umher und konnte die Quelle der herrlichen Töne nicht ermitteln, die
immer wieder durch das zornige Gezeter gestört wurden. Neugierig suchte Saha
mit den Augen das Umfeld ab. Bis ihr Blick an einem kleinen Vogel, der auf
einem Stein saß, hängenblieb. Lebhaft und unruhig trippelte der gefiederte
Wüterich auf dem Stein herum. Er trug ein olivfarbenes Federröckchen und eine
rötliche Weste. Sein kleines, spitzes Schnäbelchen öffnete und schloss sich im
Takt seines Redeflusses: Er schimpfte wie ein Rohrspatz.
    Der Urheber seiner Entrüstung saß unweit von ihm auf einem
weiteren Stein und trällerte. Nein, jubilierte. So unscheinbar sein braunes
Federkleid auch war, so wundervoll war sein Gesang. Saha wusste sofort, wen sie
vor sich hatte. Shirkan hatte ihr hundertmal davon erzählt: Es war eine
Nachtigall, die Königin der Singvögel.
    Sie sang den Sonnenaufgang an. Mit einer solch reinen, klaren
Stimme, dass Saha am liebsten geweint hätte. Shirkans Worte kamen ihr wieder in
den Sinn: „Wer das Lied der Nachtigall hört, vergisst es nie wieder!”
    Saha ließ sich einfach auf den Boden sinken und hörte dem Gesang
zu. Warf dem Störenfried, der die herrlichen Töne immer wieder unterbrechen
wollte, einen zornigen Blick zu. Sie war derart gefesselt von der musikalischen
Darbietung des kleinen Vogels, dass sie ihre Freunde nicht bemerkte. Erst als
ein Schatten über sie fiel, sprang sie auf und umarmte Ishtar, der hinter sie
getreten war. „Das ist der schönste Gesang, den ich jemals gehört habe”,
flüsterte sie.
    Dahsani kam wieder wie eine Mammutherde daher. Flattern ertönte
hinter Sahas Rücken. Erbost fuhr sie herum und blickte den beiden Vögeln
hinterher. „Du musstest sie natürlich vertreiben!” Sie warf Dahsani einen
finsteren Blick zu, dem das Stachelschwein seelenruhig standhielt.
     

    Die Bergwelt entpuppte sich als wahres Labyrinth, in dem sie sich
immer wieder verirrten. Orientierungslos liefen sie durch enge Gänge. Mal
stumm, mal sprachen sie aufgeregt durcheinander. Shash, dessen massige Gestalt
oftmals kaum durch die Schluchten passte, wurde zum ersten Mal in seinem Leben
von Klaustrophobie befallen. Manchmal hatte er das Gefühl, nicht atmen zu
können. Den Freunden ging es ebenso. Sie waren kurz davor aufzugeben, als sich
der Gang, den sie verfolgten, gabelte und in einer gigantischen Höhle mündete.
    Sie hatte die Größe einer eigenständigen Welt.
    Nirgends konnten Saha und ihre Freunde Wände erblicken. Nur
Felsformationen. Dafür aber eine Farbenpracht, die ihnen die Tränen in die
Augen trieb. So wundervoll war sie. Hier war ein Platz für die Seele. Hier nahm
man Abschied von Zeit und Raum.
    Sie standen in einer phantastischen Welt, einer steinernen
Halluzination. Es herrschte absolute Stille. Sah man von dem leisen und sanften
Flüstern des Windes ab. Ein widersprüchliches Flüstern, das einlullte, aber
auch wieder aufforderte. Doch wozu?
    „Hier ist das Heim des Windes, der Antelop Canyon”, ließ sich
Uhura
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