Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
RECKLESS HEARTS

RECKLESS HEARTS

Titel: RECKLESS HEARTS
Autoren: Eileen Janket
Vom Netzwerk:
gegenseitig flüchtige Blicke zu, lauschten und warteten gespannt auf Atillas Antwort.
    Leider kam keine.
    Stattdessen faltete er mit demonstrativer Ruhe und hochgezogenen Augenbrauen den Stadtplan wieder zusammen und wiederholte seinen Lieblingssatz: »Meine Herren, das wird glatt über die Bühne der ‚Crime Artists‘ gehen!«
    Na, das war ja ungemein beruhigend!
    Niklas pustete einen endlos langen Atem aus den Tiefen seines Brustkorbs aus und verschränkte mit sorgenvoller Miene die Arme.
    Plan B unterschied sich nur in einer entscheidenden Kleinigkeit von Plan A: Sollte sich der Tresor beim ersten Knackversuch erfolgreich zur Wehr setzen, lautete Atillas Anweisung »Das Ding mitnehmen!«
    Ihr Anführer hatte sich sowohl den Schnitt der Wohnung als auch den Tresor gut eingeprägt. Es handelte sich um einen kompakten, dicken Edelstahltresor mit einem elektronischen Zahlenschloss in der Größe eines Kleinfernsehers mit reichlich Drogengeld im Bauch, und ja - wie dumm aber auch - nirgends fixiert. Das »Baby« war allerdings nur für wenige Stunden dieser pechschwarzen Winternacht ohne Aufsicht.
    Atilla hatte mit ansehen dürfen, wie das nimmersatte Stahlding mit seinen Hunderteuroscheinen gefüttert wurde, was der Beweis schlechthin für seinen gelungenen Undercover-Auftritt als schmieriger Straßendealer gewesen war- im Übrigen so dermaßen schmierig, dass er sich beinah vor sich selber geekelt hatte und hinterher ein ordentliches, heißes Bad nehmen musste.
    Das kleine Päckchen Heroin, das er gekauft hatte, würde keine arme Seele mehr durch die himmlische Hölle jagen, denn es wurde im Schöneberger »Quartier« ohne mit der Wimper zu zucken durch den Lokus gespült.
    Es war das erste und hoffentlich letzte Mal, dass Atilla und seine Jungs sich mit echten Gangstern anlegten, nicht umsonst hatten sie die Sache überaus gründlich geplant, noch viel gründlicher als sonst, hatten das Dreckspack lange observiert und ausspioniert und nicht umsonst wochenlang nach einem geeigneten Fahrer gesucht. Atilla wusste, was er wollte. »Für jeden Handgriff ein Experte!« Keiner der Jungs sollte eine Doppelaufgabe haben.
    Es hatte Diskussionen gegeben, warum und weshalb? Warum blieben sie nicht bei ihrer üblichen Masche? Warum mussten sie sich mit gewissenlosen Drogendealern abgeben? Das war nicht ihr Kaliber, nicht ihr Revier, dieses Milieu, nicht ihre Zielgruppe, nicht ihre Philosophie ... oh ja, es gab eine Philosophie: kein Coup, der weh tun könnte! Kein Scheiß mit Drogen, keine Waffen, kein Risiko ... hm, okay, ein ganz geringes Risiko war immer dabei, aber kein wirklicher Schaden beim Opfer dank Versicherungspolice - bei ideellem Wert allerdings war es leider unkalkulierbares Pech, wovon die Gang aber naturgemäß nichts erfuhr. Und ja, kein Schaden beim Täter, die Beute eine relative Größe: für die Einen ein Trinkgeld, für die Anderen ein Jahreslohn.
    Warum also?
    Warum jetzt das? Russkis, verdammt, Schwerstkriminelle, tiefstes Neukölln. Warum, Atilla? So viel Vorarbeit wie nie, das Herumlungern in verdreckten Straßenecken und Spelunken … Und über wie viel Geld reden wir überhaupt?
    Über viel, sag ich euch, viel Geld, eine Herausforderung wird das, eine verdammt lukrative, meine Herren, vertrauen wir auf unser Können, und muss ich es sagen? Das wird glatt über die Bühne der Crime Artists gehen …
    Na wenn du‘s sagst, Atilla …
    Alex rieb sich die Augen und blickte durch die blitzblank polierte Fensterscheibe in den sternenlosen schwarzen Himmel. Hoffentlich geht alles gut , dachte er mit einem Druckgefühl in der Magengegend, dachte einen Gedanken wie diesen zum ersten Mal, während Niklas und Jimmy das Schachbrett hervorholten und Atilla eine seiner Lounge CDs einlegte …
    Hoffentlich läuft alles nach Plan, und dann mach ich mich auf den Weg!
     
    ***
     
    Als Selin irgendwann weit nach Mitternacht aus der Kneipe trat, hatte sie große klare Augen und keine Kopfschmerzen mehr. Es war, als wäre sie endgültig in eine neue Rolle geschlüpft.
    Vielleicht kroch aber auch ein Stück der wahren Selin aus ihrem Versteck hervor?
    Ich könnte das Land verlassen , dachte sie übermütig, irgendwo anders leben, etwas jobben, irgendwohin gehen, wo mich keiner kennt, auf alle Fälle weg von hier, weg von allem, raus aus Berlin, diesem elenden Dorf .
    Sie spürte ihr Herz wild entschlossen poltern und sich hin und wieder aufgeregt überschlagen. Ich werde nie mehr wieder die alte Selin sein! Der Gedanke
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher