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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg
Autoren: Andreas Nentwich
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Personalführung. Die Reflexion von Rausfliegern geht weit über das Einzelerlebnis hinaus. Wer seine Kündigung zum Anlass nimmt, sich intensiv mit seinen Fähigkeiten, seiner Persönlichkeit und seinem Umgang mit anderen Menschen zu beschäftigen, wer dadurch seine Stärken und Schwächen als Führungskraft in allen Nuancen besser kennenlernt, weiß auch, was ihn erfolgreich macht. Den Vorsatz von Führungskräften „Wir machen Fehler, aber jeden nur einmal“ beherzigen Rausflieger in der Regel stärker als erfolgsverwöhnte Glücksritter. Experten erkennen bei Rausfliegern eine hohe soziale Verantwortung und eine höhere Kompetenz im Umgang mit Personalproblemen, in letzter Konsequenz auch bei Trennungsprozessen. Rausflieger haben ihre rosarote Brille abgelegt und sie gegen ein Zielfernrohr getauscht. Sie sind am Punkt, wenn es darum geht, Probleme zu erkennen und Lösungen zu finden.
    Ein Betroffener meinte: „ Seit ich gefeuert wurde, habe ich einen komplett anderen Zugang zur Mitarbeiterführung. Ich bemühe mich um das eine Quäntchen mehr, bevor ich jemanden fallen lasse. Meine neuen Kollegen schüttelten ob meiner Geduld anfangs verständnislos den Kopf, solange bis die Ergebnisse sicht- und messbar waren: überdurchschnittliche Zielerreichung, niedrigere Fluktuation und ein tolles Ergebnis bei der letzten Mitarbeiterbefragung.“
    Ein anderer: „ Es ist, als ob meine Sensoren jetzt empfindlicher eingestellt sind, ich registriere Stimmungen und Bedürfnisse in meinem Team früher und ernte erstaunliche Offenheit und positives Feedback.“
    Ein Rausflieger bringt einen weiteren Aspekt ein: „ Bei Personalentscheidungen bin ich grundsätzlich vorsichtiger geworden. Ich kämpfe nicht um Ressourcen, die ich langfristig nicht behalten kann. Und ich widme der Selektion von Neuzugängen – gemeinsam mit meinem Team – mehr Aufmerksamkeit.“
    Ein Interviewpartner meinte schließlich: „ Ich habe in meiner neuen Firma meinen Rauswurf explizit angesprochen und ihn zum Anlass genommen, von Anfang an Transparenz und Offenheit, Respekt und gegenseitige Wertschätzung als Basis für den Umgang miteinander in meiner Abteilung zu verankern. Bereits die spontane Reaktion war äußerst positiv, die Stimmung im Team ist es bis heute.“
    Rausflieger sind keine Bittsteller
    Was uns nicht umbringt, macht uns erfahrungsgemäß härter. Ich habe viele Rausflieger getroffen, die angaben, sich danach ihren Arbeitgeber selbst kritisch ausgesucht zu haben, nicht umgekehrt. Rausflieger begegnen ihren Gesprächspartnern auf Augenhöhe. Was auf den ersten Blick wie übersteigertes Selbstbewusstsein zur falschen Zeit aussieht und realitätsfern klingt, lässt sich bei näherer Betrachtung durchaus nachvollziehen. Mit ihrem persönlichen Erlebnis haben Rausflieger eine skeptischere Grundhaltung zu Unternehmen eingenommen. Sie prüfen ihre potenziellen Arbeitgeber gründlicher und stellen in den Bewerbungsgesprächen daher Fragen zur Unternehmenskultur und Personalpolitik so punktgenau, dass ihr Gegenüber manchmal etwas daneben steht. Vor allem Junior-Manager in der Personalberatung geraten ziemlich ins Trudeln, wenn es darum geht, derartige Fragen kompetent zu beantworten. Auch so mancher potenzielle Dienstgeber ist über die Absage seines Wunschkandidaten beleidigt und verstört, wenn dies mit konkreten, die Unternehmenskultur betreffenden Argumenten begründet wird. Es sind die Rausflieger, die das Ego der machtgewohnten Personalleiter in Verlegenheit bringen.
    Ein HR-Manager meinte im Gespräch: „ Ich erinnere mich an meine Verblüffung, als mir ein Kandidat, dem wir nach einem dreitägigen Selektionsverfahren einen Job anboten, erklärte, die in den Gesprächen mit Mitarbeitern gewonnenen Eindrücke über die Unternehmensphilosophie deckten sich nicht hundertprozentig mit seinem persönlichen Wertesystem. Der Mann hatte seinen Job in einer Restrukturierung verloren und war seit vier Monaten arbeitslos. In einem längeren klärenden Gespräch machte er mich auf einige Umstände aufmerksam, an denen wir dann wirklich arbeiteten. Wir blieben noch in Kontakt. Er suchte weitere drei Monate, um dann einen Job in einem Unternehmen zu finden, das in der wohlbekannten „Great Place to Work“-Liste einen ungleich besseren Platz einnahm. Das nenne ich
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