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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
Autoren: Elaine Cunningham
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Fenster des Schulleiters aus hat man einen guten Blick auf die Hintertür der Küche. Ich sah Andris dort herauskommen, als ich mich mit dem Schulleiter besprach. Aber warum erstaunt dich das so? Er hat die Erlaubnis aufzubrechen, und er wird im Tempel des Azuth erwartet.«
    Matteo konnte nichts sagen. Seine Kehle war zugeschnürt, als würde sie von der Faust eines Eisengolems zugedrückt. Er konnte hinnehmen, daß einige Magier von Halruaa düstere Geheimnisse wahrten. Er konnte auch mit viel gutem Willen akzeptieren, daß sein geliebter Jordaini-Orden in diese Geheimnisse verstrickt war. Doch daß Andris, sein bester Freund, ihn absichtlich angelogen hatte – das ging über sein Verständnis hinaus.
    Er wirbelte herum, aber Vishna packte ihn am Arm. »Nicht, Matteo«, flüsterte er. »Um deines Freundes willen – halte inne und denk nach. Ich weiß nicht, warum Andris sich allein auf den Weg gemacht hat, aber ich weiß eines: Du mußt nicht immer die Entscheidungen deiner Freunde verstehen, aber du solltest sie achten. Kehre zurück nach Halarahh und laß ihn dem Schicksal folgen, das die Göttin für ihn vorgesehen hat.«
    Matteo löste sich aus dem Griff. »Ich danke Euch für die Lektion, Meister«, sprach er die traditionellen Worte zwischen Jordaini-Schüler und -Lehrer. »Eure Worte künden von großer Weisheit.«
    Vishna wirkte erleichtert. »Dann wirst du an den Hof zurückkehren?«
    »Das ist nicht die Schlußfolgerung, die ich aus der Lektion ziehe«, erwiderte der junge Mann. »Ihr habt gesagt, man solle die Entscheidung eines Mannes nicht notwendigerweise verstehen, aber respektieren.« Er verbeugte sich rasch, wandte sich ab und lief zu den Ställen.
    Am Tor nahm er sich Zaumzeug und Reiseausrüstung. »Ich nehme Cyric«, rief er dem überraschten Stallburschen zu. »Ich sattle ihn selbst.«
    Der erleichterte Seufzer des Jungen hatte fast schon etwas Komisches an sich. Cyric war ein schwarzer Hengst, der ungewöhnlich schnell war und ein höchst explosives Temperament besaß. Seinen Namen verdankte er einem bösen, wahnsinnigen Gott. Das Pferd war fast unmöglich zu reiten, aber sein Temperament paßte hervorragend zu Matteos Stimmung und Plan.
    Er machte sich daran, Cyric zu satteln und ihm den Zaum anzulegen. Der hatte offenbar gespürt, wie eilig es der Jordain hatte, und das war ganz nach seinem Geschmack. Der Hengst hielt still, was selten vorkam, und ließ sich sogar problemlos Zügel und Zaumzeug angelegen. Matteo hatte sich gerade in den Sattel gesetzt, als Cyric wie ein Blitz aus dem Stall schoß und auf das Tor zustürmte, ganz gleich, welches Abenteuer ihn und seinen Reiter dahinter auch erwarten mochte.

DRITTES KAPITEL
    I n seinem nassen Reich beugte sich Akhlaur über seinen Tisch und ritzte mit fieberhafter Eile Runen in feines, blaßblaues Pergament. Nach langwierigen Experimenten hatte er herausgefunden, daß die Haut eines Tritonen für seine Zwecke das beste Pergament ergab. Es war haltbar und wasserabweisend, von der angenehmen Färbung ganz zu schweigen.
    Eine Dreiergruppe von Tritonen, die noch ihre blaue Haut besaßen, drängten sich in einem der Käfige, die die gewaltige Korallenkammer säumten. Akhlaur mochte diese Kreaturen, und mit Blick auf ihren Nutzen kamen sie für ihn den Elfen am nächsten. Von ihrer Farbe, ihrer außergewöhnlichen Schönheit und den Flossen abgesehen, die an die von Robben erinnerten, ähnelten sie Menschen und waren damit ideale Testobjekte. Die ihnen angeborene Magie sorgte allerdings für manch überraschende, interessante Möglichkeit.
    Akhlaur beschränkte sich in seinem Studium nicht auf die Tritonen. In jedem Käfig waren Wesen untergebracht, deren Leben und Sterben auf die eine oder andere Weise dem Handwerk des Nekromanten dienten. Ihr Stöhnen und ihre Schreie bildeten einen Kontrapunkt zu Akhlaurs rasenden Gedanken.
    »Interessanter Zauber«, murmelte er beim Schreiben. »Hätte nie gedacht, daß eine Elfe so etwas hinbringt. Elfen können keine Nekromanten sein! Ha! Wer sich den Unsinn ausgedacht hat, der kennt meine Kiva nicht.«
    Stolz erfüllte den Magier, als er an die Elfe dachte. Er ignorierte Kivas Jahre der Gefangenschaft und der Folter und beschloß, sie als seinen »Lehrling« zu sehen.
    »Lehrlinge fordern ihre Meister heraus. So ist das eben. Du hast dich gut geschlagen, kleine Elfe ...«, sagte er und unterbrach sich, um eine besonders geschickte und todbringende Rune zu ritzen, »... aber du bist noch nicht bereit, um
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