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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter
Autoren: Robert Alexander
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angehört.
    Blok, der bemerkt hatte, dass Maria mehrere Male auf das Gitter geblickt hatte, fragte sich, ob sie es vermutet hatte.
    Indem er den großen vergoldeten Türhebel ergriff, drückte er hinunter, stieß die Tür auf und betrat ein viel kleineres, obzwar königliches Zimmer, die Gipswände Blassblau gestrichen, die gewölbte Decke mit detaillierter Gipsarbeit bedeckt, die Filigranarbeit ähnlich war. Hier hatten sich die Zaren versammelt, bevor sie ihren großen Eintritt machten. Nun jedoch war die Atmosphäre entschieden düster, denn auf dieser Seite des Gitters waren zwei bewaffnete Wachen und ihr Gefangener, ein ernsthaft kranker Mann, der sicher an einen Stuhl gebunden saß, seinen Mund mit einem dicken weißen Tuch bedeckt.
    „Entfernt den Knebel“, befahl Blok.
    Einer der Wachen, ein breitschultriger Mann mit buschigem Schnurrbart, griff hinunter und riss das Tuch weg. Der Gefangene, sein Gesicht mit einem zotteligen Bart bedeckt, hustete scharf und machte einen tiefen Atemzug.
    Er sah tatsächlich schrecklich aus, dachte Blok und starrte hinunter auf den jungen Mann, der am Tag nach Rasputins Ermordung gefangen genommen und inhaftiert worden war. Wahr, sinnierte Blok, die Monate der Entbehrung und des Verhörs, sogar Folter, hatten den jungen Mann so blass wie ein Winterfeld und so dünn wie einen Weizenschaft zurückgelassen. Noch schlimmer, ein tiefroter Ausschlag kroch seinen Hals hinauf, er hatte Probleme zu atmen, und an dem Schweiß, der auf seiner Stirn perlte, war es offensichtlich, dass er hohes Fieber hatte.
    „Fürst O’ksandr?“
    „J-ja?“, kam die benommene Antwort.
    „Um ehrlich zu sein, Fürst, die Übergangsregierung weiß nicht ganz, was sie tun soll, ob sie Sie als Nationalhelden oder einen gemeinen Mörder behandeln soll.“
    „Bitte … lassen Sie sie einfach gehen.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich kann sehen, dass sie harmlos ist. Sie ist schon gegangen, und ich werde mich vergewissern, dass sie nicht mehr belästigt wird. Die Kommission wird sich natürlich für ihre Beobachtungen interessieren, besonders über die letzte Nacht, aber ich werde gewisse Dinge vertraulich halten.“
    Während Blok nicht wusste, ob Maria vermutet hatte oder nicht, dass jemand sich in diesem Raum aufhielt, war er sicher, dass sie nie vermutet hatte, dass es ihr Sascha war.
    „Also werden Sie freigeben, was sie ihnen über ihren Vater erzählte, oder - wie Maria sagte - wird es begraben? Wird das Volk je den wirklichen Rasputin kennen dürfen?“
    „Das ist eine komplizierte Frage mit einer einfachen Antwort: Nein.“ Blok schob seinen Hände in die Hosentaschen und drehte sich um und blickte aus einem Fenster. „Vor der Revolution dienten die Geschichten von Rasputin der antizaristischen Bewegung sehr gut, genauso wie sie jetzt der Revolution dienen, je übertriebener, umso besser. Rasputin beschmutzte das Bildnis des Zaren, wie es sonst niemand konnte, und sobald liodi aufhörten, den Zaren als einen Halbgott anzusehen, war die Revolution sowohl leicht als auch unausweichlich. Andererseits ist Rasputin, nicht zu erwähnen die Kaiserin, einer einzigen Sache schuldig: außerordentlich gut gemeintes, aber schreckliches Urteilsvermögen. Mit anderen Worten, Maria hatte absolut Recht. Zu erlauben, was wir wirklich über Rasputin und die frühere kaiserliche Familie wissen, öffentliches Wissen zu werden, wäre politischer Selbstmord, sogar heute. Der Mann selbst setzt fort, der Revolution als Mythos am besten zu dienen.“
    „Aber dieser Mythos ist so gefährlich - eher wie eine Dynamitstange. Sogar hinter den Gefängnismauern gibt es Gerede über Bürgerkrieg.“
    „Natürlich. Russland ist ein sehr großer Bär - ein wilder - und es stehen viele Schwierigkeiten bevor. Vielleicht sind wir zu einer zweiten Revolution verdammt, wie so viele vermuten.“ Blok faltete seine Hände hinter seinem Rücken und blickte auf seine Füße hinunter. „Sie hörten, was sie sagte, dass sie mit Ihrem Kind schwanger ist?“
    Auf seinen Schoß starrend, nickte er ganz leicht.
    „Also, vielleicht sollte wir sie stattdessen des Hochverrats anklagen. Immerhin, eher als die Rasputins auszulöschen, haben Sie gesichert, dass sie weiterleben werden.“
    „Sie ist nicht … nicht wie ihr Vater. Sie hat eine sehr reine Seele - und eine wahre Gabe an Worten.“ Seine Hand noch immer fest hinter der Stuhllehne gebunden, blickte Sascha nicht auf. „Fürst Felix schickte mich, die Chlysty und seine Familie
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