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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)
Autoren: Franz Grömmer
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versammelten
Tribunalsangehörigen der Menschen vor, auf einem nahe gelegenen Plateau eine
Siedlung zu errichten! Unsere Vorfahren wählten einst das ruhelose Leben –
lasst es uns sein, die nun das sesshafte Leben wählen! Wir verfügen als erste
Generation über die Fähigkeit der Feldwirtschaft und über die Kenntnisse des
Baus befestigter Gebäude! Wir sind die Generation, die die Zukunft unseres
Volkes sichern muss. Wir wollen und können nicht länger vor den Orks
davonlaufen. Lasst uns den heutigen Tag dazu nutzen, den Beschluss zu fassen,
standhaft zu bleiben, um den Feinden in der Zukunft zu trotzen! Lasst uns ein
Reich errichten!“
    Mit gewaltigen Worten beendete
Thormir seine Rede und bat um eine Abstimmung der Edelmänner, die noch immer
zum Teil verdutzt die Dokumente studierten, die ihnen soeben ausgehändigt worden
waren. Befreit vom Bann von Thormirs Zunge, startete sogleich ein reges
Unterhalten. Stimmen schwirrten durch den Raum, kreuzten sich und rangen heftig
miteinander. Lange dauerte es, bis sich die Stimmung wieder etwas legte,
während Regnir etwas abseitig stehend mit Thormir redete.
    „Glaubst du wirklich, dass die
anderen dir zustimmen werden? Sie scheinen recht aufgebracht über dein
eigensinniges Anliegen zu sein“, witzelte Regnir leicht. Thormir zwinkerte ihm
zu.
    „Warte es nur ab. Es wird noch
einen richtigen Tumult geben.“
    Die Erregtheit legte sich
unerwartet schnell, doch forderten nicht wenige der Edlen, vor der Abstimmung
eine Stunde der Ruhe einzulegen, welche dann auch begangen wurde. Schon bald
befanden sich Thormir, Regnir, Bhelm und Theodus als einzig übrig Gebliebene in
dem Zelt.
    „Nicht schlecht gemacht, alter
Knabe!“, lächelte Theodus. „Erstaunlich, wie du noch immer deine Stimme ändern
kannst.“ Thormir blickte in Gedanken vertieft drein. „Selbst wenn sie nichts
von deinem Vorhaben wissen wollen, so haben wir heute einen enormen Einschnitt
in unsere Geschichte getan, denn bisher hat es noch niemand gewagt, die Axt an
unsere Traditionen zu setzen.“
    „Wenn es nach den Soldaten ginge,
würden wir bereits in diesem Moment mit dem Fällen von Bäumen beginnen, um das
Errichten von Befestigungen voranzutreiben. Es wäre Wahnsinn, noch mehr Zeit
mit Debatten und müßigem Umhersitzen zu verschwenden. Doch was, hoch
geschätzter Thormir, hast du als Nächstes geplant? Enden mit der Niederlassung
deine Absichten?“, fragte Bhelm.
    Stille trat für einen Moment ein,
bis Regnir überraschend das Wort ergriff.
    „Auch ich weiß nicht viel von
deinen Gedanken, auch wenn ich in all den langen Jahren von dir erzogen wurde.
Wenn ich aber deine Anspielungen richtig deute, dann hast du noch einiges mehr
vor, wie mir scheint.“
    Alle drei Edelmänner hefteten
ihre Blicke an Thormir, doch dieser blieb stumm, als wenn ihn eine Unsicherheit
beschlichen hätte. Oder war es lediglich seine felsenfeste Entschlossenheit,
die ihn so anteilnahmslos erscheinen ließ? Der Magier schien entrückt und
erweckte den Eindruck, dass er mit sich selbst ringen würde, abgeschottet von
den Worten seiner Freunde, die ihn etwas argwöhnisch beobachteten. Und dann,
ganz plötzlich, schien Thormir geistig in die Welt der Menschen zurückgeehrt zu
sein. Überrascht blickte er in die Augen der drei Gefährten, sah sie fragend
an, fasste sich und sprach mit klaren Worten: „Ja, ich habe noch einiges für
den heutigen Tag geplant, was durchaus riskant sein könnte. Aber nun möchte ich
nicht darüber sprechen. Geht hinaus und sprecht mit den anderen. Wir sehen uns
zu Beginn der Abstimmung wieder.“ Abrupt machte Thormir kehrt und verschwand
hinter einem Vorhang. Theodus, Bhelm und Regnir taten, wie ihnen geheißen und
verließen das Versammlungszelt.
    „Er hat sich nicht geändert. Der
alte Knabe ist tatsächlich noch wunderlicher geworden, seitdem ich ihn zum
letzten Mal gesehen habe“, sagte Bhelm.
    „Nein. Das ist er nicht. Er ist
einfach erschöpft von seinen Plänen und dem Klein-Klein eines Gharmon und
Konsorten, denen er sich beinahe täglich aussetzen muss. Auch ein kleiner, aber
steter Tropfen kann ein ganzes Gebirge aushöhlen“, wandte Theodus ein.
    Regnir stand mit den beiden
Männern vor dem Zelt und genoss mit ihnen gemeinsam die wärmende Sonne dieses
angenehmen Nachmittags. Wie wohltuend die laue Frühlingsluft war. Ihm kam es
vor, als wäre er gerade einer alten vermoderten Höhle entstiegen und sähe die
Sonne zum ersten Mal seit Monaten wieder. Alles war so
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