Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
seine Bemühungen, ihr Auto zu reparieren, nachdem es zum soundsovielten Male gestreikt hatte; sein großes Verständnis, als sie ihm von ihrem Vater erzählte. Das Gefühl der Gemeinsamkeit. Und es war gegenseitig. Sie dachte daran, wie sie Joe getröstet hatte, als Arsenal fünf zu null gegen Chelsea verloren hatte; wie sie ihm ein paar neue Wallace-und-Gromit-Socken gekauft hatte, weil seine alten Löcher hatten; wie sie Cashew-Butter für ihn ausfindig gemacht hatte, weil er einmal gesagt hatte, daß er sie gern äße; wie sie sich größte Mühe gegeben hatte zu verstehen, wie die erste Liga funktionierte, einfach nur, um ihm einen Gefallen zu tun; wie es ihr nichts ausmachte, das Auto zur Reparatur zu bringen, nachdem Joe nichts hatte ausrichten können, und von Lionel, dem Mechaniker, zu hören, Joe habe es nur noch schlimmer gemacht.
    Bevor sie Joe kennenlernte, war ihr Leben ein kaltes, steriles, weißes Blatt gewesen, jetzt war es ein Gemälde mit wilden, wunderschönen Farben. Sie konnte das nicht aufgeben, es würde sie umbringen. Sie war erstaunt, mit welcher Klarheit sie ihr Vorher-Nachher-Leben plötzlich sah, und erkannte, wieweit sie sich entwickelt und verändert hatte, wie erfüllt und vielfältig ihr Leben jetzt war.
    Und sich vorzustellen, daß sie bereit gewesen war, all das fortzuwerfen für einen Mann, der sie mutwillig und mühelos zerstören würde.
    Es war, als erwachte sie aus einem Traum. Aus einem Traum, in dem die verrücktesten Dinge sinnvoll erschienen waren, aber die, im wachen Zustand betrachtet, unlogisch und lächerlich waren.
    »Weißt du was, Tara?« sagte sie mit großen, staunenden Augen. »Ich glaube, du hast recht. Das mit Joe und mir, das ist Wirklichkeit, nicht wahr? Ich bilde mir das nicht ein, oder? Es funktioniert wirklich. Und er mag mich wirklich. Tara, ich muß ihn anrufen.«
    »Ahem.« Tara nickte höflich in Richtung Wohnzimmer. »Da ist nur das kleine Problem mit dem rothaarigen Mann, der darauf wartet, bedient zu werden.«
    »Was soll ich mit ihm machen? Möchtest du ihn mir nicht abnehmen?«
    »Ich will nichts mit ihm zu tun haben, selbst dann nicht, wenn er meine letzte Rettung wäre. Sag ihm einfach, er soll gehen.«
    »Einfach so? Nachdem er mich geschwängert und dann sitzengelassen hat?« Aus dem Übermut des Gefühls der Befreiung heraus fragte Katherine: »Könnte ich ihn nicht ein bißchen demütigen? Nur ein kleines bißchen?«
    Tara überlegte und sagte dann zögernd: »Also gut, aber sei vorsichtig! Bei näherem Kontakt mit dem Typen wird das Gehirn zu Mus. Wenn du in fünf Minuten nicht wieder draußen bist, komme ich dich holen.«
    Katherine mußte sich gar nicht überlegen, was sie ihm sagen würde. Sie hatte es schon millionenfach geübt. Mit schwingenden Hüften ging sie zurück ins Wohnzimmer.
    »Wo waren wir stehengeblieben?« fragte Katherine verführerisch.
    »Ungefähr hier«, sagte er und plazierte seine Lippen auf ihren. Doch bevor der Kuß richtig in Gang kam, löste sie sich von ihm.
    »Nein.« Sie rückte von ihm ab.
    »Nein?« sagte er überrascht.
    »Tut mir leid.« Sie seufzte bedauernd. »Du machst mich einfach nicht an.«
    »Was –«
    »Du bist nicht mehr so wahnsinnig attraktiv. Und weißt du was?« Sie sah ihn an und erkannte, daß es sogar der Wahrheit entsprach. »Dein Haar wird dünn.«
    Er wurde kreidebleich. »Das habe ich deiner lesbischen Freundin zu verdanken, stimmt’s?« sagte er wütend. »Du warst ganz scharf, bevor du ins Bad gegangen bist.
    »Das stimmt nicht, es hat mit nichts und niemandem zu tun außer mit der Tatsache, daß du mich nicht antörnst. Tut mir leid.« Sie lächelte ihn hübsch an.
    »Du lügst, du Schlange.«
    »Wie redest du mit mir?« Plötzlich war sie eisig. »Wie kannst du es wagen?«
    Sie warf ihm einen Blick der Stufe drei zu, und er zuckte zurück. Sie war wie ein Tier!
    »Und wie konntest du mich damals so behandeln?« Ein Blick der Stufe vier folgte. Ihm stockte der Atem. Sie war wie ein
verrückt gewordenes
Tier. Tollwütig!
    »Und wie kannst du es wagen, hierherzukommen und so zu tun, als hättest du dich nicht schäbig benommen? Sag mir das!«
    Sie atmete tief ein und hoffte, es würde klappen. Sie war ein bißchen aus der Übung. Sie biß die Kiefer zusammen und entrang sich den Medusenblick. Mit Genugtuung sah sie den entsetzten Ausdruck in seinem Gesicht und wußte, daß es ihr gelungen war.
    Verschreckt vor Angst sah er sie an. Sie war böse. Richtig böse.
    »Schon gut, ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher