Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste
Autoren: Doris Cramer
Vom Netzwerk:
sich Sorgen um Margali, und wenn dem Kind das Wüstenklima guttat, würde sie lieber heute als morgen zu einem Ort aufbrechen, wo Margali genesen konnte! Aber ausgerechnet Sijilmassa? Dort würde sie Saïd täglich begegnen …
    » Ihr Husten klingt doch nicht mehr so bedrohlich, also reagiert sie doch auf deinen Extrakt?«
    » Ja, sie ist eine echte Kämpferin! Oder vielleicht ein Dickschädel wie ihre Mutter? Wie auch immer, Ephedra heilt diesen speziellen Husten nicht wirklich. Die Wirkung beruht eher auf einer allgemeinen Stärkung.«
    » Was bedeutet das?«
    Mirijam nahm Sarahs Hand und drückte sie. » Sie könnte erneut daran erkranken. Das muss nicht sein, aber ich habe mehrmals erlebt, dass genau dieses geschieht. Gründliches Ausheilen in trockener Wüstenluft wäre ein guter Schutz davor.« Sie streichelte Sarahs Hand. Als sie deren bekümmerte Miene sah, zog sie die Tochter an ihre Brust. Sie hielt sie fest umschlungen, strich ihr über den Kopf und wiegte sie sanft, wie sie auch Margali gewiegt hätte.
    » Ich war blind, Mama«, flüsterte Sarah, das Gesicht in Mirijams grauen Locken verborgen. » Und so eingebildet und dumm! Kannst du mir vergeben?«
    » Ach Sarah, das ist ja längst geschehen. Wir beide wissen, auch ich habe Fehler begangen, für die ich meinerseits um Verzeihung bitte.« Sarah nickte stumm, dann befreite sie sich behutsam aus Mirijams Armen. Sie lächelten beide, während sie ihre Tränen trockneten.
    » Woran hast du damals eigentlich gemerkt, dass Marino nicht der Richtige war?«
    » Gewusst habe ich es natürlich nicht, ich kann ja nicht in die Zukunft sehen. Aber es gibt so etwas wie eine innere Weisheit, die einen spüren lässt, wenn an jemandem etwas Falsches ist. Genauso wie man es im Gegensatz tief in seinem Inneren fühlen kann, wenn etwas richtig ist. Es ist wie ein weiteres Auge, das mit zunehmender Erfahrung immer klarer sieht.«
    » Ein Auge? Sitzt dieser seltsame Sinn nicht eher hier?« Damit legte Sarah ihre flache Hand auf den Bauch.
    » Dann kennst du es also auch? Ob im Kopf oder im Bauch, die Hauptsache ist, dass man lernt, dieser inneren Weisheit zu vertrauen.«
    Sarah seufzte tief auf. Nie hätte sie gedacht, dass ausgerechnet ihre Mutter etwas anderem als dem Verstand ein gerechtes Urteil zutraute, jedenfalls nicht etwas so Unklarem wie einer ›inneren Weisheit‹, wie sie es nannte!
    » Trauerst du ihm nach?« Mirijam sprach den Namen nicht aus, wohl aber Sarah.
    » Marino? Nein. Und ich werde ihm auch nie verzeihen. Was wird eigentlich mit deiner Purpurfärberei? Ich glaube, Marino verfolgt dieses Geschäft nicht weiter, jedenfalls zurzeit nicht.«
    » Die Rezepte gehören zu deinem Erbe, das weißt du, und nun sind sie in der Welt. Vielleicht macht er sie zu Geld? Oder er besinnt sich und arbeitet doch selbst mit ihnen? Unabhängig davon habe ich beschlossen, mich zur Ruhe zu setzen.«
    Sarah nickte. Je länger sie hier saßen, abwechselnd im Topf rührten und vertraulich miteinander sprachen, desto ruhiger fühlte sie sich. Sie spürte, in den Augen ihrer Mutter war sie nicht länger ein unreifes Kind.
    Noch stundenlang hätte sie diese Eintracht erleben mögen. Die Stängel aber waren bald fertig ausgekocht, anschließend musste der Sud gefiltert und mit Zitronensaft versetzt werden. Sobald er abgekühlt hatte, konnten sie ihn nach und nach der Kleinen einflößen.
    » Hast du Margalis Augen gesehen?«
    » Natürlich, ganz ungewöhnlich. Warum fragst du?«
    » Du hast bisher kein Wort darüber gesagt, und Lea … Also, sie meinte, sie sei möglicherweise besessen.«
    » Unsinn! Menschen mit unterschiedlichen Augenfarben sind selten, und wie alles Ungewohnte weckt so etwas Ängste. Lass dir nichts einreden.«
    Sarah nickte erleichtert. So sah sie es ebenfalls, und doch war die klare Haltung ihrer Mutter ein Trost.
    Mirijam küsste sie auf die Stirn und nahm ihr den Rührlöffel aus der Hand. » So, mein Kind, und jetzt solltest du schlafen gehen, damit du wieder zu Kräften kommst. Yasmîna, Papa und ich kümmern uns um dein Töchterchen.«
    *
    Pacellis Plan, noch vor den Herbststürmen in Melilla einzutreffen, hatte sich nicht erfüllt. Statt der veranschlagten drei waren sie nun bereits die fünfte Woche unterwegs. Zudem hatten sich seine Abrechnungen in Venedig in die Länge gezogen, und auch die Verhandlungen über neue Aufträge waren zäh wie noch nie verlaufen. Als sei den venezianischen Kaufleuten die Bedeutung der unklaren politischen Lage und der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher