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PR TB 169 Der Purpurne Drache

PR TB 169 Der Purpurne Drache

Titel: PR TB 169 Der Purpurne Drache
Autoren: Perry Rhodan
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Schienbeine, dann die Schenkel,
schließlich Brust, Arme und Gesicht. Der Schweiß zog
schwarze, glitzernde Bäche in die mehlige Maske. Noch immer
taumelte und stolperte sie nicht. Ihre Schritte waren weit und
federnd. Sie merkte nicht, wie mit jeder weiteren Kraftanstrengung
mehr Energie ihren Körper verließ. Der Boden raste
förmlich unter ihren brennenden Sohlen nach hinten weg. Sie
schloß die Augen und hörte plötzlich durch das
Dröhnen in ihren Ohren das schnelle Trappen von Echsenfüßen.
    Weiter! Schneller! Atlan verfolgt dich!
    Ein blinder, sinnloser Reflex spornte ihren Körper zu neuer,
gesteigerter Anstrengung hoch. Das Tappen der Pranken wurde
schneller. Dann hörte sie eine Stimme:
    »Wohin rennst du, Hetman?«
    Sie öffnete die Augen und blickte zornig über die
Störung ihres eingleisigen Reagierens über die Schulter
zurück. Es war Siklun, lässig zurückgelehnt im
Rennsattel, den stumpfkegeligen Hut weit in die Stirn gerückt.
Er setzte die Sporen ein und überholte sie mit ein paar
mühelosen Sätzen der zähen Echse.
    »Was hast du?« schrie er.
    »Weg mit dir. Du bist ein Überschwerer. Zurück,
oder du stirbst!«
    Sie hörte ihre Stimme als ein dröhnendes Rauschen. Sie
sprach nicht bewußt, etwas sprach aus ihr. Sie war nicht mehr
Herr ihrer Sinne. Der Knoten zog sich enger zusammen und wurde
unentwirrbar.
    »Ich bin Siklun. Komm zurück. Du gehst in der Wüste
zugrunde!« schrie er zu ihr herunter.
    »Deine Lügennützennichts. Weg! Zurück!«
    Er sah keine Möglichkeit, sie von ihrem Wahnsinn abzuhalten,
trotzdem trabte er weiter neben ihr her. Hetman Jara Schabaph machte
plötzlich ein paar kleine Schritte, dann stob sie davon,
abermals schneller und hastiger. Ihr war keinerlei Schwäche
anzusehen. Und ohne jeden auslösenden Impuls schlug sie einen
Haken, raste auf die Echse zu und stieß sich mit der Kraft und
Schnelligkeit eines Raubtiers ab. Sie flog fast drei Meter durch die
Luft und sprang höher als zwei Meter. Ihre Finger, nach vorn
gekrallt, packten den Hals des Mannes, der noch vor Tagen ihr
Liebhaber gewesen war. Zersplitterte Fingernägel rissen tiefe
Spuren in die Haut, die sofort zu bluten begann. Siklun war von dem
unerwarteten Angriff förmlich demoralisiert und wehrte sich
nicht. Der Wahnsinn kam über Jara.
    Ohne zu wissen, was sie eigentlich tat, koordinierte sie sämtliche
Bewegungen ihres Körpers. Sie schwang sich auf den Rücken
es Tieres. In der ersten Reaktion des Schreckens hatte Siklun die

    Sporen tief in die Weichen der Echse gebohrt. Der Schmerz machte
das Tier blind und rasend.
    Es steigerte sein Tempo und rannte geradeaus weiter in die Wüste.
Der Schwanz krümmte sich förmlich zu Schleifen zusammen.
Die Echse versuchte, mit dem langen Schwanz die zwei kämpfenden
Mucys aus dem Sattel zu schlagen, aber die peitschenartigen Hiebe
wurden von Siklun und Jara nicht bemerkt, obwohl sie
    schmerzhaft waren und tiefe Spuren schlugen.
    Jaras Finger zerkratzten Sikluns Stirn. Der Hut kippte und
wirbelte davon. Dann bohrten sich die Nägel in die Augäpfel.
Siklun schrie gellend auf; jetzt war nichts Menschenähnliches
mehr in dem kreischenden Brüllen aus der Kehle des Multicyborgs.
Die Echse wurde von diesem emotionellen Stoß aus Schmerz und
Todesangst getroffen wie von einer weißglühenden Lanze.
Siklun wehrte sich, aber gegen einen Körper, dessen Kraft und
Schnelligkeit sich in den Momenten der Auflösung potenzierte,
hatte er keine Chance. Er wurde erdrosselt; mit der rechten Hand
schnürte Jara seinen Hals ab, mit der linken zerfetzte sie seine
Kleidung.
    Der erste Aasvogel erschien wie hingezaubert am Firmament. Nichts
entging diesem fast telepathischen Gespür der Aasfresser. Schon
waren es drei sichelförmige Silhouetten. In dem Augenblick, wo
sich zu ihnen ein vierter Vogel gesellte, starb mit einem letzten
Röcheln der Mucy, fest im Sattel sitzend und die Zügel in
einer Hand. Jara stand auf, balancierte mehrere Sekunden auf dem
schuppigen Rücken der Echse und wurde dann wie von einem
Sturmstoß hinuntergeschleudert.
    Sie überschlug sich mehrmals, landete im Sand und brach sich
das Genick. Aus Mund, Nase und Ohren schoß ein kochend heißer
Blutstrom. Die Echse, den toten Reiter im Sattel, raste geradeaus,
auf die fernen Dünen zu, die wie Schnee schimmerten.
    Der erste Geier fiel wie ein Meteor aus dem Himmel, spreizte die
Schwingen und landete mit mißtönendem Schrei neben Hetman
Jara.
    Die Multicyborgs warteten zwei Stunden lang an der Quelle.
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