Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 169 Der Purpurne Drache

PR TB 169 Der Purpurne Drache

Titel: PR TB 169 Der Purpurne Drache
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
ging zur Drigene hinüber
und faßte sie an den Schultern. »Ich weiß, wie
schrecklich es ist, ohne Vergangenheit zu leben. Aber alles hat
seinen tiefen und sinnvollen Grund.«
    Es war derselbe faustische Drang, der jeden anderen Menschen
auszeichnete. Obwohl es für den Augenblick völlig
gleichgültig war, suchten sie alle nach den Quellen und Wurzeln
ihres Daseins. Die Kinder waren glücklich; sie konnten sich an
jeden Tag ihres Daseins erinnern. Nicht die Erwachsenen. Sie
fahndeten verzweifelt nach ihrer Identität. Aber alle Zweifel
würden in wenigen Tagen beseitigt sein. Nur wußte Djosan
ziemlich genau, daß dieses neue Wissen die etwa fünfzigtausend
erwachsenen Siedler Karthagos kaum glücklicher machen würde.
Die Wahrheit war böse, dachte er, als er den Rücken des
jungen Mädchens streichelte.
    »Wer sind Sie, Djosan, daß Sie sagen dürfen, ob
Unwissen grundlos ist oder nicht?«
    Er schluckte und erwiderte:
    »Ich bin der unwürdige und unwissende Vertreter des
Neuen Einsteinschen Imperiums auf diesem gräßlichen
Planeten.«
    »Mehr als wir alle? Etwas Besseres als die Dünenvölker,jene
Freunde des Sandes?«
    »Etwas anderes, Drigene. Nicht besser, nicht schlechter -
einfach anders.«
    »Wie ist das möglich? Wir sind Menschen, und Sie sind
ein Mensch!«
    Sie starrte ihm mit brennender Neugierde ins Gesicht. Er hielt
nach einiger Zeit den Blick nicht mehr aus und wandte seinen
Raubvogelkopf zur Seite.
    »Es gibt, wie jedermann weiß«, war seine lahme
Antwort, »verschiedene Arten von Menschen. Aber du, meine
Wüstengazelle mit den brennenden großen Augen, wirst eine
derjenigen sein, denen Atlan genau berichten wird. Es ist alles
anderes als ein schreckliches Geheimnis.«
    »Hast du ... haben Sie die Männer getötet?«
    Er stieß ein heiseres Lachen aus, nahm ihr den Becher aus
den Fingern und trank den Rest

    Rosewein aus.
    »Nein. Sie waren etwas zu langsam. Außerdem kämpften
sie unsicher und unüberlegt. Sie werden im Morgengrauen nach
Hause reiten und bis zum nächsten Vollmond ruhig sein. Das
Mondlicht hatte sie verrückt gemacht.«
    Er zog sie gierig an sich und flüsterte an ihrem Ohr:
    »Und mich macht das Mondlicht verrückt nach dir,
Gazelle.«
    Sie flüsterte zurück, in die Umarmung versunken:
    »Ich heiße Drigene!«
    »Was sind Namen«, murmelte er und streichelte ihre
Hüften. »Nichts anderes als Sandkörner in der Wüste.«
    Jede menschliche Reaktion war für ihn verständlich, ob
er sie akzeptierte oder nicht. Aber er mußte noch einige Tage
schweigen. Dann erst würde der Schock die Leute von Karthago II
treffen. Ob er dann allerdings deren Reaktion würde verstehen
können, stand dahin. Zweifellos würde die erste Reaktion
eine tiefe, kreatürliche Verwirrung sein. Engumschlungen gingen
Djosan Ahar und das Mädchen Drigene in die Richtung des Bettes.
Unmerklich langsam drosselte ein Mechanismus die Lichtstärke der
Tiefstrahler. Dunkelheit und Ruhe kamen über das Innere des
schwarzen Turmes, dessen Quader älter waren als die Geschichte
der Terraner auf Gäa und der Erwachsenen auf diesem Planeten.
Nur die persönliche Lebensgeschichte des Arkoniden war älter,
viel älter.

3.
    Scarron stützte sich auf die Platte des Bildsichtgeräts,
sah Atlan unruhig an und deutete auf die Bilder und Tabellen.
    »Ich bin nicht sicher, ob mir gefällt, was ich von den
Multicyborgs aufKarthago weiß.«
    »Das ist nicht mehr Gegenstand der Überlegungen«,
erwiderte der Arkonide. »Es gibt diese Testkolonie nun einmal,
und wir müssen uns mit den Problemen herumschlagen und sie
lösen, so gut es geht. Auf Karthago ebenso wie auf den vielen
anderen Welten, auf denen wir das Mucy-Programm aufgebaut haben.«
    Sarough Viss, der Pilot der KHAMSIN, pfiff gutgelaunt vor sich
hin. Er war so unmusikalisch wie eine zersägte Orgel. In kurzer
Zeit würde er auf dem Planeten landen und die Ladung löschen.
Es war kein
    schwieriger Flug gewesen.
    »Sie sind ein Volk ohne Geschichte«, erklärte der
Mediziner, der seit Jahren diesem Programm half. »Es ist
fürchterlich für ein Individuum, über die
Vergangenheit seiner Gattung und über seine eigene Vergangenheit
nichts zu wissen.«
    Atlan schob einige Bilder und Blätter zusammen und machte
einen kantigen Stoß daraus. Schließlich hob er den Kopf
und sah nacheinander in die Gesichter der Angehörigen seines
Teams.
    »Diesen Fehler haben wir kein zweites Mal gemacht. Irgendwie
werden wir dafür bezahlen müssen. Sie werden es überwinden,
wenn sie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher