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PR TB 038 Die Grenze Des Imperiums

PR TB 038 Die Grenze Des Imperiums

Titel: PR TB 038 Die Grenze Des Imperiums
Autoren: Perry Rhodan
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indirekt.«
    »Sie weichen aus. Als Sie hier landeten, war von mir noch
nicht die Rede. Und wenn die Stadt fertig ist, gehe ich wieder. Ich
bin nur ein gemieteter Mann ohne Ziel.«
    »Haben Sie es nötig, sich selbst interessanter zu
machen?« fragte sie und griff wieder an. Kelly kannte die
Symptome, und er erkannte hinter der Maske dieses Geschöpfes die
seelische Einsamkeit, in die sich Jeangeerd zurückgezogen hatte.
Warum?
    »In der Regel nicht«, gab er trocken zu, »aber
in Ausnahmesituationen ermöglicht es immerhin, ein Gespräch
über längere Zeit in Gang zu halten. Ich habe, um Ihrer
Frage zuvorzukommen, die Absicht, mich mit Ihnen lange zu
unterhalten. Stört es Sie?«
    »Noch nicht.«
    Sie war reizend wie ein mageresjunges Füllen. Dabei schienen
sich alle ihre Nerven, Muskeln und Sehnen in pausenloser Anspannung
zu befinden. Jeangeerd war verkrampft und einsam, sie war kein junges
Mädchen mehr und noch keine Frau, und sie interessierte Kelly
mitjeder Minute mehr.
    »Wann wird es Sie stören?« fragte er zurück
und bestellte nochmals zwei Kaffee.
    »Auch das weiß ich nicht. Ich glaube, ich weiß
viel zuwenig von allem.«
    Kelly nickte und legte ihr kurz die Hand auf den samtweichen Arm.
    »Sie flüchten seit Jahren. Und da Sie mutig sind,
flüchten Sie nach vorn. Beispielsweise flüchteten Sie aus
einer Umgebung, die Sie kannten und ihrer und sich selbst nicht
sicher waren, hierher auf diesen einsamen Planeten. Aber Flucht,
gleich in welche Richtung, ist noch nie die Lösung eines
Problems gewesen. Es ist der geistige Abstand, den man zwischen die
Dinge bringen muß. Wovor flohen Sie? Vor einem Mann, vor einer
Aufgabe, vor sich selbst?«
    Sie schwieg. Endlich sagte sie langsam und unsicher:
    »Sie haben recht, obwohl ich es nicht gern zugebe. Ich floh
vor mir.«
    »Und Sie brachten das, wovor Sie flohen, mit hierher. Stimmt
es?«
    »Sie diagnostizieren exakt, aber das ist nichts, was Sie
sympathischer macht, Kelly!«
    -Sie sind alt genug, um Wahrheit von Komplimenten zu
unterscheiden. Ich kann es verschmerzen, nicht zu gewinnen, aber ich
muß dabei wissen, daß der Gegner besser war als ich. Und
ich habe es nicht nötig, Sie — oderjemand anderen —
anzulügen. Wozu?«
    »Vielleicht zu Ihrem Vorteil?«
    Kelly blieb ernst und bot ihr eine Zigarette an, nahm selbst eine
und reichte das Feuer.
    »Nicht immer brauche ich Vorteile. Es wäre billig,jetzt
zu sagen, daß ich nichts anderes will als Ihnen

    helfen. Bis zu einem gewissen Grad stimmt es allerdings. Aber mich
interessieren außergewöhnliche Menschen, und Sie sind ein
außergewöhnliches Mädchen. Gehen Sie mit?«
    »Wohin?«
    »Hinauf in unsere Hütten. Ich fürchte, daß
Ashikaga mit Miriam und seinem Gleiter nicht mehr hier ist.«
    »In Ordnung. Aber ich schwärme nicht für
romantische Spaziergänge.«
    Kelly half ihr von dem Hocker, zahlte und ging neben ihr durch den
Saal, durch den dunklen Raum des Kasinos und hinaus auf den Platz,
auf dem feinkörniger Kies lag. Nur wenige Lichter brannten noch
in Provisorium City, und die Sterne standen kalt über dem Lager.
    »Ich werde Sie aufheben, wenn Sie fallen sollten«,
versprach Kelly. Er versuchte, in der Finsternis die Ränder des
ausgetretenen Pfades zu erkennen, der sich von der Talsohle bis
hinauf zum Hügel krümmte.
    Mit dem schwachen Versuch der Ablehnung sagte Jeangeerd: »Sie
sind so rührend, Kelly. Und so galant.«
    »Man hat mich so erzogen«, antwortete er halblaut.
»Ich kann kaum anders.«
    Den Rest des Weges gingen sie schweigend, und Jeangeerd war Kelly
dankbar dafür, daß er nicht versuchte, etwas zu sagen. Am
Rand der runden Kiesfläche, von der die Treppen aus weißen
Fertigbauteilen zu den Häusern hinführten, verabschiedete
sich Kelly mit einem kurzen Händedruck. Er ließ sie
stehen, unsicher und verwirrt, und die alten Wunden in ihr brachen
plötzlich auf und begannen zu schmerzen. Dann gingjeder von
ihnen hinauf zu seinem Kunststoffhaus, quer über den
knirschenden Kies und durch die Tür in das klimatisierte Innere.
    *
    Das Tagebuch.
    30. Januar
    Eine Eintragung,: Wozu haben wir seit 425 Jahren die
Gleichberechtigung und all das? Ich kann den Gedanken nicht ertragen
(er istzu gewöhnlich, zu selbst genügsam und zu kleinfür
mich), daß ich zu dem namenlosen HeerjenerIrrauen gehören
soll, die nur einen Zweck haben: Bienenköniginnen. Ja, Liebling,
ich liebe dich. Ja, Liebling, wir werden spätestens im Frühjahr
heiraten. Dann der Geliebte: Ganztägig, im Büro,
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