Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds
Autoren: Verena Themsen
Vom Netzwerk:
ändern. Ich wollte etwas kleiner mit Indien anfangen.«
    Sarah drückte erneut Sharmilas Hand. »Ist Mahesh sein richtiger Name? Ich kenne ihn nur als Hélder Skelter.«
    »Hélder ist der Name, den er von seinem Vater bekommen hat«, erklärte die Tänzerin. »Mahesh ist sein indischer Name, von seiner Mutter. Für mich steht es für sein inneres Ich. Den nachdenklichen, fürsorglichen Mann, nicht den, der von Krawall und Protest spricht. Nachdem er entdeckt und in Amerika zum Star gemacht wurde, hat er sein Geld benutzt, um seiner Mutter ein Haus zu kaufen, ihr eine Ausbildung für eine gute Arbeit zu finanzieren und das Bein seiner Schwester richten zu lassen. Mit dem Rest hat er sich aus seinem ursprünglichen Knebelvertrag freigeklagt und dann seine eigene Plattenfirma gegründet, die fair bezahlt.«
    »Von der Klage habe ich gehört«, sagte Sarah. »Wie vermutlich jeder im Musikgeschäft.«
    Sharmila nickte. »Er hat es ihnen gezeigt, nachdem er gemerkt hatte, dass er nur die einen Ausbeuter gegen die anderen ausgetauscht hatte. Er verdient jetzt nicht mehr so viel wie damals, aber er kann seinen Weg selbst bestimmen – und es ist immer noch genug, um nicht nur mit der Musik, sondern auch mit seinem Geld einiges zu bewegen. Zumindest war es das. Jetzt ist alles vorbei. Alles für nichts.«
    »Sag das nicht. Egal, wie es hier weitergeht, er hat seine Spuren hinterlassen.«
    »Aber er hatte noch so viele Pläne. Wir hatten Pläne. Wir wollten zusammenarbeiten ...« Wütend schüttelte Sharmila den Kopf, als sie spürte, wie erneut Tränen aufstiegen. »Er hat es nicht verdient. Sie dürfen ihn nicht einfach töten.«
    »Aufstand«, sagte Atu.
    Sarahs Kopf ruckte herum. »Was? Das ist Wahnsinn!«
    Atu zuckte die Achseln. »Haben sowieso keine Chance. Lieber kämpfend sterben als wie Schlachttiere. Sind schon einige dabei. Wir werden die Hölle auslösen, heute Abend. Helter Skelter für Hélder.« Er lächelte schief.
    »Erst muss ich es auf meine Weise versuchen«, sagte Sharmila.
    »Sharmila! Was hast du vor?«
    »Vielleicht finde ich etwas, das sie überzeugt, ihn leben zu lassen. Ich werde versuchen, mit einem von ihnen zu reden.«
    Sharmila löste ihre Hand aus Sarahs und stand auf, um sich in der Halle umzusehen. Rings um die Tischreihen standen Wärter in lockeren graugrünen Uniformen, die darauf achten sollten, dass die Ordnung eingehalten wurde. Es waren Einheimische des Planeten, auf dem der Stützpunkt errichtet worden war, in dem sie gefangen gehalten wurden. Sie hatte den Namen einmal gehört.
    Palor. So heißt er. Sie sind Palorer.
    Die Palorer waren Arkonidenabkömmlinge, doch das schien nicht mehr viel zu bedeuten. Die Celistas behandelten sie wie begriffsstutzige Primitive. Sie waren kleiner als die richtigen Arkoniden, ihre Haut hatte einen bläulichen Schimmer, und ihr Haarwuchs war eher spärlich. Viele waren kahl.
    Sharmila ignorierte Sarahs leise Proteste. Atu nickte ihr nur zu und kümmerte sich weiter um sein Essen. Zweifellos wollte er sichergehen, dass er stark genug war für den Abend. Die Portionen reichten nicht, um Wohlstandsspeck zu nähren, was einige der Gefangenen zu spüren bekommen hatten, aber man konnte einigermaßen bei Kräften bleiben, wenn man das fade Zeug hinunterbekam.
    Die Inderin verließ den Tisch und ging auf einen der Palorer zu. Er schien in ihr keine Bedrohung zu sehen, denn er machte keine Anstalten, den Schockstab aus dem Gürtel zu ziehen, der zu seiner Verteidigung dienen sollte. Aber selbst wenn sie ihn überraschen und ihm die Waffe entwinden würde, wäre sie im Sichtbereich der beiden Celistas, die von einer Galerie aus alles im Blick behielten. Ihren Energiewaffen wäre sie nicht entkommen.
    »Ruf einen Aufseher«, sagte sie, als sie vor dem Mann stand. »Ich muss ihm etwas sagen.«
    Der Palorer zögerte, hob dann seinen Arm und sprach in sein Armbandgerät. Sie bemerkte fast schwarze Linien auf der dunkelblauen Haut seiner Arme wie Tätowierungen. Sie verwoben sich in einem sinnverwirrenden Muster, das sie ablenkte, bis der Palorer sie fragte: »Was willst du von ihm?«
    Sharmila atmete durch und sah zur Galerie hoch. Einer der Aufseher musterte sie. Vermutlich war er es, mit dem der Palorer gesprochen hatte. Laut genug, dass er es durch das Kommunikationsarmband des Wärters hören können musste, sagte sie: »Ich bin bereit, eine Aussage zu machen.«

3.
    TIA'IR
     
    Folter und Tod – das war die Sprache der Piraten, an die ich mich erinnere. Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher