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PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

PR 2667 – Der Diplomat von Maharani

Titel: PR 2667 – Der Diplomat von Maharani
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Emotionen im Zaum halten und ...
    Er hielt inne. Seine Gedanken kamen durcheinander. Etwas irritierte ihn. Eines der Bilder. Da war ein Junge, vielleicht zwanzig Jahre alt, der ihm irgendwie bekannt vorkam. »Die Namen. Ich brauche die Namen der Geretteten.«
    »Wir konnten sie nicht alle feststellen. Die Jugendlichen sind mehr als unkooperativ.«
    Schriftzeichen erschienen wie von Zauberhand, in die Holo-Porträts von sieben der Geretteten eingeblendet. Über die anderen vier war noch nichts bekannt.
    Die Bilder rotierten unablässig. Ungeduldig griff Joschannan in die Darstellung und holte sich das eine zurück, das ihn so irritiert hatte. Er vergrößerte es, drehte es, öffnete aus einer bereitgestellten Datei weitere Ablichtungen, die den Burschen vom Scheitel bis zur Sohle zeigten.
    Sein Puls beschleunigte, sein Essen kam hoch. »Das ist er. Aber wie ...? Warum ...?«
    »Was ist los?«, fragte Henar Maltczyk. Er winkte Gashwa Perkat herbei, als könnte die USO-Agentin ihn vor dem beschützen, was sich eben in seinem Inneren abspielte und ihn an den Rand einer Panik brachte.
    »Das ist Caio«, sagte Joschannan. Seine Hände zitterten so sehr, dass er sie flach auf den Tisch legen musste. »Caio. Antwan.«
    »Du weißt, wer er ist?«
    Sandor Kefaran scheuchte die versammelten Berater aus dem Raum. Nur er und Henar Maltczyk blieben zurück.
    »Ja.«
    Seltsam.
    Die Umgebung verschwamm hinter einer Art Schleier.
    »Das ist mein Sohn.«
     
    *
     
    Es passierten Missverständnisse und Irrtümer in Zeiten wie diesen. Nachrichten, die kein Dringlichkeitssiegel aufwiesen, waren zurückgehalten worden, um Joschannans Belastungen nicht noch größer werden zu lassen.
    Die persönliche Botschaft einer gewissen Frau Antwan war in einem Filter hängen geblieben und bei der Nachbearbeitung von einem namenlosen Verwaltungsbeamten als nicht ausreichend wichtig eingestuft worden. Joschannan hätte die Holo-Botschaft der Mutter seiner ehemaligen Lebensgefährtin Cyrja Antwan womöglich erst in Wochen, wenn nicht gar Monaten zu Gesicht bekommen.
    Sein Groll gegen den Verwaltungsapparat, der ihn als Ersten Terraner in dicke Schutzschichten einpackte und es ihm auf Maharani nahezu unmöglich machte, er selbst zu sein und als Individuum zu bestehen, wuchs und wuchs. Wie waren bloß seine Vorgänger mit derartigen Problemen umgegangen?
    Er öffnete das persönliche Siegel der Nachricht und blickte in das Antlitz einer Frau, vielleicht hundert Jahre alt und damit in der Blüte ihres Lebens. Es war Padmini Antwan, eine mondäne, stets etwas zu schrill gekleidete Geschäftsfrau, die im historischen Zentrum Goyns den »Wander- und Wunderladen« betreute und Touristen neppte. Die Aufnahme war vier Tage alt, wie Joschannan beiläufig feststellte.
    »Caio ist verschwunden«, sagte die Frau, um dann mit viel Nachdruck zu wiederholen: »Cajo ist verschwunden! Er hat sich vor etwa einer Woche auf-ge-macht, um im Sajoncar-Tal einer schamanischen Zeremonie beizuwohnen, von einem der Verrückten dieser Kommune dort.« Sie schüttelte den Kopf, der üppige Busen wogte mit. »Diese Verrücktheiten hat er von dir, Arun. Er ist in seiner Neugierde kaum mehr zu bän-di-gen. Stets möchte er alles ausprobieren, ken-nen-ler-nen und sehen. Und dann seine Freunde ... Was ist bloß los mit der heu-ti-gen Jugend? Kennt sie denn keine Moral und keinen Anstand?«
    Padmini räusperte sich, als sie bemerkte, dass sie sich zu weit vom eigentlichen Thema entfernte, und sagte dann, wieder etwas ruhiger geworden: »Caio versprach mir, sich regelmäßig bei mir zu melden. Zwei Tage lang tat er das, danach hörte ich nichts mehr von ihm. Am Tag darauf bat ich einen Freund im maharanischen Gesundheitsamt, den Freund eines Freundes auf Caio anzusetzen.
    Du kannst dir nicht vorstellen, wie schreck-lich unkooperativ und unhöflich sich dieser Mann verhalten hat. Ich hätte ihm so viel über Caio zu erzählen gehabt, was ihm bei den Ermittlungen weitergeholfen hätte – aber er hat mir immer wieder das Wort ab-ge-würgt.«
    Verständlich. Wer hörte schon gerne einer stets leicht hysterischen Frau zu, die noch dazu die Angewohnheit hatte, eine Vielzahl von mehrsilbigen Wörtern dramatisch zu betonen?
    »Und nun das: Seit Stun-den ver-su-che ich, Kontakt mit dir aufzunehmen, damit du deinen Einfluss geltend machst und diesen unmöglichen Menschen aus dem Dienst entlässt. Und du solltest dich selbst auf die Suche nach Caio machen. Ich kann mich ja nicht immer um alles
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