Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
Stunden erfolgreich vor Polizei und TLD hatte verbergen können.
    Subterrania war riesig. Und die LFT war kein Überwachungsstaat; zumindest bis jetzt nicht.
    Nur neuralgische Punkte wurden ständig kontrolliert, wie etwa die Zugänge zu den Untergeschossen von Verwaltungsgebäuden oder für den Lebenskreislauf der Stadt bedeutsame, aus Platzgründen in der Tiefe angesiedelte Fabriken und Versorgungsanlagen.
    Hinzu kam eine Unmenge von Freizeiteinrichtungen, Hangars und Warenlagern. Ganz zu schweigen von den vielen Wartungsstollen, deren simple Zutrittsschlösser zu knacken man schon im ersten TLD-Ausbildungsjahr lernte.
    Um sich in diesem Labyrinth eine Zeit lang zu verstecken, bedurfte es keiner Meisterleistung. Wer das Terrain gut genug kannte, hatte wenig Schwierigkeiten, den spärlich verteilten Kameras, Individualspürern und sonstigen Sonden auszuweichen. Sharoun Beffegor verfügte mit Sicherheit über einen detaillierten Geländeplan, nicht zuletzt dank ihrer Teilnahme an der Nebelheim-Übung.
    Aber sie und ihre Leute mussten in Bewegung bleiben. Auf Dauer häuslich einrichten konnten sie sich dort unten nirgendwo. Nicht, ohne Gefahr zu laufen, von Gebäudewärtern, Reinigungsrobotern oder in unregelmäßigen Abständen auftretenden Polizei-Patrouillen ertappt zu werden.
    Und falls dies geschähe – wie sollten sie erklären, dass sie einen Fagesy bei sich hatten, dem zwei von fünf Schlangenarmen fehlten?
     
    *
     
    Undine stützte den Ellbogen auf die Theke der Imbissbude. »Einen Baikal-Döner und ein Krätzbeeren-Lassi ohne Kohlensäure«, bestellte sie. Wenn ihre Erinnerung nicht trog, waren dies die einzigen einigermaßen bekömmlichen Produkte, die der schmuddelige Kiosk im Angebot führte.
    Ihr Chronometer zeigte 26 Sekunden vor vier Uhr nachmittags. Undine bekam Speise und Getränk ausgehändigt und beglich die Rechnung. Sie hatte Hunger, aber wenig Appetit. Ohne große Begeisterung nahm sie einen Schluck und biss in den fetttriefenden Döner.
    Aus den Augenwinkeln sondierte sie die Umgebung. Allerlei Gestalten hasteten vorbei. Undine entdeckte weder bekannte Gesichter noch auffällige Verhaltensweisen.
    In Subterrania tummelten sich vielerlei Wesen. Die Angehörigen etlicher Völker, auf deren Ursprungsplaneten Umweltbedingungen herrschten, die sie zu einem Leben unter Tage zwangen, begaben sich auch auf Terra nur in Ausnahmefällen an die Oberfläche.
    Sie und viele Generationen ihrer Vorfahren waren mit immergleichem Kunstlicht aufgewachsen, ohne einen anderen Tag-Nacht-Rhythmus als jenen, den die Zeitmessung vorgab. Ähnlich wie an Bord von Fernraumschiffen, deren Besatzungen jahrzehntelang nie Planetenboden betraten ...
    Tatsächlich zogen es auch gar nicht wenige terranische Raumfahrt-Veteranen vor, ihren Lebensabend dort unten zu verbringen. Es gab ganze subplanetare Siedlungen, deren Architektur jener der Mannschaftsquartiere, Messen und hydroponischen Gärten von Kugelraumern nachempfunden war.
    16 Uhr, eine Minute und zwanzig Sekunden. Undine kaute an ihrem labbrigen Döner.
    Niemand hatte sich zu ihr gesellt. Auch die beiden jungen, noch flaumhaarigen Jülziish, die hinter der Theke mit undefinierbaren Nahrungsmitteln herumwerkten, zeigten kein erhöhtes Interesse an ihr.
    Freilich würde Beffegor nicht pünktlich in Erscheinung treten. TLD-Basistraining für das Treffen zweifelhafter Kontaktpersonen: erst klären, ob sie auch wirklich allein gekommen sind.
    Um zehn nach vier verlor Undine allmählich die Geduld. War sie einem Jux aufgesessen? Oder hatte sie die Botschaft überhaupt komplett falsch interpretiert und sich grundlos in ein Hirngespinst hineingesteigert?
    Nein.
    Sharoun Beffegor erschien.
    Sie trug den weiten dunkelgrünen Overall eines Zoowärters, mit einer Kapuze, die das Gesicht im Schatten ließ; aber Undine erkannte sie trotzdem, sobald sie sich neben sie gestellt hatte. »Danke, dass du gekommen bist!«
    »Du hast mich neugierig gemacht. Was ist jetzt mit der Weinverkostung? Ich nehme an, sie wird nicht hier stattfinden.«
    »Richtig gedacht. Folge mir unauffällig.«

3.
    Schwarzer Ara und Grauer Graf
    17. November 1469 NGZ
     
    Reginald Bull stand an einer Art gläsernen Falltür, einem kreisförmigen Ausschnitt im Boden.
    Die Öffnung durchmaß etwa drei Meter, war von einer Brüstung umgeben und durch einen Energieschirm gesichert. Offenbar umhüllte der Schirm auch den Raum, in den Bully hinabblickte.
    Die Szenerie mutete ein wenig gespenstisch an. Menschen waren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher