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Planet der Verräter

Planet der Verräter

Titel: Planet der Verräter
Autoren: Greg Bear
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würde, änderte nichts daran, dass er mit Sicherheit kommen würde. Die breite blassgelbe Insel schwappte mit den Bewegungen der Wurmkörper auf und ab. Ringsum waren unaufhörlich knackende Geräusche zu hören: platzende Blasen im Schaum. Und falls das überhaupt möglich war, vernahm er auch einen noch unheimlicheren Laut: das tiefe, leise Schlürfen der Würmer, die über-, unter- und aneinander vorbei glitten.
    Anakin konnte kaum etwas sehen. Ich bin erledigt. Wenn er versuchte, Verbindung mit der Macht aufzunehmen, mochte dies seine Not lindern, doch er war in seiner Ausbildung noch nicht so weit fortgeschritten, dass er sich aus eigener Kraft über die Oberfläche hätte heben können, zumindest nicht weiter als ein paar Zentimeter.
    Anakin Skywalker fühlte sich durch seinen Mangel an Aufmerksamkeit in Wahrheit so gedemütigt und war so beschämt über sein Verhalten, das ihn überhaupt erst an diesen Ort, in diese Grube geführt hatte, dass ihm sein Tod angesichts weit größerer Misserfolge eher nebensächlich vorkam.
    Er war offenbar nicht zum Jedi geschaffen, was auch immer Qui-Gon Jinn von ihm gehalten haben mochte. Yoda und Mace Windu hatten die ganze Zeit Recht gehabt.
    Doch das ätzende Bewusstsein seiner eigenen Dummheit bedeutete keineswegs, dass er weitere Erniedrigungen so einfach hinnehmen würde. Er spürte den lautlosen Flug des Blutcarvers wenige Meter über sich und zog beinahe beiläufig rechtzeitig den Kopf ein, um einem zweiten Hieb auszuweichen.
    Ein Jedi dachte niemals an Rache. Doch Anakins Gehirn lief jetzt auf Hochtouren; sein Denken klärte sich durch den Schmerz in seinem Schädel und das dumpfe Pochen in seinem Arm. Der Blutcarver wusste, wer er war, wo er herkam. Dass er ihn einen Sklaven genannt hatte, konnte hier, so weit entfernt von den gesetzlosen Randsystemen, wo Sklaverei nichts Besonderes war, kein Zufall sein. Irgendjemand hatte es auf Anakin selbst oder auf die Jedi-Ritter im Allgemeinen abgesehen.
    Anakin bezweifelte, dass er in seinem kurzen Leben schon allzu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte oder dass ein Attentäter es für lohnend halten würde, sich speziell mit ihm abzugeben. Es war wesentlich wahrscheinlicher, dass der Tempel unter Beobachtung stand und dass irgendeine Fraktion darauf hoffte, die Jedi einen nach dem anderen ausschalten zu können, indem sie sich zuerst die Schwächsten und die Verwundbarsten vornahm.
    Das wäre dann wohl ich!
    Der Blutcarver stellte für die Leute, die Anakin aus der Sklaverei befreit, ihn mitgenommen und ihm ein neues Leben fern von Tatooine ermöglicht hatten, eine ernste Bedrohung dar. Und wenn er schon niemals ein Jedi oder auch nur erwachsen werden würde, konnte er diesen tapferen und unabdingbaren Orden zumindest von einer Bedrohung befreien.
    Er rückte die Atemmaske zurecht, nahm einen tiefen Zug gefilterter Luft und prüfte den schwankenden Untergrund auf dem er stand. Er konnte eine Strebe aus einem Flügel brechen und sie als Waffe über dem Kopf schwingen. Vorsichtig beugte er sich nach vorne, balancierte sein Gewicht aus und packte die schlanke Strebe. Obwohl sie im Flug gehalten hatte, gab die Stange unter seinem seitlich von der Mitte ausgeübten Druck nach. Er bog sie so lange vor und zurück, bis sie abbrach. Er verbog auch das gegenüberliegende Ende, dort wo die Flügel in ihrem Drehgelenk saßen, stampfte kurz mit einem Fuß auf, riss das Ende der Strebe ab und entfernte mit einem Ruck die dünne Hülle für das Schmiermittel. Das Kugellager des Drehgelenks gab eine gute Keule ab.
    Alles in allem wogen die Flügel weniger als fünf Kilogramm, die Keule nur ungefähr hundert Gramm. Er würde schon mit aller Kraft ausholen müssen, um einen wirkungsvollen Schlag zu landen.
    Der Blutcarver stieß wieder auf ihn herab. Er hatte die Beine zurückgezogen und die dreigelenkigen Arme hingen vor seinem Körper wie die Fühler eines Klauenseglers auf Naboo.
    Seine gesamte Aufmerksamkeit war auf den jungen Padawan gerichtet.
    Und er machte damit den gleichen Fehler wie Anakin vor ihm.
    Anakins Herz machte vor Freude und Hoffnung einen Sprung, als er Obi-Wan über dem Blutcarver auftauchen sah. Der Meister des Jungen fuhr die Klinge seines Lichtschwerts aus, landete mit beiden Füßen auf den Flügeln des Angreifers und zerknickte sie wie Strohhalme.
    Zwei Hiebe mit der summenden Klinge, und die Flügelspitzen des Blutcarvers trudelten davon.
    Der Blutcarver stieß einen erstickten Schrei aus und kippte auf den
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