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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4
Autoren: britain
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Deckel eines Fasses. Die Mannschaft amüsierte sich sehr darüber.
    Was Yap anging, erlaubte Amberhill ihm zwar, der Mannschaft zu helfen, aber er ließ dennoch nicht zu, dass er wieder in seine Piratengewohnheiten zurückfiel, indem er ihm befahl, sich täglich zu waschen und seine eigenen Kleider ebenso häufig zu waschen wie die seines Herrn. Der Segler war keineswegs luxuriös, aber dennoch bestand Amberhill darauf, dass ein gewisses kulturelles Niveau aufrechterhalten wurde.
    Als graublaue Wolken am Horizont aufzogen und die Segel unruhig gegen Taue und Masten schlugen, kletterte Amberhill von seinem Ausguck herunter und suchte Kapitän Malvern auf der Brücke auf. Sie starrte durch ihr Fernrohr nach Norden und wandte sich dann nach Osten, den Wolken zu. Sie war eine klein gewachsene Frau, aber dennoch höchst eindrucksvoll. Ihr schwarzes, grau durchsetztes Haar war kurz geschnitten; ihr fortwährendes Blinzeln ließ vermuten, das sie allzu viele Jahre in die Sonne gesehen hatte. Genau wie Beryl Spencer und die G’ladheon empfand er auch sie als ein wenig unheimlich, und sie verunsicherte ihn. Und genau wie die anderen derartigen Frauen war auch sie seinem Charme gegenüber
völlig unempfänglich. Zwar hatte er nicht versucht, sie zu umgarnen, aber er war sich seiner natürlichen Anziehungskraft voll bewusst, die, wie er lächelnd dachte, so unwiderstehlich war, dass sie Frauen anzog wie Zucker die Ameisen.
    »Ein Sturm kommt auf uns zu«, sagte sie. »Ich sehe ihn und rieche ihn, und meine schmerzenden Knochen bestätigen es.«
    »Werden Sie Schutz suchen? Das Archipel liegt direkt vor uns.«
    »Unsinn. Da säßen wir schön in der Falle. Die Strömungen rings um diese Inseln würden Kleinholz aus der Herrin machen. Wir müssen ihm auf See begegnen, aber das bedeutet, dass Ihr sofort aufbrechen müsst.«
    »Sofort?«
    »Aye. Entweder Ihr und Herr Yap legt sofort ab, oder Ihr könnt die ganze Robbensaison hindurch an Bord der Eisherrin verbringen.«
    Amberhill bezweifelte keineswegs, dass der Kapitän einen sechsten Sinn für das Wetter besaß. Seit sie aus Midhaven ausgelaufen waren, hatte sie sich noch nie geirrt, aber der ursprüngliche Plan hatte vorgesehen, ihn und Yap wesentlich näher an den Inseln auszuschiffen. Sie hatte sich geweigert, ihn bis zum Archipel selbst zu bringen, und die gefährlichen Strömungen erwähnt, und außerdem eher abergläubisches Geschwätz über Hexen und Verhängnisse geäußert. Nun würde er sich auf Yaps seemännische Erfahrung verlassen müssen, um dorthin zu gelangen. Amberhill hatte zwar im Lauf dieser Reise einiges gelernt, aber praktisches Wissen gehörte kaum dazu. Das Segeln selbst hatte er den Seeleuten überlassen.
    »Herr Yap!«, rief er. »Machen Sie die Gig bereit!«
    »Aye, Sir!«
    Auf der Suche nach einer Passage von Midhaven zu der Inselgruppe hatte sich schnell herausgestellt, dass kein Kapitän
den Wunsch hatte, innerhalb des Archipels herumzusegeln, nicht einmal für eine prall gefüllte Börse. Sie hatten behauptet, die Inselgruppe läge zu weit vom Kurs ab oder die Strömungen seien zu riskant, aber letztlich war der Grund für ihre Ausflüchte Aberglaube gewesen, genau wie bei Kapitän Malvern.
    Also hatte Amberhill die Sache selbst in die Hand genommen und ein Schaluppe gekauft, die einst das Rettungsboot eines Kauffahrerkapitäns gewesen war. Yap hatte gesagt, dass das kleine Boot gut mit den Riffen und Strömungen um die Inseln zurechtkommen würde. Kapitän Malvern hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt, die Gig längsseits der Eisherrin an Kranen hochzuhieven und zu vertäuen, als Amberhill sie dafür extra bezahlte. Nun warf ihre Reise bereits Profit ab, bevor sie das Robbenmeer erreicht hatte.
    Wie seltsam, dachte Amberhill, während er beobachtete, wie Yap und die Mannschaft ihr Gepäck auf der Gig festmachten, dass die Inseln, die ihn so unwiderstehlich anzogen, alle anderen derartig abstießen. Er spürte ihre Anziehungskraft so intensiv, als käme er nach Hause. Als sei dies sein eigentliches Zuhause. Sein Ring sandte pulsierende Wellen der Wärme durch seinen Körper.
    Kapitän Malvern trat zu ihm an die Reling. »Vergesst nicht, Euch von dem Drachen fernzuhalten – dort sind die Strömungen am stärksten. Und wenn wir aus dem Eis zurückkehren, werden wir nach Euch Ausschau halten. Ansonsten ist der Frühlingshafen in Arey Euer nächster Hafen.«
    Amberhill nickte. Er hatte mit Yap die Seekarten studiert. Jetzt, als der Augenblick sich
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