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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
Autoren: Andreas Gruber
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wissen auch, was danach geschah.«
    Dr. Zajic stöhnte wutentbrannt auf, doch Hogart ignorierte ihn. »Wir wollen mit Ihnen reden, Ihnen helfen! Antonin Lomeg! Hören Sie mich?«
    Michas Blick veränderte sich - wurde ruhiger, klarer, als erfasste er erst jetzt, was um ihn herum passierte. Der Vorhof seiner Pupillen verengte sich, als würden sich die Augen scharf stellen. Micha hob das Kinn, spannte die Nackenmuskeln. Seine Gesichtszüge strafften sich, wurden fester, die Körperhaltung aufrechter. Aus seinem Blick sprach ein gestiegenes Selbstbewusstsein, zugleich trat ein unendlicher Hass hinein. Langsam erhob er sich, die Finger gekrümmt, als hielte er noch immer die Waffe in der Hand.
    »Markovic«, murmelte Lomeg voller Verachtung. Seine Stimme war bloß ein Krächzen brüchiger Stimmbänder. Einen Lidschlag lang starrte er direkt in den Lichtstrahl der Taschenlampe. In diesem Moment veränderte sich seine Augenfarbe. Der grüne Glanz trübte sich, bis er einem matten Rauchgrau wich. Es wirkte wie eine optische Täuschung, eine Lichtbrechung - doch es war keine. Hogarts Nackenhaare stellten sich auf. Ein derartiges Merkmal konnte sich nicht einfach ändern - nicht bei ein und demselben Individuum!
    Erst als Lomeg den Pistolenlauf heben wollte, bemerkte er seine leere Hand. Suchend ließ er den Blick über den Boden wandern, bis er die Pistole neben dem Türstock fand. Er wollte darauf zugehen, doch Hogart hob seine Waffe, worauf Lomeg in der Bewegung erstarrte. Er blickte kurz zu Ivona, dann wieder zu Hogart.
    »Es ist vorbei«, sagte Hogart auf Tschechisch.
    Lomeg griff mit der Hand hinter den Rücken, wo er aus dem Hosenbund ein langes Küchenmesser hervorholte. Der Stahl blitzte im Licht der Lampe. Auf der Klinge, mit der er Vesely die Buchstaben in die Brust geritzt hatte, klebte noch das Blut des alten Mannes.
    »Wie haben Sie uns gefunden?«, fragte Lomeg auf Tschechisch. »Uns?«, wiederholte Hogart. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück. »Micha und mich.«
    »Wo ist Micha jetzt?«, fragte Hogart.
    Lomeg sah sich um. »Wie haben Sie uns gefunden?«, wiederholte er, diesmal auf Deutsch.
    Hogart stutzte einen Moment lang. Dann erinnerte er sich an Roman Zajics Worte, dass man als Sohn des Sozialreferenten der Botschaft unweigerlich Deutsch lernen müsse - und was Micha konnte, beherrschte Lomeg natürlich auch.
    Als Hogart nicht sofort antwortete, verlor Lomeg die Fassung. »Wie haben Sie uns gefunden?«, schrie er ihn an.
    Mit ruhiger Stimme fuhr Hogart fort: »Micha hat Ihnen eine Wanze besorgt, damit Sie Frau Markovics Haus abhören konnten - und danach haben Sie Micha hingeschickt, um es anzuzünden und auf uns zu schießen, nicht wahr?«
    »Warum dieser Anschlag?«, mischte sich Ivona ein. »Warum ich?«
    Lomeg betrachtete Ivona nur kurz aus dem Augenwinkel, blieb aber stumm. Seine Kiefer mahlten, während er die Lippen zu einem dünnen Strich zusammenpresste. Offenbar rang er mühsam um Selbstkontrolle. Abwechselnd schielte er auf das Messer und zu seiner Waffe.
    »Es hat Sie maßlos gestört, dass Ivona mit Michas Vater in Kontakt stand«, stellte Hogart fest. »Sie mussten verhindern, dass sie Micha traf oder sich weiter in den Fall einmischte. Sie hätte Ihren ganzen Plan aufdecken und Micha überführen können, nicht wahr?«
    »Lassen Sie Micha in Ruhe!«, explodierte Lomeg mit schriller Stimme. Er fuhr mit der Messerspitze in Hogarts Richtung. Die andere Hand ballte er zur Faust, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    »Weiß er überhaupt, dass Sie existieren?«, fragte Hogart.
    »Ich bin der Einzige, mit dem er redet. Seine Stimme ist in meinem Kopf, hier drinnen - sogar jetzt.« Lomeg kniff die Augen zusammen und schlug sich mit der freien Hand an die Schläfe. »Er ist so schwach. Er braucht mich. Ohne mich würde er immer noch unter seiner Mutter leiden, aber ich habe ihn erlöst.«
    »Sie haben alles organisiert, nicht wahr?«, fragte Hogart. »Sie haben Michas Mutter entführt, in die Lagerhalle verschleppt und Micha dazu gezwungen, sie mit dem Beil zu töten.«
    »Er wollte es so!«, schrie Lomeg ihnen entgegen.
    Zajics Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, wer seine Frau ermordet hatte. Doch solange Lomeg das Messer in der Hand hielt, fand Hogart keine Zeit, sich um Zajic zu kümmern. »Micha wollte es so?«, fragte er.
    »Ja!«, schnappte Lomeg. »Es hat ihn befreit! Danach konnte er reden, nur ein paar Silben, einfache Wörter. Wir waren auf dem richtigen Weg. Er hat mich
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