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Perry Rhodan Neo 9: Rhodans Hoffnung (German Edition)

Perry Rhodan Neo 9: Rhodans Hoffnung (German Edition)

Titel: Perry Rhodan Neo 9: Rhodans Hoffnung (German Edition)
Autoren: Frank Borsch
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drang nicht weiter auf den ehemaligen General ein. Er spürte, dass es nichts genützt hätte.
    »Also gut«, sagte Bai Jun schließlich und drehte sich wieder zu Bull. Seine Stimme war leise, entschlossen. »Sie wollen wissen, wie ich ›ticke‹, wie Sie Amerikaner sagen. Sie vertrauen mir nicht – das ist mir vertraut.« Er machte einen Schritt auf Bull zu, reckte den Kopf nach vorne. »Sehen Sie mir ins Gesicht! Was sehen Sie?«
    Worauf wollte Bai Jun hinaus? »Einen Menschen«, sagte er vorsichtig.
    »Richtig. Einen gewöhnlichen Menschen. Was noch?«
    Bull starrte seinem Gegenüber ins Gesicht, versuchte irgendetwas Ungewöhnliches zu erkennen. Eine Narbe vielleicht? Aber da war nichts. »Worauf wollen Sie hinaus, Bai Jun?«
    »Wie würden Sie die Form meiner Augen beschreiben?«
    »Ich ...«
    »Sprechen Sie es nur aus. Hier geht es nicht um politische Korrektheit.«
    »Also gut ... geschlitzt?«
    »Richtig. Im Vergleich zu Ihren, Mister Bull.« Der ehemalige General blinzelte. »Rufen Sie sich jetzt die Augen meiner Offiziere und Soldaten ins Gedächtnis. Sie haben in den letzten Tagen Hunderte von ihnen gesehen. Fällt Ihnen etwas auf?«
    Bull dachte nach. »Sie sind weniger geschlitzt, nicht? Sie könnten beinahe zu einem Europäer gehören.«
    Bai Jun nickte.
    »Und?« Bull machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was hat das schon zu bedeuten?«
    »Für mich? Alles. Mein Vater ist Han-Chinese, meine Mutter Uigurin. Es steht in meinem Gesicht geschrieben. Mein Leben lang habe ich zu China gehört, mein Leben lang hat man an meiner Loyalität gezweifelt. Ein Leben lang war meine Loyalität unerschütterlich. Verstehen Sie?« Tränen standen Bai Jun in den Augen.
    Bull erkannte, dass sein Gegenüber die Wahrheit sagte. Der Schmerz war aufrichtig. Bulls Wut verflog augenblicklich. »Ich glaube, ja. Ich ...«
    Bai Jun griff mit einer Hand in die Brusttasche seiner Uniform und zog einen Streifen Stoff heraus. Er hielt ihn Bull hin. Es war eine amerikanische Flagge, wie er und seine Kameraden von der STARDUST sie bis vor einigen Tagen an ihren Raumanzügen und Uniformen getragen hatten. Herunterhängende Fäden zeigten, dass die Flagge mit Gewalt abgerissen worden war.
    »Am Tag, als ich in die Gobi kam«, sagte der ehemalige General, »habe ich diese Flagge gefunden. Dort drüben, auf dem Hügel. Im Sand. Achtlos weggeworfen. Von Perry Rhodan, wie sich rasch herausstellte. Ich habe sie an mich genommen.«
    »Um sie kurz darauf vor Perry wieder in den Sand zu werfen!«
    »Es war nötig in der Situation. Ich habe die Flagge wieder aufgehoben und behalten. Wollen Sie wissen, warum? Weil sie mir mehr über Sie und Perry Rhodan verrät als alle Geheimdienst-Dossiers. Sie hat mich zum Nachdenken angeregt. Und als der Moment gekommen war, habe ich es Rhodan gleichgetan.« Bai Jun griff ein zweites Mal in die Tasche. Als seine Finger wieder zum Vorschein kamen, hielten sie eine chinesische Flagge. In der Größe der amerikanischen, ebenfalls von einer Uniform gerissen. »Seit diesem Tag trage ich beide Flaggen am Herzen. Damit ich niemals vergesse, welche Irrwege ich einst beschritten habe. Auf dass ich niemals wieder in meinem Leben irren werde.«
    »Ich ... ich ...« Bull brach ab. Er hatte diesem Mann unrecht getan. Er war ein Mensch wie er. Mit Gefühlen wie er. Er tat sein Bestes. Wie er. »Bai Jun, ich möchte mich bei Ihnen ...«
    »Lassen Sie es gut sein. Sie sind nicht der Erste, der sich in mir getäuscht hätte.« Bai Jun strich die beiden Flaggen glatt und verstaute sie behutsam wieder in der Brusttasche. »Kommen wir zum Geschäft, ja? Was hat Sie zu mir geführt, Mister Bull?«
    Der ehemalige General öffnete ihm eine Tür, um das Gesicht zu wahren. Bull schritt durch sie. »Adams«, sagte er. »Ich suche unser Finanzgenie. Man hat mir gesagt, er sei bei Ihnen.«
    »Er ist bereits weiter, hinunter in die Stadt.«
    »Was will er dort?«
    Bai Jun spitzte geheimnisvoll die Lippen. »Oh, nur sich einen Wunsch erfüllen, von dem er nie geglaubt hätte, dass er jemals in Erfüllung gehen könnte ...«

3.
    25. Juli 2036
    Julian Tifflor
     
    Nach sieben Tagen Wüste war es so weit: Terrania lag vor ihnen.
    Julian Tifflor überprüfte ihre Position mit einem Blick auf den am Lenker angebrachten Pod. Er musste den Kopf senken und von einem schrägen Winkel darauf sehen. Der Wüstensand hatte das Display milchig gerieben, ließ ihn nur mit Mühe die Anzeige erkennen. Ein Ticker-Band lief am unteren Rand über das
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