Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Penthesilea - ein Trauerspiel

Penthesilea - ein Trauerspiel

Titel: Penthesilea - ein Trauerspiel
Autoren: Heinrich von Kleist
Vom Netzwerk:
Heereszug,
Nach einem uns gleichgült’gen Ziel, zu stören.
Falls du daher Gewißheit dir verschafft,
Daß nicht mit Hülfe der Dardanerburg
Penthesilea naht, woll’ er, daß ihr
Sogleich, um welchen Preis gleichviel, euch wieder
In die argivische Verschanzung werft.
Verfolgt sie euch, so werd’ er, der Atride,
Dann an des Heeres Spitze selber sehn,
Wozu sich diese räthselhafte Sphinx
Im Angesicht von Troja wird entscheiden.
    Odysseus .
Beim Jupiter! Der Meinung bin ich auch.
Meint ihr, daß der Laertiade sich
In diesem sinnentblößten Kampf gefällt?
Schafft den Peliden weg von diesem Platze!
Denn wie die Dogg’ entkoppelt, mit Geheul
In das Geweih des Hirsches fällt: der Jäger,
Erfüllt von Sorge, lockt und ruft sie ab;
Jedoch verbissen in des Prachtthiers Nacken,
Tanzt sie durch Berge neben ihm, und Ströme,
Fern in des Waldes Nacht hinein: so er,
Der Rasende, seit in der Forst des Krieges
Dieß Wild sich von so seltner Art, ihm zeigte.
Durchbort mit einem Pfeilschuß, ihn zu fesseln,
Die Schenkel ihm: er weicht, so schwört er, eher
Von dieser Amazone Ferse nicht,
Bis er bei ihren seidnen Haaren sie
Von dem gefleckten Tiegerpferd gerissen.
Versuch’s, o Antiloch, wenn’s dir beliebt
Und sieh’, was deine rednerische Kunst,
Wenn seine Lippe schäumt, bei ihm vermag.
    Diomedes .
Laßt uns vereint, ihr Könige, noch einmal
Vernunft keilförmig, mit Gelassenheit,
Auf seine rasende Entschließung setzen.
Du wirst, erfindungsreicher Larissäer,
Den Riß schon, den er beut, zu finden wissen.
Weicht er dir nicht, wohlan, so will ich ihn
Mit zwei Ätoliern auf den Rücken nehmen,
Und einem Klotz gleich, weil der Sinn ihm fehlt,
In dem Argiverlager niederwerfen.
    Ulysses .
Folgt mir!
    Antilochus .
Nun? Wer auch eilt uns dort heran?
    Diomedes .
Es ist Adrast. So bleich und so verstöhrt.

Zweiter Auftritt.
    Die Vorigen . Ein Hauptmann . (tritt auf)
    Odysseus .
Was bringst du?
    Diomedes . Botschaft?
    Der Hauptmann . Euch die ödeste,
Die euer Ohr noch je vernahm.
    Diomedes . Wie?
    Odysseus . Rede!
    Der Hauptmann .
Achill – ist in der Amazonen Händen,
Und Pergams Mauern fallen jezt nicht um.
    Diomedes .
Ihr Götter. ihr olympischen!
    Odysseus . Unglücksbote!
    Antilochus .
Wann trug, wo, das Entsetzliche sich zu?
    Der Hauptmann .
Ein neuer Anfall, heiß, wie Wetterstrahl,
Schmolz, dieser wutherfüllten Mavorstöchter,
Rings der Ätolier wackre Reihen hin,
Auf uns, wie Wassersturz, hernieder sie,
Die unbesiegten Myrmidonier, gießend.
Vergebens drängen wir dem Fluchtgewog
Entgegen uns: in wilder Überschwemmung
Reißt’s uns vom Kampfplatz strudelnd mit sich fort:
Und eher nicht vermögen wir den Fuß,
Als fern von dem Peliden fest zu setzen.
Erst jetzo wickelt er, umstarrt von Spießen,
Sich aus der Nacht des Kampfes los, er rollt
Von eines Hügels Spitze scheu herab,
Auf uns kehrt glücklich sich sein Lauf, wir senden
Aufjauchzend ihm den Rettungsgruß schon zu:
Doch es erstirbt der Laut im Busen uns,
Da plötzlich jetzt sein Viergespann zurück
Vor einem Abgrund stutzt, und hoch aus Wolken
In grause Tiefe bäumend niederschaut.
Vergebens jetzt, in der er Meister ist,
Des Isthmus ganze vielgeübte Kunst:
Das Roßgeschwader wendet, das erschrockne,
Die Häupter rückwärts in die Geißelhiebe,
Und im verworrenen Geschirre fallend,
Zum Chaos, Pferd’ und Wagen, eingestürzt,
Liegt unser Göttersohn, mit seinem Fuhrwerk,
Wie in der Schlinge eingefangen da.
    Antilochus .
Der Rasende! Wohin treibt ihn – ?
    Der Hauptmann . Es stürzt
Automedon, des Fahrzeugs rüst’ger Lenker,
In die Verwirrung hurtig sich der Rosse:
Er hilft dem Viergekoppel wieder auf.
Doch eh’ er noch aus allen Knoten rings
Die Schenkel, die verwickelten, gelös’t,
Sprengt schon die Königinn, mit einem Schwarm
Siegreicher Amazonen, ins Geklüft,
Jedweden Weg zur Rettung ihm versperrend.
    Antilochus .
Ihr Himmlischen!
    Der Hauptmann . Sie hemmt, Staub rings umqualmt sie,
Des Zelters flücht’gen Lauf, und hoch zum Gipfel
Das Angesicht, das funkelnde, gekehrt,
Mißt sie, auf einen Augenblick, die Wand:
Der Helmbusch selbst, als ob er sich entsetzte,
Reißt bei der Scheitel sie von hinten nieder.
Drauf plötzlich jetzt legt sie die Zügel weg:
Man sieht, gleich einer Schwindelnden, sie hastig
Die Stirn, von einer Lockenfluth umwallt,
In ihre beiden kleinen Hände drücken.
Bestürzt, bei diesem sonderbaren Anblick,
Umwimmeln alle Jungfraun sie, mit heiß
Eindringlicher Gebährde sie beschwörend;
Die Eine, die zunächst verwandt ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher