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Pension der Sehnsucht

Pension der Sehnsucht

Titel: Pension der Sehnsucht
Autoren: Nora Roberts
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Fletcher fiel, kam mir plötzlich wieder in den Sinn, dass der Mann so hieß, der ständig mit einem Zeichenblock herumlief.« Sie schaltete eine Pause ein, um die Spannung zu erhöhen, und blickte triumphierend in die Runde. »Eine Zeit lang drehte sich das Gespräch nur um Maße und Bauholz. Doch dann sagte Mr. Reynolds, er sei Mr. Fletcher sehr dankbar, weil er seinen eigentlichen Beruf verschwiegen hätte.«
    »Nelly«, begann Eddie eindringlich und klammerte sich an ihren Arm, »glaubst du, er lässt das Hotel doch umbauen oder vielleicht sogar abreißen? Werden wir dann alle entlassen?«
    »Nein.« Nellys Kopf schmerzte bereits wieder höllisch, deshalb antwortete sie schärfer als gewöhnlich. »Nein, es kann sich nur um einen Irrtum handeln. Ich werde mich darum kümmern. Jetzt geht alle wieder an die Arbeit. Und erzählt keinem Menschen ein Wort davon.«
    »Es handelt sich nicht um einen Irrtum.« Eliza schwebte auf die Gruppe zu.
    »Ich habe gesagt, ihr sollt wieder an die Arbeit gehen«, wiederholte Nelly in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Eddie und die beiden Frauen entfernten sich, und erst außer Hörweite tuschelten sie wieder miteinander.
    »Ich habe keine Zeit für Sie, Miss Trainor, ich bin sehr beschäftigt.«
    »Gewiss, aber Percy möchte gern mit Ihnen sprechen.«
    Verdrossen nahm Nelly den Köder an. »Wirklich?«
    »Oh ja. Er will Ihnen erläutern, was er mit diesem kleinen Betrieb vorhat. Sie werden staunen.« Eliza musterte sorgfältig die Diele.
    »Wissen Sie über seine Pläne Bescheid?« erkundigte sich Nelly.
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass er hier alles beim Alten lässt, nur weil Sie es wünschen.« Eliza lachte hell auf und schnippte eine winzige Fluse von ihrer türkisgrünen Bluse. »Zu so großzügigen Gesten lässt Percy sich nicht hinreißen. Dazu ist er viel zu praktisch und geschäftstüchtig. Es kann natürlich sein, dass er Ihnen eine untergeordnete Stellung einräumt, wenn das Projekt erst einmal vollendet ist. Sie sind wohl kaum im Stande, einen großen Hotelkomplex zu leiten, aber gewisse Fähigkeiten kann man Ihnen nicht absprechen. Ich an Ihrer Stelle würde mir natürlich die Demütigung ersparen und von selbst gehen.«
    »Soll das heißen«, erwiderte Nelly und betonte jedes einzelne Wort, »dass Percy fest entschlossen ist, aus diesem Familienhotel ein Ferienzentrum zu machen?«
    »Natürlich, was dachten Sie denn?« Eliza lächelte nachsichtig. »Wozu sollte er sonst mich und einen Architekten engagieren? Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wie ich ihn kenne, wird er das Personal nicht entlassen. Vorläufig jedenfalls nicht.«
    Eliza lächelte, drehte sich um und ließ Nelly stehen. Fassungslos sah sie Eliza nach.
    Nachdem Nellys erste Verzweiflung abgeklungen war, spürte sie eine kalte Wut. Sie nahm jeweils zwei Stufen auf einmal und stürmte die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Zehn Minuten später hetzte sie wieder wie wild die Treppe hinunter und platzte ins Büro, ohne anzuklopfen.
    »Nelly.« Percy stand vom Schreibtisch auf und blickte verdutzt in ihr hochrotes Gesicht. »Du sollst doch im Bett bleiben.«
    Schweigend warf sie ein Blatt Papier auf den Schreibtisch. Er nahm es in die Hand und überflog ihren Kündigungsbrief. »Das haben wir doch schon einmal durchexerziert.«
    »Du gabst mir dein Wort.« Ihre Stimme zitterte enttäuscht über den Vertrauensbruch, doch trotzig schob sie das Kinn vor. »Von mir aus kannst du diese Kündigung auch zerreißen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich gehe. Suchen Sie sich ein neues Spielzeug, Mr. Reynolds, ich bin mir für Ihre Verzögerungstaktik zu schade.«
    Als sie aus dem Büro rauschte, prallte sie mit Eddie zusammen. Sie stieß ihn rücksichtslos zur Seite und hastete wieder die Treppe hinauf. In ihrem Zimmer zerrte sie die Koffer aus dem Schrank und schleuderte planlos alles hinein, was ihr in die Hände kam – Kleidungsstücke, Kosmetikartikel und allerlei Kleinigkeiten.
    Sie wirbelte herum, als sie hörte, dass jemand ihr Zimmer betrat. Es war Percy.
    »Raus hier!« schnauzte sie ihn an und wünschte sich sehnlichst, sie wäre groß und stark genug, um ihn wahrhaftig aus dem Raum zu werfen. »Bis ich weg bin, ist das hier noch mein Zimmer.«
    »Das ist ja ein fantastisches Durcheinander«, stellte er ruhig fest. »Hör lieber auf damit, denn du fährst nirgendwo hin.«
    »Doch, sobald ich meine Sachen gepackt habe, verschwinde ich.« Um ein Haar hätte sie den Topf mit dem
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