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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James
Autoren: Gruene Weihnacht
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zu werden, dann
werden die Komischen Profis.
In Tampa mietete ich mir einen weiteren unbequemen Sitz,
diesmal in einem ziemlich kompakten Chevy, und mit Sinatras
Unterstützung – »Come Fly with Me« und »Imagination« als
Doppelhymne – schaffte ich die dreistündige Fahrt nach Tallahassee, wo ich schließlich kurz nach Mitternacht ankam.
Die Q-School wurde zusammen mit der letzten Runde der
Regionalausscheidung East, die von Hurrikan Eunice praktisch
weggefegt worden war, in einer riesigen Freizeit- und Ferienanlage namens Tallahassee Dunes ausgetragen, und da ich
noch viel zu aufgedreht war, um zu schlafen, fuhr ich zu einer
ersten Begutachtung hinaus.
Der Parkplatz war endlos und, abgesehen von einer Reihe
Golfcarts unter einer Plane, völlig leer. Seine weite, schwarze
Fläche sah im Licht des Dreiviertel-Mondes mit ihren Rissen,
Schlaglöchern und Ölflecken im Asphalt selbst wie eine
Mondlandschaft aus.
Ich parkte den Wagen neben dem Clubhaus und spazierte
zum 18. Grün hinüber.
Ich ließ die ruhig daliegende, amöbenförmige Gestalt des
Grüns auf mich wirken. Im Mondlicht glich die kurz geschorene, sanft gewellte Grasfläche einem Teich, hinter dem der
Rest des Kurses im lockenden Halbdunkel versank wie in einem Traum.
Ohne nachzudenken wanderte ich in den Traum hinaus.
Vielleicht liegt es daran, dass mein Großvater mich erst nach
drei Jahren Training meine erste Runde spielen ließ, jedenfalls
ist ein Golfkurs für mich so etwas wie ein heiliger, geschützter
Ort, zu dem äußere Belange nur begrenzt Zutritt haben. Schon
als Kind habe ich mich immer ein wenig wie ein Außenseiter
gefühlt, aber auf einem Golfkurs ist es das genaue Gegenteil,
als würde ich die Energie dieser Landschaft durch meine
Fußsohlen aufnehmen.
Die nächsten eineinhalb Stunden verbrachte ich damit, den
gesamten Kurs abzuschreiten. Im fahlen Mondlicht konnte ich
gerade eben erkennen, dass nichts an dem Aufbau großkotzig
oder exklusiv im Stile mancher Country Clubs war: nur ein
abgewetztes, überspieltes, zu spärlich bewässertes Stück Land
mit Florida-Zwergkiefern, jedoch gut angelegt. Der Platz sagte
mir sofort zu.
Er war angenehm unter meinen Füßen. Hier werde ich meinen Mann stehen, dachte ich mir.
Als ich eine weite, offene Fläche erreichte, die, wie sich später
herausstellte, mitten auf dem 16. Fairway lag und die, nebst
allen anderen Abschnitten aller anderen Löcher auf den Dunes,
ein nicht minder intimer und entscheidender Bestandteil meiner persönlichen Geschichte werden sollte wie die Straße, in
der ich aufgewachsen bin, oder das Chicagoer Hotelzimmer, in
dem ich meine Unschuld verlor, legte ich mich flach auf den
Rücken und starrte zum sternenübersäten Nachthimmel hinauf. Ich suchte nach Konstellationen, die vielleicht ein Omen
erkennen ließen, einen Hinweis auf das, was mich erwartete.
Würden mir meine unbestimmten Sünden vergeben werden,
oder war meine Ehe ein für alle Mal gescheitert? War ich drauf
und dran, den Luxus meiner Illusionen endgültig einzubüßen,
hart und schmerzlich an die Grenzen meines Talents und
meiner eigenen Courage zu stoßen, oder sollte jetzt eine neue
und viel bessere Ära meines Lebens beginnen?
Wie gewöhnlich gaben die Sterne nichts preis.
Als ich schläfrig zu werden begann, stand ich auf, klopfte
mich ab und ging zum Wagen zurück, um mir eine billige
Unterkunft zu suchen. Die erste, an der ich vorbeikam, war ein
Motel 6, aber das klang mir zu sehr nach einem Doppelbogey,
weshalb ich lieber im Ben Franklin Motor Court abstieg, in dem
ich ein Bett, ein Handtuch und ein Stück Seife für einundzwanzig Dollar die Nacht bekam.
Plötzlich erschien mein Leben ganz einfach. Ich tat, was mir
mein Herz befahl, und das konnte nicht völlig verkehrt sein.
KAPITEL 12
S
echs Stunden später stand ich wieder auf dem Kurs.
    Ich wollte mir genügend Zeit zum Einschreiben lassen, die
Practice Range und das Putting Grün testen und dann eine
ruhige, entspannte Übungsrunde spielen.
    Aber um 7 Uhr 45 wimmelte es auf dem riesigen Parkplatz
bereits vor Menschen, und über allem lag die aufgeheizte Atmosphäre angespannter Erwartung und prickelnder Nervosität, die einem wichtigen Spiel vorausgeht.
    Vor meinen Augen entfaltete sich eine Art Mischung aus einem Flohmarkt und einer dieser improvisierten Parkplatz-Grillpartys zwischen lauter Pick-up-Trucks mit offenen
Ladeflächen, etwa so wie vor einem Spiel der Chicago Bears:
ein Kupferstich einer uramerikanischen Szenerie. Schimmernde
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