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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau
Autoren: Ota Hofman
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und fünfzig Minuten. Und nun halten Sie sich fest: Am Freitag, dem vierzehnten, um ein Uhr früh entdeckt die römische Polizei den Verlust eines Karussells im Lunapark Euro. Um zwei Uhr früh befindet sich dasselbe Karussell auf dem Dach von Fiat-Service in Venedig. Mit allem Drum und Dran, mit Schwänen, Schimmeln und Autos.«

    Ich sah mir die Fotos an, auch die schriftlichen Unterlagen mit den Verhörsprotokollen. Der Nachtwächter von Fiat-Service in Venedig hatte ausgesagt: »Es war ein Wunder, anders kann ich mir das nicht erklären. Das Karussell muß von den Sternen direkt aufs Dach herabgeschwebt sein. Im ersten Augenblick hatte ich das Gefühl, daß ich träumte. Aber ich schlief nicht! Ich ging ums Karussell herum, es war tatsächlich eines. Die Glocken von San Marco schlugen gerade zwei Uhr früh. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Sie zeigte dieselbe Zeit. Zur Sicherheit kontrollierte ich alle Aufgänge, die zum Dach führten. Sie waren einwandfrei abgeschlossen. Der Platz unten war leer, bis auf die parkenden Autos. In Richtung Flugplatz fuhr ein roter Lancia mit aufgeblendeten Scheinwerfern. Zur Vaporetto-Station ging ein Mann mit Melone, er war umringt von Hunden. Weder seine Schritte noch das Auto hörte ich, ich war zu hoch...« »Merkwürdig, wie?« sagte Quincy. »Ein Mann mit Melone, umringt von Hunden, sonst nichts. Keine Spuren. Und nun lesen Sie die Aussage des Karussellbesitzers! Nicht die ganze. Es genügt, was ich unterstrichen habe.«
    Ich las:
    »Die letzten, die ich in jener Nacht beim Karussell erblickte, waren der Eisverkäufer Bruno Saluzzi, der über jeden Verdacht erhaben ist, und ein Mann mit Melone und Regenschirm. Er trieb sich schon am Nachmittag beim Karussell herum, er war umringt von einer Schar Kinder...«
    »Wieder.« Quincy war erfreut über mein Erstaunen. „Ich merke, der Fall beginnt Sie zu interessieren. Dreimal ein Mann mit Melone...« »Eine Melone kann jeder tragen. Der Mann mit Melone in Rom muß nicht der Mann mit Melone in Venedig gewesen sein.« »Konnte er gar nicht sein.« Quincy betrachtete nachdenklich die Karte von Italien. Die Entfernung zwischen Venedig und Rom. »Es gibt ihrer mehrere. Sie spielen uns Wunder vor, ein Märchenspiel. Es ist gefährlicher, als Sie meinen, Anderson. Zu glauben, daß...«
    Er sprach nicht zu Ende. Das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab.
    »Quincy. Persönlich. Auf den Straßen in der Stadt? Drücken Sie sich exakt aus! Beim Siegesplatz? Ein rosa Elefant? Nein! Keine Informationen an die Presse! Sofort in den Zoo befördern. Was? Wie man einen Elefanten befördert...?«
    Er holte tief Luft und legte den Hörer auf. Eilig kritzelte er etwas an den Rand der Kinderzeichnung:
    Der Fall Rosa Elefant
    Das Rätsel des rosa Elefanten
    Dann schnitt er mit der Schere die Zeichnung von dem Regenschirm-Männchen aus. Er klebte sie auf den Haftbefehl, dorthin, wo Platz für das Foto des Gesuchten war.
    Festzunehmen ist (sind)
    ein unbekannter Mann (unbekannte Männer)
    Gesucht wegen:
    1. Betrügerischen Wunder-Spiels
    2. Karussell-Diebstahls
    3. Elefanten-Diebstahls
    »Eine größere Spur kann sich niemand wünschen, Anderson«, sagte er zufrieden und reichte mir den Haftbefehl.

Viertes Kapitel. Viele Autos. Quincy greift ein. Schwarzer Herr mit schwarzer Melone auf grüner Wiese.

    Es war hoffnungslos. Alle Autos, so schien es, fuhren zum Zoo. Väter mit Söhnen, Großmütter mit Enkeln. Drei Kolonnen nebeneinander! Niemand hatte Eile. Zwischen den Autos schlängelten sich Limonaden- und Luftballonverkäufer durch.
    »Wir bemühten uns, den Vorfall mit dem rosa Elefanten zu verheimlichen«, sagte der Polizist, der den Elefanten auf dem Siegesplatz entdeckt hatte. »Aber verheimlichen Sie mal einen Elefanten! In dieser Stadt, wo alles ausposaunt wird!«
    Er war sehr verärgert. Die hundertundzwanzig Pferde unter der Haube des grünen Dienst-Porsche drehten sich im Leerlauf. In einer halben Stunde waren wir nur fünfzig Meter vorangekommen. »Ist es ein großer Elefant?«
    »Die übliche Größe. Wie ein kleinerer Möbelwagen.«
    »Was ist los mit Ihnen«, röchelte der Lautsprecher im Auto. Es war Quincy. Zum zehntenmal schon rief er an. »Wir warten auf die Muster der Farbe.«
    »Welcher Farbe?«
    »Des rosa Elefanten. Ich nehme an, sie haben ihn angestrichen. Sicher läßt er Farbe. Ist es ein großer Elefant, Anderson?«
    »Ich konnte ihn noch nicht sehen.«
    »Wieso nicht? Wo stecken Sie denn?«
    »Am Blumenmarkt,
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