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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1
Autoren: David Weber
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beabsichtigt hatte. Also habe ich mich hinter einer Tür im Bedienstetentrakt versteckt, damit ich unbemerkt die Bibliothekstür einsehen konnte. Wären die Männer des Herzogs siegreich gewesen, so würde er, dessen war ich mir sicher, schon bald aus der Bibliothek heraustreten. Aber er kam nicht. Stattdessen öffnete sich die Tür der Bibliothek, und ein Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe, trat heraus.«
    »Ein Mann, den Sie noch nie gesehen haben?«, wiederholte Nahrmahn und lehnte sich mit verwirrter Miene in seinem Sessel ein Stück weit vor.
    »Exakt, Euer Hoheit.« Wyllyms nickte bestätigend. »Ich weiß genau, wer sich zuvor in der Bibliothek aufgehalten hat – oder zumindest glaubte ich das zu wissen. Ich halte es zwar für möglich, dass noch jemand anderes eingetroffen ist, während ich diese Nachricht des Herzogs Captain Zhahnsyn überbracht habe, aber es hätte ihm irgendwie gelingen müssen, die Stadtvilla zu betreten und in die Bibliothek zu gelangen, ohne dass ein anderer der Bediensteten ihn gesehen hätte. Abgesehen davon hätte ich ihn sehen müssen, als ich den Brandy serviert habe, und dem war nicht so. Aber dennoch war er auf einmal da.«
    »Was für ein Mann war das?«, fragte Nahrmahn angespannt. Baron Shandyr verspürte tatsächlich leichte Befriedigung, als er die Miene des Prinzen sah. Sie war in jedem Falle besser als die säuerlichen, halb anklagenden Blicke, mit denen er seinen Leiter der Spionageabteilung in letzter Zeit nur allzu oft bedacht hatte.
    »Wie es scheint, war er ein Offizier der Royal Guards, Euer Hoheit.«
    »Der Royal Guards?!«
    »Jawohl, Euer Hoheit. Er trug die Uniform der Garde – mit den Rangabzeichen eines Lieutenant.«
    »Sie sagen, er sei aus der Bibliothek gekommen?«, setzte Nahrmahn nach, und wieder nickte Wyllyms. »Was hat er dann getan?«
    »Er hat nach einem Bediensteten gerufen, Euer Hoheit. Also habe ich die Tür geöffnet und bin zu ihm hinübergegangen.«
    Fast unmerklich weiteten sich Nahrmahns Augen, und er lehnte sich in seinem Sessel wieder zurück.
    »Sie sind zu ihm hinübergegangen«, wiederholte er, und in seiner Stimme schwang tatsächlich ein Hauch von Respekt mit. Wyllyms zuckte mit den Schultern.
    »Ich war ein Bediensteter, Euer Hoheit, und er hatte nach einem Bediensteten gerufen. Es erschien mir unwahrscheinlich, dass er denjenigen, der diesem Ruf folgte – wer immer das auch sein mochte – angreifen oder in Gewahrsam nehmen würde, und es war zugleich auch meine beste – vielleicht sogar einzige – Möglichkeit herauszufinden, was denn nun wirklich geschehen war.«
    »Und was war nun geschehen?«, drängte Nahrmahn.
    »Zu diesem Zeitpunkt wusste ich es noch nicht, Euer Hoheit. Der Fremde hatte die Tür zur Bibliothek hinter sich fast geschlossen, und ich konnte nur wenig erkennen. Was ich allerdings sehen konnte, war eine gewaltige Menge Blut auf dem Boden, und zumindest zwei Leichen, beide in den Farben des Herzogs. So weit ich das damals beurteilen konnte, schienen mir alle Männer des Herzogs getötet worden zu sein.«
    »Alle?!«
    »Diesen Eindruck hatte ich damals, Euer Hoheit, und die Gerüchte, die ich anschließend auf dem Weg nach Norden aufgeschnappt habe, schienen das allesamt zu bestätigen.«
    Kurz schaute Nahrmahn zu Shandyr und seinem Vetter hinüber, dann richtete er den Blick wieder auf Wyllyms.
    »Und was ist dann geschehen?«
    »Ein Gardist hat mich angewiesen, aus dem Palast einen Trupp der Royal Guards herbeizurufen, zusammen mit einem Offizier – im Namen des Grafen Gray Harbor. Ich sollte das persönlich und umgehend tun und dann mit den Garden zurückkehren – und ich sollte auf dem Weg mit niemandem über die Ereignisse dieses Abends sprechen. Ich habe natürlich gesagt, ich würde das tun, und bin davongeeilt. Sobald ich einen der Unter-Lakaien des Herzogs gefunden hatte, habe ich ihm genau diese Aufgabe übertragen und mich dann aus der Stadtvilla geschlichen.«
    »Und?«
    »Und, Euer Hoheit …« – zum ersten Mal verrieten sowohl Wyllyms Stimme als auch seine Körpersprache eine Spur echter Beklommenheit – »… weil ich nicht wissen konnte, was zwischen dem Herzog und dem Grafen vorgefallen war, oder ob der Herzog lebendig ergriffen wurde, habe ich die Notfallanweisungen von Baron Shandyr befolgt. Ich bin also zur Behausung von Braidee Lahang gegangen und habe ihn umgebracht.«
    Einen Augenblick lang saß Nahrmahn nur stocksteif in seinem Sessel, lange genug, um den scheinbar
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