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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas
Autoren: James Rollins
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nicht an seinem unsinnigen Verhalten. Er nahm die Hose entgegen und befühlte die Stelle, auf die der Mann ihn hingewiesen hatte.
Zu seiner Überraschung spürte er, dass unter dem Baumwollstoff etwas Festeres verborgen war. Eine Geheimtasche.
Neugierig geworden, nahm der Padre eine Schere aus dem Verbandskasten. Der Mann sank seufzend aufs Kissen nieder, offenbar zufrieden damit, dass seine Botschaft verstanden worden war.
Garcia trennte den Faden der Naht durch und öffnete die Geheimtasche. Er zog eine kleine Bronzeplakette hervor und hielt sie in den Lampenschein. Auf der Plakette war ein Name eingraviert.
»Gerald Wallace Clark«, las er laut vor. War das der Name des Fremden? »Sind Sie das, Señor?«
Er sah zum Bett.
»O mein Gott«, murmelte der Padre.
Der Mann auf der Pritsche starrte mit leerem Blick an die Decke, den Mund hatte er geöffnet, die Brust bewegte sich nicht mehr. Der Mann, der kein namenloser Fremder mehr war, hatte sein Leben ausgehaucht.
»Ruhen Sie in Frieden, Señor Clark.«
Padre Garcia hob die Bronzeplakette erneut in den Laternenschein und drehte sie um. Als er die auf der Rückseite eingravierten Worte las, bekam er vor Schreck einen trockenen Mund.
Spezialeinsatzkräfte der U. S. Army
    1. August, 10.45 Uhr CIA Hauptquartier Langley, Virginia
    Der Anruf hatte George Fielding überrascht. Als stellvertretender CIA-Direktor war er schon häufig von verschiedenen Abteilungsleitern zu dringenden Sitzungen gerufen worden, doch ein Dringlichkeitsanruf von Marshall O’Brien, dem Leiter des Directorate Environmental Center, war ungewöhnlich. Das DEC war 1997 gegründet worden und befasste sich mit Umweltangelegenheiten. Während seiner bisherigen Laufbahn hatte das DEC noch nie einen Dringlichkeitsanruf getätigt, denn die waren Angelegenheiten vorbehalten, die unmittelbar die nationale Sicherheit betrafen. Was hatte den Alten Vogel – so lautete Marshall O’Briens Spitzname – wohl veranlasst, Alarm zu schlagen?
    Fielding schritt eilig über den Flur, der das alte Hauptquartier mit dem neuen Trakt verband. Das neue Gebäude war Ende der achtziger Jahre erbaut worden. Es beherbergte viele der florierenden Abteilungen des Geheimdienstes, darunter auch das DEC.
    Im Gehen betrachtete er die gerahmten Gemälde an der Flurwand, eine Ahnengalerie ehemaliger CIA-Direktoren, die bis zu Major General Donovan zurückreichte, der das Office of Strategie Services geleitet hatte, das CIA-Gegenstück aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch Fieldings eigener Boss würde irgendwann an dieser Wand hängen, und wenn George seine Karten klug ausspielte, würde vielleicht sogar er es zum Direktor bringen.
    Mit diesem Gedanken beschäftigt betrat er das Gebäude des neuen Hauptquartiers und wandte sich zu den Büros des DEC. Kaum war er durch die Tür getreten, wurde er auch schon von einer Sekretärin begrüßt.
    Bei seinem Eintreten erhob sie sich. »Deputy Director, Mr. O’Brien erwartet Sie in seinem Büro.« Die Sekretärin geleitete ihn zu einer Flügeltür aus Mahagoni, klopfte flüchtig, öffnete die Tür und hielt sie ihm auf.
    »Danke.«
    Eine tiefe, kollernde Stimme begrüßte ihn. »Deputy Director Fielding, ich freue mich, dass Sie sich persönlich herbemüht haben.« Marshall O’Brien erhob sich. Er war ein großer Mann mit silbergrauem Haar. Der massige Chefschreibtisch wirkte klein neben ihm. »Bitte nehmen Sie Platz. Ich weiß, Ihre Zeit ist kostbar, und ich werde sie nicht übermäßig in Anspruch nehmen.«
    Wie immer kommt er gleich zur Sache, dachte Fielding. Vor vier Jahren hatte man gemunkelt, Marshall O’Brien könne CIA-Direktor werden. Tatsächlich war er schon länger Deputy Director als Fielding, hatte sich jedoch wegen seiner rigiden Haltung mit zahlreichen Senatoren angelegt und mit seinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn noch mehr Brücken hinter sich verbrannt. Auf die Art kam man in Washington nicht weiter. Folglich war O’Brien zur nominellen Gallionsfigur des Umweltzentrums herabgestuft worden. Der Dringlichkeitsanruf stellte vielleicht den Versuch des alten Mannes dar, die Bedeutung seiner Stellung zu betonen und im Spiel zu bleiben.
    »Worum geht’s?«, fragte Fielding, als er sich setzte. O’Brien nahm seinerseits Platz und schlug einen grauen
    Aktenordner auf.
Ein Dossier, dachte Fielding.
Der alte Mann räusperte sich. »Vor zwei Tagen wurde dem Konsulat in Manaus, Brasilien, eine Leiche gemeldet. Der Verstorbene wurde anhand einer Plakette der Spezialeinsatzkräfte
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