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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition)
Autoren: Harlan Coben
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verweinten Augen an und sagte: »Es ist zu spät.«
    Panik schnürte mir die Kehle zu. »Was soll das heißen? Candy! Was meinst du damit?«
    »Ihr seid Schüler, ein paar Kids von der Highschool, die gegen Buddy Ray nicht die geringste Chance haben. Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was er mit mir anstellen würde, wenn er wüsste, dass ich mit euch rede?«
    Candy schob den Ärmel ihrer Bluse hoch und streckte uns den Arm hin. Ich begriff im ersten Moment nicht, was sie uns zeigen wollte, bis Rachel erschrocken nach Luft schnappte.
    Auf Candys Unterarm waren zwei frische Zigarettenbrandwunden zu sehen.
    »Ich hab noch mehr davon, aber … aber den Anblick erspare ich euch lieber.«
    »Oh mein Gott«, stöhnte Rachel entsetzt.
    Mir drehte sich der Magen um. »Und jetzt hat er sich Ashley vorgeknöpft? Wo sind sie, Candy? Schnell!«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Bitte, Candy.«
    Und dann tat sie etwas, von dem es mir eiskalt den Rücken hinunterlief. Sie schaute zögernd zum anderen Ende des Raums. Ich folgte ihrem Blick und sah, dass er auf eine Tür gerichtet war.
    Die Tür, die ins Verlies führte.
    In diesem Moment näherten sich Stimmen. Ema fuhr herum und zischte: »Mickey, versteck dich!«
    Hastig duckte ich mich hinter einen Haufen aufeinandergestapelte Sitzkissen und spähte vorsichtig um die Ecke. Eine Sekunde später traten drei Männer und eine Frau in den Raum.
    »Da bist du ja, Bambi!«, rief die Frau, die eine Hochsteckfrisur im Fünfzigerjahrelook und eine dazu passende Schmetterlingsbrille trug. »Bist du so weit, Süße?«
    Ich versuchte, mich hinter dem Kissenberg so flach wie möglich auf den Boden zu pressen.
    »Was hast du denn die ganze Zeit getrieben?«, fragte die Reibeisenstimme.
    Rachel brach wieder in ihr dümmliches Gekicher aus. »Ach … ich habe bloß ein paar von den Kostümen anprobiert.«
    »Aha, und warum hast du dann immer noch deine Klamotten von vorher an?«
    »Ähm, weil, na ja, weil mir nichts davon richtig gepasst hat.«
    Ein weiterer Mann trat in den Raum und blieb wie angewurzelt stehen, als er Rachel sah. »Wow.« Er pfiff durch die Zähne und ließ anerkennend den Blick über ihren Körper und ihr Gesicht wandern. »Ihr habt echt nicht zu viel versprochen, was die Kleine angeht.«
    Außer der Frau mit den Marge-Simpson-Haaren waren jetzt insgesamt vier Männer im Raum. Dass Buddy Ray sich bisher noch nicht hatte blicken lassen, konnte eigentlich nur eines bedeuten. Ich dachte an den biederen Internats-Look, den Ashley sich als Tarnung zugelegt hatte, und daran, wie sehr sie sich angestrengt hatte, diesem Leben zu entkommen. Ich dachte daran, wie sie mich oft angesehen hatte – mit einem Blick voller zaghafter Hoffnung –, und dass sie jetzt wahrscheinlich irgendwo hinter dieser Tür saß. Gefangen im Verlies.
    Allein mit Buddy Ray.
    »Okay«, sagte Marge, »dann schlage ich vor, dass wir jetzt endlich mit dem Vortanzen anfangen, wenn wir schon mal alle hier sind.«
    »Jetzt?«, rief Rachel.
    »Natürlich, warum nicht?«
    Sie nahm Rachel an der Hand und führte sie zur Bühne, während es sich die vier Männer auf den Kissen bequem machten. Der mit der Reibeisenstimme ließ sich ausgerechnet in den Haufen fallen, hinter dem ich mich versteckte. Sein Rücken war weniger als einen halben Meter von meinem Kopf entfernt. Ich hielt den Atem an und wagte es nicht, mich auch nur einen Millimeter von der Stelle zu rühren.
    »Was hast du eigentlich hier zu suchen, Candy?«, brummte der Typ vor mir.
    »Wer, ich?« Candy zog eingeschüchtert die Schultern hoch. »Gar nichts.«
    »Dann schieb deinen Hintern hier raus und mach die Tür hinter dir zu.«
    »Ja, Max. Mach ich. Sofort.«
    Candy lief nach draußen und schloss wie befohlen die Tür hinter sich.
    »Okay, Bambi.« Die Frau klatschte in die Hände. »Jetzt zeig uns mal, was du so draufhast.«
    »Jetzt gleich?«
    »Jetzt gleich.«
    Rachel ging zögernd zur Mitte der Bühne vor und trat unbehaglich von einem Bein aufs andere.
    »Ähm, Bambi?«
    »Ja, ich weiß schon … aber … na ja … normalerweise tanze ich immer mit Musik«, stammelte Rachel.
    »Wir können dir ja was vorsingen, wenn du darauf bestehst«, gab Max gereizt zurück. »Hauptsache du fängst endlich an zu tanzen, ich verliere nämlich langsam die Geduld.«
    Ich überlegte fieberhaft, ob ich es schaffen konnte, langsam nach hinten zu kriechen, ohne dass dieser Max etwas bemerkte, um …
    Um was zu tun? Tja, keine Ahnung. Ich musste mir eingestehen, dass ich
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