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Nicht so laut vor Jericho

Nicht so laut vor Jericho

Titel: Nicht so laut vor Jericho
Autoren: Ephraim Kishon
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Kind kann Gott behüte daran ersticken.«
    »Na wenn schon«, erwiderte ich mit letzter Kraft. »Dann machen wir eben ein neues.«
    Aus dem drohenden Ring, der mich jetzt wieder umgab, löste sich ein vierschrötiger Geselle, trat auf mich zu und packte mich am Rockaufschlag.
    »Sind Sie sich darüber klar«, brüllte er mir ins Gesicht, »daß man mit diesen billigen Flaschen keine Babies füttert, sondern Katzen?!«
    Das war zuviel. Ich war am Ende meiner Widerstandskraft.
    »Geben Sie mir die beste Flasche, die Sie haben«, hauchte ich dem Apotheker zu.
    Ich verließ den Laden mit einer sogenannten »Super-Pyrex«-Babyflasche, der eine genaue Zeit- und Quantitätstabelle beilag, sowie ein Garantieschein für zwei Jahre und ein anderer gegen Feuer-, Wasser- und Erdbebenschaden. Preis: 8,50 Pfund.
    »Warum, du Idiot«, fragte die beste Ehefrau von allen, als ich die Kostbarkeit ausgepackt hatte, »warum mußtest du die teuerste Flasche kaufen?«
    »Weil ein verantwortungsbewußter Mann an allem sparen darf, nur nicht an seinen Katzen«, erwiderte ich.
     
     

Das Geheimnis der Redekunst
     
     
    So komisch es klingt: beinahe jeder erwachsene Mensch ist irgendwann einmal ein Kind gewesen. Dem Autor dieser Geschichte widerfährt etwas noch Komischeres: seit seine eigenen Kinder erwachsen werden, verwandelt er sich selbst wieder in ein Kind…
     
    Es verstand sich von selbst, daß wir über die Feiertage an den Tiberias-See fahren würden, die ganze Familie. Pappi saß am Steuer, die beste Ehefrau von allen saß neben ihm und döste, die Knaben Rafi und Amir betätigten sich im Fond als Tierstimmen-Imitatoren. Als sie bei der Hyäne angelangt waren, bat ich um Ruhe.
    Sie blieb nur für eine kurze Weile gewahrt. Dann schlug Amir seinem älteren Bruder vor, das Ja-Nein-Ich-Schwarz-Weiß-Spiel zu spielen.
    »Laß mich in Ruh«, sagte Rafi. »Das ist ein Spiel für kleine Kinder.«
    Amir, in seiner Eigenschaft als kleines Kind, begann zu heulen.
    Ich griff beruhigend ein:
    »Gut, gut, gut. Pappi wird mit euch dieses… na, wie heißt es denn… also dieses Spiel spielen.«
    »Es heißt das Ja-Nein-Ich-Schwarz-Weiß-Spiel«, belehrte mich Amir und gab mir die Spielregeln bekannt.
    »Ja-Nein-Ich-Schwarz-Weiß. Du darfst keines dieser Wörter gebrauchen. Wenn du trotzdem eines gebrauchst, bist du ein Idiot. Es ist ein sehr hübsches Spiel.« Wir fingen an.
    »Bist du bereit?« fragte mein Sohn.
    »Ja«, antwortete ich – und hatte damit auch schon den ersten Punkt verloren.
    »Idiot«, sagte Amir und wiederholte die verhängnisvolle Frage: »Du bist also bereit?«
    »Vollkommen.«
    Mit diabolischem Scharfblick hatte ich die Falle erkannt und vermieden.
    »Ist Amir ein schönes Kind?« fragte lauernd mein Sohn. »Möglich.«
    »So kann man nicht spielen«, tadelte Amir. »Du mußt in ganzen Sätzen antworten.«
    »Gut. Also: es sieht ganz danach aus, als wärest du ein schönes Kind, Amir, mein Sohn.«
    »Was für eine Farbe hat der Schnee?«
    Das war abermals eine Falle, und ich wußte ihr abermals zu entgehen: »Der Schnee hat eine außerordentlich helle Farbe.«
    Jetzt versuchte es Amir auf andre Weise:
    »Möchtest du gerne singen?«
    Ohne Zweifel erwartete er eine Antwort, in der zumindest das Wörtchen »ich« vorkäme. Nun, da hatte er sich verrechnet.
    »Es bereitet mir kein Vergnügen, dich zu enttäuschen«, sagte ich. »Aber meine Stimme ist leider nicht so geartet, daß sie sich zum Singen eignen würde.«
    »Warum sprichst du so langsam?«
    »Im allgemeinen ist das nicht meine Gewohnheit. Im vorliegenden Fall jedoch erscheint es mir als der einzige Weg, die von euch gestellten Fallen zu umgehen.«
    »In Ordnung, Pappi. Du hast das Spiel erlernt.«
    »Allerdings. Niemand wird bestreiten, daß meine Bemühungen um die Bewältigung der Schwierigkeit, auf bestimmte Wörter zu verzichten, sich als erfolgreich erwiesen haben.«
    »Welche Wörter meinst du?« Amir unternahm einen letzten, verzweifelten Ausfall.
    »Es handelt sich um bestimmte Schlüsselwörter, die auf Grund einer für alle Beteiligten bindenden Übereinkunft von mir nicht verwendet werden dürfen, um meinen Partnern keine Gelegenheit zu bieten, mich als Verlierer zu bezeichnen. Wie sich zeigt, hat die Fähigkeit meines Intellekts, sich an gegebene Umstände anzupassen, das gewünschte Resultat gezeitigt, sie ist sogar, so darf man füglich annehmen, bereits zu einem integralen Bestandteil meines geistigen Habitus geworden, ohne meine rhetorischen
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