Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht mehr tun, was andere wollen

Nicht mehr tun, was andere wollen

Titel: Nicht mehr tun, was andere wollen
Autoren: Henrik Fexeus
Vom Netzwerk:
Indem ich bei Ihnen das richtige Programm aktiviere, kann ich Sie dazu bringen, ein automatisches Verhalten abzuspulen, während Sie an ganz andere Dinge denken. Und schon kaufen Sie das Waschmittel noch einmal. Oder Ihnen wird klar, dass Sie zu den Leuten gehören, die die Ansichten des Hausbesitzervereins teilen. Glücklicherweise haben Sie ja auch noch jede Menge andere Dinge im Kopf, daher klappt dieses Verhaltensprogramm vielleicht nicht immer. Sie brauchen also nicht gleich total paranoid zu werden. Aber ein bisschen. Denn diese Techniken werden immer dann verwendet, wenn Sie raffiniert überzeugt werden sollen: Das geht von politischer Propaganda über religiöse Predigten bis hin zur Zahnpastareklame. Der Unterschied zwischen Werbung für Blendamed und Werbung für Angela Merkel ist vielleicht kleiner, als Sie glauben.
    Der Pförtner im Kopf
    Ihre Sinne werden jeden Tag mit Unmengen von Informationen bombardiert, und Ihnen wabern bereits eine Menge Gedanken durch den Schädel. Deswegen haben Sie automatische Schilde entwickelt, die Sie vor Informationsüberflutung schützen. Spüren Sie etwa den Stuhl, auf dem Sie sitzen, während Sie dies lesen? Sehen Sie, was vor Ihrem Fenster geschieht? Hören Sie, was rund um Sie herum passiert? Wahrscheinlich nicht, und das verdanken Sie eben diesen Schilden. (Beziehungsweise – Sie spüren und sehen das alles vielleicht jetzt, nachdem ich Sie darauf angesprochen habe.) Ihre bewusste Aufmerksamkeit ist wie ein Spotlight, das Sie auf die Sache richten, mit der Sie sich gerade beschäftigen, aber sie fungiert auch als Pförtner, der bestimmt, welche Informationen hereinkommen dürfen, welche draußen bleiben müssen und welche erst noch mal eine Runde um den Block drehen und ein bisschen ausnüchtern müssen. Der Pförtner filtert Ihre Gedanken und verhindert, dass Ihnen zerstreute Gedanken oder jähe I deen querschießen, wenn Sie über etwas Bestimmtes nachdenken wollen.
    Doch Sie müssen einen Preis dafür bezahlen, dass Ihr Bewusstsein unwillkommene oder irrelevante Gedanken herausfiltert. Sie können sich nämlich nicht an das erinnern, was am Eingang abgewiesen wurde. Wenn Sie manchmal ein Gedächtnisproblem haben oder Informationen auslassen, liegt das häufig daran, dass Sie nicht darauf aufgepasst haben und Ihr Schild diese Informationen abgeblockt hat. Wenn man einer Sache seine Aufmerksamkeit schenkt, bedeutet das, dass man sich im Bedarfsfall konzentrieren und eventuellen Ablenkungen widerstehen kann. Bei diesem Prozess aktivieren Sie bewusst Ihr Gedächtnis, was sowohl Ihre bewusste als auch Ihre automatische Aufmerksamkeit steigert.
    Automatische Aufmerksamkeit? Hatte ich nicht vorhin noch behauptet, Aufmerksamkeit sei eine bewusste Handlung? Nun ja, Konzentration ist eine bewusste Handlung. Aufmerksamkeit können Sie einer Sache sowohl bewusst als auch unbewusst schenken, und das ist der Grund dafür, dass wir beeinflusst werden können, ohne es zu merken. Dieses Phänomen heißt automatische Aufmerksamkeit.
    Mini-Erinnerungen
    Eine weitere Bezeichnung für die automatische oder unbewusste Aufmerksamkeit lautet erlerntes Verhalten. Und das funktioniert so: Sagen wir, Sie beobachten irgendetwas in Ihrer Umgebung. Es handelt sich um etwas, dessen Bedeutung Sie irgendwann schon einmal gelernt haben, deshalb müssen Sie nicht näher darüber nachdenken, sondern springen gleich automatisch weiter zur Bedeutung. Beispiel: 1+1. Sie wissen, dass 1 plus 1 2 macht. Wenn also Ihre Augen die Zeichenkombination » 1+1« sehen, denken Sie automatisch » 2«, ohne es vorher ausrechnen zu müssen. Wenn Sie einen Bissen verdorbenes Essen in den Mund stecken, reagieren Sie automatisch mit Ausspucken, bevor Sie bewusst zu der Erkenntnis kommen, dass da was nach Gülle schmeckte. Stellen Sie sich vor, Sie hätten kleine Informations- » Pakete« im Kopf, kleine » Mini-Erinnerungen«, die eine unmittelbare Antwort auf bestimmte Stimuli geben, z. B. Fahrrad fahren, Auto fahren oder das Ergebnis von 1+1 wissen. Um diese Fähigkeit zu erlernen, mussten Sie zunächst eine bewusste Anstrengung unternehmen, zum Beispiel die einfache Mengenlehre verstehen oder das Balancieren auf zwei lächerlich dünnen Gummireifen lernen, aber wenn Sie nur hartnäckig genug üben und wiederholen, wird diese Fähigkeit automatisiert. Heute fällt es Ihnen wahrscheinlich nicht mal mehr auf, wenn Ihre Mini-Erinnerungen aktiviert werden, z. B. wenn das Auto vor Ihnen plötzlich scharf bremst oder Ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher