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Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Titel: Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller
Autoren: Lutz C. Frey
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Klumpen ihres schwarzen Fleisches quollen, während es sich von ihren zappelnden Knochen löste. Ihre Körper, die sie nun schutzsuchend aneinander pressten, verschmolzen zu einem einzigen, triefenden Haufen aus Fleisch, Blut und Innereien und schließlich begannen auch ihre Knochen, sich aufzulösen.
    Ihre Schädel klatschten mit einem hohlen Plop! aneinander und verbanden sich zu einem bizarren Ball aus Haaren, Hautfetzen und Schädelknochen. Schließlich sackten ihre Körper, immer noch zuckend, in einem widerwärtigen See aus der teerigen, schwarzen Masse zusammen, die einst ihr Blut gewesen war.
    Dann war es vorbei.
    Ein Gestank erfüllte den Dachboden, der wohl am besten für jene vorstellbar ist, die schon einmal das zweifelhafte Vergnügen hatten, den Geruch einer uringetränkten Wolldecke, die man in ein Lagerfeuer geworfen hat, aus nächster Nähe wahrzunehmen. In diesen Geruch mischte sich der Gestank von Leichen, die seit Urzeiten an irgendeinem feuchten Ort tief unter der Erde verrotten. Ein Brodem, der imstande war, Körper und Geist gleichermaßen zu vergiften.
    Daher war es durchaus einzusehen, dass Sloburns naheliegende Prioritäten darin bestanden, den Ort des Geschehens schnellstmöglich zu verlassen. Er betätigte den Schalter seiner Lampe und der Strahl wurde wieder normal. Er warf einen flüchtigen Blick auf das Nest. Es waren tatsächlich deutlich mehr als zwanzig Leichen, eher drei Dutzend.
    Und jetzt, bei genauerer Betrachtung im Schein der kräftigen Lampe, konnte er tatsächlich die frischeren Exemplare von denen unterscheiden, die schon länger hier oben waren. Alle Leichen waren in gleicher Weise ausgezehrt, als sei das Leben regelrecht aus ihnen herausgesaugt worden. Die älteren hatten allerdings einen deutlich blasserenen Farbton angenommen, ihre Züge waren kaum noch erkennbar und sie waren auf dem besten Weg, zu Staub zu zerfallen. Als Sloburn eine der Leichen mit der Spitze seines Schuhs antippte, fiel ein großes Stück ihrer Außenhülle in den ausgemergelten Brustkorb und zerstob mit einem hohlen Ploppen.
    Die Haut der frischeren Leichen war noch etwas widerstandsfähiger, zäh wie altes, gegerbtes Leder. Und er konnte noch Gesichtszüge in ihren eingefallenen Gesichtern ausmachen. Tatsächlich identifizierte er die neueren als drei junge Burschen, aller Voraussicht nach Jakobs Freunde und zwei weitere, ältere Unbekannte, wobei er sich bei seiner Einschätzung maßgeblich von den Resten ihrer Kleidung und ihrer Kopfbehaarung leiten ließ. Er erkannte Bert Hofmann an dessen typischer Brille, einem runden, längst aus der Mode gekommenen John-Lennon-Modell, und den Resten seines struppigen Barts. Das silbrige Drahtgestell war verbogen und ein Glas war zersplittert.
    Sloburn würde seine Joints nie mehr aus dem Gras von Bert Hofmann bauen können, was in der Tat ein Jammer war. Er widerstand dem Impuls, die kleine, verbogene Brille aufzuheben und mitzunehmen. Er hatte bereits das, weswegen er hierhergekommen war. Und für alles andere war er diesmal leider zu spät gekommen.
    Sloburn richtete sich auf und sah sich nochmals um. Er wurde das Gefühl nicht los, das er beobachtet wurde. Aber das war nicht möglich, er hatte die Geschöpfe getötet, die für das Massaker hier verantwortlich waren und er wusste instinktiv, dass diese Geschöpfe sich auf Eindringlinge zu stürzen pflegten, sobald diese das Pech hatten, sich in ihre Nähe, geschweige denn ihr Nest zu verirren. Zurückhaltung war ganz und gar nicht ihre Sache.
    Trotzdem überkam Sloburn ein seltsam nagendes Gefühl und er ließ den Strahl seiner Lampe ein weiteres Mal über den entsetzlichen Anblick der vertrockneten Leichen wandern, während zu seinen Füßen die Reste der Mädchen verdampften und dabei ekelhafte Blasen warfen. Er betrachtete die qualmenden, schleimigen Überreste nachdenklich und plötzlich streifte der Gedanke an eine Hexe sein Gehirn, so plötzlich, dass er erschreckt einen Schritt zurückwich.
    Eine Hexe mit einem breitkrempigen, schwarzen Hut, die auf einem Besen reitet, und zeternd und fluchend in einer Wasserpfütze versinkt, und schreckliche, fliegende Affen. Er zwinkerte verwirrt, versuchte, den Gedanken festzuhalten – aber der kurze Impuls war schon wieder vorbei.
    Und plötzlich begriff Jake Sloburn. Er hatte eine Erinnerung gehabt. Ein Nachhall aus einer Zeit, in der es für ihn keine bewussten Gedanken gab. Keine geben sollte , und doch …
    Plötzlich erscholl ein Schrei aus dem Geschoss
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