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Naschkatze

Titel: Naschkatze
Autoren: M Cabot
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verschwundenen Schuhe) -, kehrt die Erinnerung an die Ereignisse, die dieser verwirrenden morgendlichen Entdeckung vorausgegangen sind, langsam zurück. Zu Beginn des neuen Jahres haben Chaz und ich uns geküsst.
    Rein freundschaftlich. Zumindest hatte ich das so geplant. Aber dann hat Chaz mich in die Arme genommen, und der Kuss wurde immer intensiver. Lachend versuchte ich ihn wegzuschieben und sah, dass er nicht lachte – wenigstens nicht so amüsiert wie ich.
    »Komm schon, Lizzie«, mahnte er, »du weiß doch...«
    Bevor er weitersprechen konnte, hielt ich ihm den Mund zu. »Nein, das dürfen wir nicht.«
    »Oh, und warum nicht, zum Teufel?«, fragte er unter meinen Fingern. »Nur weil ich Shari zuerst kennengelernt habe? Wären wir beide uns früher begegnet...«

    »NEIN!«, wiederholte ich und presste meine Hand noch fester auf seine Lippen. »Nicht deshalb . Im Augenblick fühlen wir uns verwundbar und einsam. Wir wurden beide verletzt …«
    »Ein Grund mehr, warum wir einander trösten sollten.« Chaz zog meine Hand von seinem Mund weg. Um sie zu küssen! »Und ich glaube, du müsstest deinen ganzen Frust, den du Luke verdankst, an mir auslassen. Physisch. Ich verspreche dir, ganz still dazuliegen, während du’s tust. Es sei denn, du willst, dass ich mich bewege.«
    »Hör auf!«, japste ich und entriss ihm meine Hand. Wieso brachte er mich zum Lachen, in einem so ernsten, bedeutsamen Moment? »Du weißt, ich liebe dich – als guten Freund . Und ich möchte nichts tun, was unsere freundschaftliche Beziehung gefährden würde.«
    »Also, ich schon. Ich will Dinge tun, die unsere freundschaftliche Beziehung sogar sehr gefährden würden, Lizzie. Weil ich nämlich glaube, wir sollten am physischen Aspekt unserer Beziehung arbeiten.«
    »Da musst du dich gedulden.« Ich lachte immer noch. »Weil wir beide Zeit brauchen, um zu betrauern, was wir verloren haben, und zu genesen.«
    Angewidert schnitt er eine Grimasse, die mich nicht überraschte. Mein Protest und meine Wortwahl schienen ihm zu missfallen.
    Aber ich fuhr unbeirrt fort: »Falls wir nach einiger Zeit immer noch den Wunsch verspüren, unsere Beziehung auf eine andere Ebene zu verlagern, können wir ja noch mal darüber reden.«
    »Wie lange dauert das?«, wollte er wissen. »Ich meine, bis wir genug getrauert haben und genesen sind.«

    »Keine Ahnung.« Es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren, weil er mich immer noch umarmte und die Manschettenknöpfe seines Großvaters sich durch die Seide meines Kleids drückten. Und das war nicht alles, was sich an mich presste. »Mindestens einen Monat.«
    Da küsste er mich wieder, und wir schwankten im Takt der Musik umher.
    Sicher war’s nicht nur der Champagner, der das Gefühl in mir weckte, statt der weißen Luftballons würden goldene Sterne auf uns herabregnen.
    »Nun ja, mindestens eine Woche«, verbesserte ich mich, als er mir endlich zu atmen erlaubte.
    »Abgemacht«, sagte er. Dann seufzte er. »Aber das wird eine lange Woche. Was hast du eigentlich da drunter an?« Seine Finger zupften am Gummiband meines Höschens, das er unter meinem Kleid spürte.
    »Oh, meinen Spanx-Body.« In diesem Moment beschloss ich, von jetzt an skrupellos, ja sogar brutal ehrlich zu sein – und zum Beispiel einem Jungen gestehen, dass ich keine Tangas, sondern Radfahrerhosen trug.
    »Spanx«, murmelte er an meinen Lippen. »Klingt ziemlich abgefahren, und ich kann’s gar nicht erwarten, dich drin zu sehen.«
    »Nun...«, begann ich und begrüßte eine weitere Chance zu brutaler Ehrlichkeit. »Eins will ich dir schon jetzt sagen – es ist nicht so aufregend, wie du vielleicht vermutest.«
    »Das glaubst du . Und ich möchte dir nur klarmachen – wenn ich in meine Zukunft schaue, sehe ich nichts au ßer dir.« Flüsternd fügte er hinzu: »Und da trägst du keinen Spanx-Body.«
    Die restliche Nacht war ein verschwommenes Durcheinander
voller Küsse und Champagner und Tänzen und noch mehr Küssen. Schließlich taumelten wir aus dem Plaza, als die ersten rosa Lichtstreifen am Himmel über dem East River erschienen, sanken in eines der wartenden Taxis und dann irgendwie in mein Bett.
    Aber offensichtlich ist nichts passiert, weil wir a) beide vollständig angezogen sind und weil ich b) nicht dazu bereit gewesen wäre – ganz egal, wie viel Champagner ich getrunken habe.
    Denn diesmal werde ich alles richtig machen, nicht auf die Lizzie-Art.
    Und es wird klappen. Weil ich raffiniert bin.
    Nun liege ich da und denke
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