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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft
Autoren: Lisa Kleypas
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dem breiten Brustkasten, lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und blickte sie unverwandt an. Der Schein der Lampe in der kleinen Vorhalle ihres vornehmen Londoner Hauses warf die Schatten seiner langen, dichten Wimpern auf die fein gemeißelten, hohen Wangenknochen.
    Amanda musste insgeheim zugeben, dass Mrs. Bradshaw einen ausgezeichneten Geschmack hatte. Der Mann, den sie ihr geschickt hatte, sah zu ihrer Überraschung äußerst gepflegt und wohlhabend aus. Seine Kleidung war von vornehmer Eleganz, ohne altmodisch zu sein Ein schwarzer Gehrock, anthrazitgraue Hosen schwarze Schuhe von makellosem Glanz. Das gestärkte Hemd hob sich schneeweiß von der gebräunten Haut ab. Das Halstuch aus grauer Seide war perfekt zu einem einfachen Knoten gebunden. Hätte man von Amanda zuvor verlangt, ihren Idealmann zu beschreiben, so hätte sie ihn als blond, hellhäutig, schmal und feinknochig geschildert. Nun musste sie ihre Meinung völlig revidieren. Kein blonder Apoll konnte sich auch nur im Entferntesten mit diesem großen, kraftvollen, schönen Mann messen.
    „Sie sind Miss Amanda Briars“, sagte er mit erzwungener Geduld.
    „Und Sie sind der Herr, den mir Mrs. Bradshaw auf meinen Wunsch geschickt hat?“
    „Anscheinend“, sagte er langsam.
    „Also, ich entschuldige mich bei Ihnen, Mister … nein, nein, sagen Sie es mir nicht. Wie ich bereits erklärte, habe ich mich geirrt und deswegen bitte ich Sie jetzt zu gehen. Natürlich werde ich Sie bezahlen, auch wenn ich Ihre Dienste nicht in Anspruch genommen habe. Schließlich liegt die Schuld allein bei mir. Sagen Sie mir nur, was Sie für gewöhnlich berechnen, dann werde ich die Angelegenheit auf der Stelle begleichen.“
    Während er sie anstarrte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Die Verwirrung ging in Begeisterung über und in den tiefblauen Augen blitzte ein teuflischer Schelm Seine Reaktion machte sie beklommen und rief ein unerwünschtes Zucken in ihrem Gesicht hervor.
    „Erklären Sie mir, welche Art von Diensten gewünscht war“, schlug er freundlich vor und stieß sich von der Tür ab. Er trat auf sie zu, bis sein Körper ihr unerträglich nahe war. „Leider habe ich die Einzelheiten nicht mit Mrs. Bradshaw besprochen.“
    „Oh, nur das Wesentliche.“ Amandas Selbstsicherheit schwand von Sekunde zu Sekunde. Abgesehen von den brennenden Wangen, schien es ihr, als pochte ihr Herz in Jedem einzelnen Körperteil. „Das Übliche.“ Wie in Trance drehte sie sich zu dem an der Wand stehenden, halbrunden Tischchen aus Zedernholz um, auf das sie ein Bündel sorgfältig gefalteter Pfundnoten gelegt hatte.
    „Ich begleiche stets meine Schulden. Und ich habe Sie und Mrs. Bradshaw unnötig bemüht also bin ich mehr als bereit, dafür aufzukommen …“ Mit einem erstickten Laut hielt sie inne, als sie seine Hand an ihrem Oberarm spürte. Es war undenkbar, dass ein fremder Mann eine Lady berührte! Abgesehen davon war es natürlich ebenso undenkbar, dass eine Lady sich eine männliche Hure ins Haus holte, aber genau das hatte sie getan. In ihrer Pein beschloss sie, sich eher aufzuhängen, bevor sie ein zweites Mal eine solche Dummheit beginge.
    Bei seiner Berührung wurde sie stocksteif. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen, als seine Stimme dicht hinter ihrem Kopf ertönte. „Ich will kein Geld.“ In seiner tiefen Stimme schwang Belustigung. „Für Dienste, die Ihnen nicht erwiesen wurden, wird nichts berechnet.“
    „Danke.“ Ihre Fäuste ballten sich zusammen, bis die Knöchel weiß wurden. „Sehr freundlich von Ihnen. Dann werde ich wenigstens für die Mietkutsche aufkommen. Sie brauchen dann nicht zu Fuß nach Hause zu gehen.“
    „Oh, ich gehe noch nicht.“
    Amandas Unterkiefer fiel herunter. Sie wirbelte herum und sah ihn erschrocken an. Was meinte er damit? Nun, er würde gehen müssen ob es ihm passte oder nicht! Schnell erwog sie die Möglichkeiten, die ihr blieben. Leider gab es deren nicht viele. Sie hatte ihren Bediensteten – einem Lakaien, einer Köchin und einem Mädchen – den Abend freigegeben. Aus dieser Ecke war demnach keine Hilfe zu erwarten. Als letzten Ausweg konnte sie schlecht einen Konstabler um Hilfe rufen. Sie würde öffentlich Aufmerksamkeit erregen, was ihrer Karriere schaden könnte, und ihre Schriftstellerei war die einzige Quelle, mit der sie ihren Lebensunterhalt bestritt. In dem Porzellanständer an der Tür entdeckte sie einen Schirm mit Eichenholzgriff und näherte sich ihm so unauffällig wie
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