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Nach all diesen Jahren

Nach all diesen Jahren

Titel: Nach all diesen Jahren
Autoren: Cathy Williams
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viele Möglichkeiten hier! Wir haben schon eine Spielgruppe für Oliver entdeckt! Und dann ist es so ruhig und friedlich.“
    Schweigend hörte er ihr zu, bis sie schließlich – unsicher geworden – aufhörte zu reden.
    „Vor zwei Wochen habe ich dir eine Frage gestellt.“
    Sarah fühlte sich außerstande, etwas zu sagen, obwohl sie natürlich die letzten vierzehn Tage an nichts anderes gedacht hatte.
    Ungeduldig trommelte Raoul mit den Fingern auf den Tisch. „Sarah! Ich werde nicht ewig auf eine Antwort warten. Ich wollte dir Zeit geben, dich in deinem neuen Zuhause einzurichten. Offensichtlich hast du das inzwischen getan. Wie lautet also deine Antwort?“
    „Ich … ich weiß nicht.“
    „Tut mir leid, damit gebe ich mich nicht zufrieden.“ Raoul zwang sich, Ruhe zu bewahren.
    „Kann … kann ich noch ein paar Tage darüber nachdenken?“ Sarah fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. „Ich meine … es ist schon ein bedeutsamer Schritt im Leben.“
    „Plötzlich Vater zu werden auch.“
    „Ja. Schon. Aber …“
    „Du hast jetzt aber nicht vor, mit der alten Leier von der aufopfernden, alleinstehenden Mutter abzulenken?“
    „Natürlich nicht!“, rief sie tödlich beleidigt.
    „Und wie lautet dann deine Antwort?“ Er sah sie an, sah den Konflikt, der sich in ihrem Gesicht widerspiegelte, als hätte er sie zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Vor fünf Jahren wäre sie mir um den Hals gefallen, dachte er. „Wenn du jetzt Nein sagst, Sarah, dann war es das für mich.“
    „Was meinst du damit? Heißt das, du verschwindest aus Olivers Leben, wenn ich nicht einwillige, dich zu heiraten?“
    „Herrgott noch mal! Wann hörst du endlich auf, mich als Monster darzustellen? Ich würde nie mein eigen Fleisch und Blut im Stich lassen!“
    „Ich weiß. Tut mir leid. Aber was meinst du dann?“
    „Dass ich mich anderweitig umsehen werde“, verkündete er ungerührt. „Ich werde meine Anwälte beauftragen, die Besuchsrechte und den Unterhalt zu regeln. Abgesehen von den Tagen, an denen ich Oliver abhole, werden wir keinen Kontakt haben. Was du machst, mit wem du dich triffst – oder nicht triffst –, geht mich nichts an. Und umgekehrt gilt das natürlich genauso. Habe ich mich jetzt verständlich gemacht?“
    Sie wurde leichenblass. Wie er es jetzt formulierte, wurde ihr klar, dass sie ihn verlieren würde – und zwar für immer.
    Unglücklicherweise bedeutete das nicht, dass sie auf Knopfdruck aufhören konnte, ihn zu lieben. Ihre Gedanken überschlugen sich. Er ist ein fantastischer Vater, sagte sie sich. Aber vor allem würde sie es nicht ertragen, ihn nicht mehr in ihrem Leben zu haben. Wie hieß es so schön: Das Leben ist eben kein Wunschkonzert.
    Wenn ich seinen Antrag annehme, gebe ich mich mit Brosamen zufrieden, sagte sie sich. Zu gern hätte sie ihn gefragt, wie er sich ihre Ehe vorstellte, wenn er ihrer überdrüssig geworden wäre. Würde er sich eine heimliche Geliebte zulegen? Aber eigentlich wollte sie das gar nicht so genau wissen.
    Sie war immer der Überzeugung gewesen, dass eine Ehe ohne Liebe zum Scheitern verurteilt ist. Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, sich selbst einmal in dieser Situation wiederzufinden. Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein waren zwei wundervolle Tugenden, aber als Grund für eine Ehe reichten sie nicht aus. Raoul hingegen folgte logischen Erwägungen. Er war eben Pragmatiker – und jetzt musste sie das mitmachen. Aus dem einfachen Grund, weil ihr die Alternative – ihn zu verlieren – zu schrecklich erschien. Und für diese Schwäche hasste sie sich.
    „Ich werde dich heiraten“, verkündete sie und blickte verstohlen in sein Gesicht.
    Raoul lächelte. Einen Moment hatte ihn tatsächlich Panik überfallen, sie könnte ablehnen. Dabei geriet er nie in Panik! Selbst als er sich der Tatsache stellen musste, Vater zu sein und sein Leben völlig verändern zu müssen, hatte ihn das nicht erschüttert. Er bedachte die notwendigen Schritte und handelte dementsprechend. Aber als er eben den Kampf in Sarahs Gesicht beobachtet hatte, hatte ihn das Gefühl überwältigt, sich im freien Fall – ohne Netz und doppelten Boden – zu befinden.
    Raoul stand abrupt auf. Er hielt es für besser, sofort alles Notwendige zu besprechen und dann zu gehen – bevor sie wieder anfing zu zweifeln. Schließlich neigte sie seiner Meinung nach zu unberechenbaren Stimmungswechseln.
    „Ich denke, wir sollten es bald tun. So
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